Konzert:"Verkleiden fand ich früher schrecklich"

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Vor 40 Jahren hat Günter Mayr mit dem Philharmonischen Chor das erste Brucker Faschingskonzert veranstaltet - aus finanzieller Not. Dass es sich zu einem der wichtigsten Termine im Kulturkalender entwickeln würde, hat er damals freilich nicht gedacht

Interview Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Die Faschingskonzerte des Philharmonisches Chores gehören sowohl für Kulturfreunde als auch Faschingsbegeisterte zu den Höhepunkten des Jahresanfangs. Heuer nun feiern die Konzerte ihr 40-jähriges Jubiläum. Für den Erfolg ist der 79-jährige Günter Mayr verantwortlich, der die Konzerte 1978 gegründet und dann 33 Jahre lang geleitet hat, bevor er sie an ein jüngeres Team übergeben hat. Im Interview erinnert er sich an die Anfangszeit zurück.

In diesem Jahr werden die Besucher in ein Spukschloss geführt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

SZ: 33 Jahre Faschingskonzerte. Sie müssen ein richtiger Narr sein.

Günter Mayr: Im Gegenteil, eigentlich bin ich weder ein Faschings- noch ein Vereinsmensch. Das Verkleiden fand ich früher schrecklich. Mittlerweile ist das aber Routine, da fühle ich mich auch als Biene Maja auf der Bühne wohl.

Und warum dann ein Faschingskonzert?

Ich habe 1975 den Philharmonischen Chor gegründet. Damals gab es keine Unterstützung von der Stadt. Für keinen Verein und für uns schon gleich gar nicht. Also haben wir Geld gebraucht. Da ist mir die Idee für ein Faschingskonzert gekommen. Dass es so gut einschlagen würde, habe ich natürlich nicht gedacht. Mit den Einnahmen haben wir dann die komplette Vereinsarbeit für das ganze Jahr finanziert.

2015 war das Showgeschäft Thema beim Faschingskonzert. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Wie haben denn damals die Chormitglieder auf Ihre Idee reagiert?

Erst einmal waren alle begeistert. Aber als ich dann gesagt habe, dass sie auswendig singen müssen, hieß es, so geht das nicht, wir schaffen das nicht. Sie waren das nicht gewohnt und es war eine ganz neue Sache. Aber es hat dann wunderbar geklappt.

Bestimmt gab es in den 33 Jahren aber auch das ein oder andere Missgeschick.

Natürlich. Einmal habe ich beispielsweise die Dekoration kaputt gesungen. Gerade als ich bei einem hohen Ton war, ist die Dekoration, eine drei mal vier Meter große Leinwandkulisse, einfach runtergefallen. Ein anderes Mal hatte ich ein Duett mit einem anderen Tenor. Wir hatten Boxausrüstung vom Brucker Club Piccolo an. Ich hab ihn niedergeschlagen und gesungen "Reich mir die Hand, mein Leben". Er ist dann so blöd aufstanden, dass ich lauthals lachen musste. Ich habe sieben Mal neu angesetzt, konnte mich aber einfach nicht kontrollieren. Dann bin ich von der Bühne gegangen. Die Besucher haben natürlich Tränen gelacht.

Günter Mayr ist der Vater der Faschingskonzerte. (Foto: Johannes Simon)

Sie haben die Verantwortung in jüngere Hände gegeben. Sind sie mit der Arbeit ihrer Nachfolger zufrieden?

Sie machen es ganz anders, viel moderner, ich finde das super gut. Und ich bin froh, dass sie nie versucht haben, mich zu kopieren, sonst wird so eine Veranstaltung schnell ein alter Hut. Ich habe auch nie daran gedacht, ihnen rein zu reden oder Ratschläge zu geben. In dem Moment, in dem man aufhört, sollte man gehen und es den anderen komplett überlassen. Die sind ja nicht blöd.

Haben Sie eigentlich die kompletten Programme alle gemacht?

Am Anfang schon, da habe ich für jeden Sänger das Passende rausgesucht. Aber schnell ist das Selbstbewusstsein gewachsen und dann ist alles in Teamarbeit entstanden. So soll es ja auch sein.

Von Anfang an waren die Konzerte meist ausverkauft, heute ist es nicht anders. Warum sind die Brucker so begeistert?

Ich glaube es liegt daran, dass die Leute den ganzen Tag mit Perfektionismus gefüttert werden. Im Fernsehen, in der Freizeit, in der Arbeit. Da genießen sie es, wenn Amateure versuchen, sie mit großer Leidenschaft zu unterhalten und sie mitfiebern und lachen können. Mir war die Gaudi von Anfang an sehr wichtig. Wenn ein Laie auf der Bühne steht und glaubt, er sei der Größte, dann ist das doch peinlich.

Faschingskonzerte des Philharmonischen Chores unter dem Motto "Philharmonisches Spukschluss", Sparkassensaal Fürstenfeldbruck. Premiere am Samstag, 27. Januar von 15 Uhr an. Weitere Termine: 28. Januar, 3. ,4. 10. und 11. Februar. Restkarten ab 17 Euro unter 08141/63 604

© SZ vom 25.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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