Handwerk:Erfolg mit Holz

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Die Schreiner sind gegenüber anderen Handwerksberufen im Vorteil: An Nachwuchs mangelt es ihnen nicht, ihr Beruf ist bei Auszubildenden beliebt. Nur Frauen finden sich dafür kaum. Am Wochenende stellen einige Betriebe ihre Werkstätten vor

Von Ekaterina Kel, Gröbenzell/Olching

Als ein Bäckermeister dieses Jahr eine junge Schreinerin in Bruck fragte, warum sie sich ausgerechnet für diesen Beruf entschieden hat, lautete ihre Antwort: "Weil es einfach geil ist". Dem kann sich Harald Volkwein, Obermeister der Schreinerinnung im Landkreis, nur anschließen: "Das trifft es einfach." Man habe als Schreiner den Kontakt zu Privatkunden, Architekten und allen anderen Handwerkern, die sich mit dem Bau beschäftigten. Mit "anständigen Materialien" mache man als Schreiner ein "ordentliches Produkt", nichts von der Stange und auch kein Fake. Der Beruf stehe für Tradition und fundiertes Fachwissen. "Ich selber würde nichts anderes machen", sagt der 64-jährige Volkwein, dessen Betrieb in Gröbenzell an der Industriestraße seit 1978, damals noch unter seinem Vater, zum Inventar der Gemeinde gehört.

Insgesamt stehe das Handwerk des Schreiners hier im Landkreis "sehr gut" da, so Volkweins Einschätzung. Die Schreiner seien breit aufgestellt und deckten von Fenster- und Fassadenanfertigung über Ladenbau bis zu klassischen Möbelentwürfen alles ab. "Wir haben für jeden Wunsch im Landkreis etwas dabei", sagt der Obermeister der Innung, einer Organisation, die für die fachliche Interessenvertretung einer Handwerkergruppe auf lokaler Ebene verantwortlich ist. Von den 122 eingetragenen Betrieben im Landkreis sind 46 in der Innung, die Teilnahme ist freiwillig.

Dieses Jahr lädt die bayerische Schreinerinnung wieder zum Tag des Schreiners ein. An diesem Samstag und Sonntag, 11./12. November, machen zwei Betriebe im Landkreis für alle Neugierigen ihre Türen auf. Volkwein lädt an beiden Tagen ein, mit ihm ins Gespräch zu kommen und seine Werkstatt kennenzulernen. Der kleine Betrieb von Heike Steinerstauch in Olching macht beim Tag des Schreiners ebenfalls mit. Da die Schreinerin ihren Laden alleine führt und noch einen Lehrling nebenbei betreut, habe sie leider nicht so viel Zeit, um ein Programm vorzubereiten. "Wir machen einfach die Tür auf und jeder kann kommen", sagt Steinerstauch. Letztes Jahr sei die Resonanz jedoch gut gewesen, sie habe neue Kunden dadurch bekommen. Deshalb macht sie dieses Jahr auch wieder mit. "Und überhaupt", sagt sie, "wer weiß noch, wie eine Werkstatt von innen aussieht?" Besonders viele seien im Vorjahr gekommen, um sich über Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren. Bewerbungen für Praktika hätten in letzter Zeit ebenfalls zugenommen, berichtet Steinerstauch.

Wie bei Meister Eder sieht es in modernen Betrieben nicht mehr aus: Innungsobermeister Harald Volkwein in seiner Gröbenzeller Werkstatt. (Foto: Günther Reger)

Der Obermeister zeigt sich optimistisch bei der Zahl der Anfänger. "Wir haben überhaupt kein Problem mit Nachwuchs." Im Gegenteil, sagt er, die Tendenz sei seit Jahren steigend, es würden sich jedes Jahr mehr junge Menschen im Landkreis auf die Lehrlingsstellen bewerben. Dieses Jahr schlossen 15 Schreinerlehrlinge ihre Ausbildung ab. Nächstes Jahr, so hofft Volkwein, werden es vermutlich 24 Abschlüsse sein. Seit langer Zeit beobachte er das steigende Interesse, das er unter anderem damit erklärt, dass der Fachverband Schreinerhandwerk Bayern schon seit mehreren Jahren gezielt versucht, junge Leute anzusprechen. Offenbar erfolgreich. Waren es 2010 noch insgesamt 40 Azubis, sowohl solche, die neu angefangen haben, als auch bestehende, die die Handwerkskammer für München und Oberbayern im Landkreis Fürstenfeldbruck gezählt hat, so sind es in diesem Jahr bereits knapp 50, eine auf den ersten Blick unauffällige Steigerung. Doch im Vergleich zum Jahr 2010 gibt es heute fünf eingetragene Schreinerbetriebe weniger, also kommen mehr Lehrlinge auf weniger Ausbilder.

Nachholbedarf hat der Landkreis bei den Frauen. So jemand wie Heike Steinerstauch ist hier eine Ausnahme, denn während in ganz Oberbayern 15 Prozent der Lehrlinge weiblich seien, sind im Landkreis Fürstenfeldbruck laut den offiziellen Zahlen der Handwerkskammer sowohl im Bestand als auch bei den Neuzugängen alle Lehrlinge von 2011 bis heute männlich gewesen. Harald Volkwein spricht jedoch von mehreren jungen Frauen, die dieses Jahr abgeschlossen haben.

Die Betreuung der Lehrlinge ist sehr aufwendig, weiß Stefan Dosch aus Geltendorf zu berichten, dessen Firma Holzraum am Wochenende ebenfalls zum Tag des Schreiners einlädt. Ein Koch, der ein spezielles Dunstabzugskochfeld vorstellen wird, wurde eigens für die Gäste eingeladen. Es werde auch etwas zum Basteln für die Kinder geben, kündigt Dosch an. Allerdings seien in den letzten Jahren sehr wenige Besucher gekommen. Er zeigt sich skeptisch, ob sich der Aufwand rentiere, denn es stehe viel Arbeit an und an Lehrlingsanwärtern fehle es dem Betrieb sowieso nicht. Interessierte gäbe es so viele, "dass wir gar nicht wissen, wohin mit denen". Etwa sechs Bewerbungen lägen ihm für nächstes Jahr vor, dabei könne er nur einen nehmen. Außerdem verdiene der Meister im Grunde nichts am Lehrling, stattdessen müsse er sogar noch Zeit investieren, um den jungen Menschen anzulernen. "Aber man hat gute Fachkräfte", räumt er ein.

Erst im letzten halben Jahr mache sich die Investition in den Nachwuchs bezahlt, sagt auch Volkwein. Trotzdem freut er sich über das steigende Interesse am Schreinerberuf. Schließlich fordere die Handarbeit die jungen Leute. Außerdem sei es ein hochmodernes Handwerk, man plane Büroausstattungen und große, moderne Küchen. Die Arbeit mit anderen Werkstoffen als Holz wie Mineralien und Glas und die Mitarbeit am energieeffizienten Häuserbau mache den Beruf noch abwechslungsreicher. "Da spielen wir im Landkreis Oberliga", rühmt sich Volkwein.

Im Übrigen sei auch im Schreinerbetrieb der Computer nicht mehr wegzudenken. "Unsere jungen Meister zeichnen alles mit Computer." Nicht so Volkwein selbst. Er überlässt die Modernisierung "anderen, jungen Köpfen" und setzt noch immer auf Handzeichnungen und persönliche Bindung an den Kunden. Schließlich redeten noch viele von "meinem Schreiner", das zeige, wie wichtig der Kontakt zu den Kunden sei.

© SZ vom 11.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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