Kino:Heimatabend

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Joseph Vilsmaier (rechts) steht dem Publikum Rede und Antwort. Der stellvertretende Vorsitzende des Kulturvereins, Manfred Vögele, moderiert. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Im Lichtspielhaus präsentiert Joseph Vilsmaier seinen neuen Film "Bayern - sagenhaft". Das Publikum ist angetan

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Im Janker mit hochgeschlagenem Kragen, Einstecktuch und dazu einem schicken Seidenschal steht Bayerns wohl bekanntester Filmemacher Josef Vilsmaier auf der Bühne des Brucker Lichtspielhauses und stellt sich den Fragen der Besucher. Die hatten gerade seinen aktuellen Film "Bayern - sagenhaft" gesehen. Über Kontakte des Kulturvereins Fürstenfeld, der den Filmabend gemeinsam mit der IG Lichtspielhaus organisiert hatte, war es gelungen, Vilsmaier für das Publikumsgespräch nach Fürstenfeldbruck zu locken.

Vor der Vorführung hatten Susanne Poller und der Brucker Stadtarchitekt Christian Lichtenberg den Besuchern die Geschichte des Kinos und die bereits erledigten sowie die noch geplanten Umbauarbeiten näher gebracht. Dabei wurde auch deutlich, dass die Wünsche von Denkmalschützern und Architekten nicht immer identisch - und doch alle mit den Ergebnissen zufrieden sind.

Es sei, so erzählt der 79-Jährige, bereits der 62. Kinobesuch, den er nur für diesen Film absolviert. Entsprechend wird aus dem Publikumsgespräch schnell ein Vortrag. Das liegt zum einen daran, dass Vilsmaier mittlerweile offenbar genau weiß, was die Leute an seinem Film interessiert, und zum anderen daran, dass die gut 100 Besucher sich mit Wortmeldungen auch eher zurückhalten. Selbst Vilsmaiers Aufforderung, ihm doch Fragen zu stellen, damit er nicht die ganze Zeit redet, stößt auf wenig Resonanz. "Was macht ihre Liebe zu Bayern aus? Die Menschen? Die Landschaft? Der Fortschritt? Die Tradition? Das Bier?", fragt dann doch einer der Anwesenden. Vilsmaier antwortet: "Sie haben schon alles genannt, ich kann da nichts rausnehmen." Warum der Film so wenig in Franken spielt, wollte Kreisheimatpflegerin Susanne Poller wissen, und ihr Dialekt verriet, dass sie bei die Frage durchaus eine persönliche Motivation hat. Das habe er schon in seinem Film "Bavaria - Traumreise durch Bayern" im Jahr 2012 drin gehabt und sich nicht wiederholen wollen, so der Regisseur.

Motive hat er für seinen Film allerdings wieder genug gefunden. Wieder mit einem Hubschrauber unterwegs und in Begleitung von Monika Gruber macht er sich auf die Spuren bayerischer Traditionen. Den roten Faden bildet ein Kalenderjahr, das Monat für Monat abgearbeitet wird, beginnend mit dem Neujahrsböllerschießen bis zur Herstellung von Porzellan-Christbaumschmuck. Dazwischen ist wirklich alles zu sehen, was Bayern an Tracht und Religion zu bieten hat: die Landshuter Hochzeit, die vielen Leonhardiritte, der Further Drachenstich, Altötting, das Kloster Metten. Auch die Kaltenberger Ritterspiele bekommen einen Besuch abgestattet. Die Bilder, die Vilsmaier produziert, sind gewaltig und authentisch. Was den Film für alle, die sich von Begriffen wie Bayern und Heimat geborgen fühlen, zur blau-weißen Kuscheldecke macht - und für alle anderen zur furchtbaren, fast unerträglichen Aneinanderreihung von Klischees und Kitsch.

Vilsmaier hat sich, so erklärt er, bewusst dafür entschieden, nur schöne, unkritische Bilder zu zeigen. "Bayern ist ungeheuer positiv. Ich wollte einen Film machen, der gefällt, der friedlich ist und den Zuschauern gut tut. Das andere, Schlechte, sieht man ja jeden Tag im Fernsehen und liest davon in der Zeitung." Beim Publikum ist Vilsmaiers Heimatfilm jedenfalls bestens angekommen, wie es auf Nachfrage des 79-Jährigen noch einmal lautstark bestätigt.

© SZ vom 17.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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