Investition in die Nordsee:Bruck setzt auf Windkraft

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Wichtiger Schritt in Richtung Energiewende: Die Fürstenfeldbrucker Stadtwerke beteiligen sich an einem Nordseeprojekt - die Kunden erhalten dann zu 100 Prozent umweltfreundlichen Strom.

Stefan Salger

Wenn an der Nordsee eine kräftige Brise weht, werden von Ende August an auch die Brucker profitieren: Die Stadtwerke haben sich am Südwest-Strom-Windpark "Bard Offshore 1" beteiligt. Weil das Erneuerbare-Energien-Gesetz höhere Einspeisevergütungen garantiert, gilt die Investition für die Stadtwerke als rentabel. Nach SZ-Informationen werden zunächst Eigenmittel zwischen zwei und drei Millionen Euro aufgebracht, 16 Jahre lang ist dann aber eine über dem Marktpreis liegende Vergütung gesichert.

Offshore-Windpark an der Nordsee: Die Brucker Stadtwerke investieren in die Windräder im Norden.  (Foto: ag.ddp)

Stadtwerke-Geschäftsführer Karl Heinz Schönenborn sieht in dem Vertragsabschluss einen wichtigen Schritt Richtung Energiewende. Vom ersten kommerziellen deutschen Windpark wird Bruck etwa sieben bis acht Millionen Kilowattstunden beziehen-ausreichend für 3000 Haushaltskunden.

Der 100 Kilometer nordwestlich von Borkum liegende Windpark umfasst 80 Einzelanlagen auf rund 60 Quadratkilometern -eine Fläche, die 10.000 Fußballfeldern entspricht. Die Fundamente sind in rund 40 Metern Tiefe verankert, die Masten ragen 152 Meter aus dem Wasser und würden damit die Türme der Münchner Frauenkirche um mehr als ein Drittel überragen. Die ersten drei Einheiten sind bereits errichtet, der Rest folgt bis Mitte 2011. Die Rotoren sollen mindestens 20 Jahre lang Strom produzieren-allein in dieser Zeit lassen sich gut 17 Millionen Tonnen Kohlendioxid einsparen.

Schönenborn sieht in der Beteiligung der 1892 gegründeten Stadtwerke, die rund 150 Mitarbeiter beschäftigen, einen wichtigen Beitrag zum Ausbau der Eigenerzeugung. "Die Nachhaltigkeit der Energieversorgung, der wir uns schon seit der Gründung der Stadtwerke durch Oskar von Miller verpflichtet fühlen, wird dadurch konsequent weiterverfolgt." Wie und vor allem bis wann die Stadt ganz unabhängig von der Strombörse werden kann, darüber wird zurzeit intensiv nachgedacht. Schönenborn will sich dazu noch nicht äußern.

Blickt man aber lediglich auf Tarifkunden und Kleingewerbe, dann ist diese Unabhängigkeit bereits im Spätherbst 2011, wenn die Windkraftanlage an der Nordsee komplett fertig gestellt ist, realisiert. Der Anteil umweltfreundlicher Stromerzeugung steigt für diese Gruppe dann von 92 auf 100 Prozent. Der gesamte von den Stadtwerken gedeckte Stromverbrauch, auch durch große Industriebetriebe, beläuft sich auf rund 250 Millionen Kilowattstunden. 44 Prozent kaufen die Stadtwerke über die Strombörse zu, der Rest wird vergleichsweise umweltfreundlich produziert durch Wasserkraft (12 Prozent), Kraft-Wärme-Kopplung (8 Prozent), Photovoltaik (14 Prozent), Müllverbrennung (20 Prozent) und Biomasse (2 Prozent).

Zu den Gesellschaftern der im vergangenen August gegründeten SüdwestStrom-Windpark GmbH & Co KG zählen neben den Brucker Stadtwerken rund 60 weitere kommunale Energieversorger aus Deutschland, Österreich, Liechtenstein und Luxemburg. Nach SZ-Informationen verhandeln die Brucker Stadtwerke zurzeit noch über Beteiligungen an einer weiteren Offshoreanlage. Details wollen die Stadtwerke dazu noch nicht nennen. Eine Beteiligung an Kohlekraftwerken, wegen der die Dachauer Stadtwerke sich jüngst großer Kritik der Bevölkerung ausgesetzt gesehen hatten, plant der Brucker Energieversorger laut Schönenborn nicht.

© SZ vom 05.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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