Gilching/Germering:Ziel ist der Bundestag

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Glückliche Siegerin: Kerstin Täubner-Benicke (mit Blumenstrauß), Detlef Däke (Regionalbeirat) und Martina Neubauer aus Starnberg. (Foto: Nila Thiel)

Grüne nominieren Kerstin Täubner-Benicke als Direktkandidatin

Von Blanche Mamer, Gilching/Germering

Bei den Grünen sollte man stets auf Überraschungen gefasst sein: So auch am Dienstag im Schützenhaus in Gilching bei der Aufstellungsversammlung für die Direktkandidatur zur Bundestagswahl im kommenden Jahr. Als gemeinsame Kandidatin für den neu zugeschnittenen Wahlkreis 224 mit den Landkreisen Starnberg und Landsberg sowie der Stadt Germering war Kerstin Täubner-Benicke aus Starnberg vorgeschlagen: Die 49-jährige Kreisvorsitzende der Starnberger Grünen hat sowohl die Unterstützung des Landsberger Kreisverbandes als auch des Germeringer Ortsverbandes. Doch dann meldete sich spontan ein Gegenkandidat: Der promovierte Mathematiker Julius Herrmann, 63, aus Igling im Landkreis Landsberg bewarb sich ebenfalls um die Gunst der 50 anwesenden Wahlberechtigten. 312 Mitglieder waren zu der Versammlung eingeladen worden.

Hermann hatte allerdings keine Chance: Die meisten kannten ihn nicht, seine Positionen waren zu wenig konkret. Als Schwerpunkt nannte er "Geldpolitik" und "Respekt vor dem Leben". Er sprach sich für Regionalwährungen, Tauschwirtschaft und direkte Kommunikation mit der Basis aus. Mit seiner Aussage, die deutsche Wirtschaft müsse aufhören, fremde Wirtschaften kaputt zu machen und die Arbeit dahin bringen, wo die Menschen lebten, um Migration zu unterbinden, provozierte er gar kritische Zwischenrufe. Für Täubner-Benicke wird die Arbeit ja bereits exportiert: Es gehe vielmehr darum, soziale und ökologische Standards zu befolgen und Arbeiter in Asien und Afrika ordentlich zu bezahlen. Eine ihrer Forderungen ist, eine weitere Versiegelung des Bodens zu verhindern und keine neuen Gewerbegebiete zuzulassen. Gleichzeitig will sie Arbeit in Wohnortnähe und bezahlbaren Wohnraum auch in den Ballungsgebieten - eine Aussage, die zu kritischen Nachfragen führte. Obwohl sie bei der Fragerunde nicht alles genau beantworten konnte, bot sie die bessere Vorbereitung und ein klareres Programm.

Täubner-Benicke indes war treibende Kraft hinter dem Aktionsbündnis "Stopp Ceta/TTIP/Tisa Starnberg", ist aktiv im Bund Naturschutz, im Energiewendeverein und in der Energiegenossenschaft. Die Kreisvorsitzende ist zudem Sprecherin der Bundes- und Landesarbeitsgemeinschaft Christinnen. Nach zwei Fragerunden wurde Täubner-Benicke schließlich gewählt. Sie bekam im ersten Wahlgang 43 Stimmen, Herrmann nur zwei. Vier Grünen-Mitglieder enthielten sich, eine Stimme war ungültig. "Ich freue mich sehr auf die Kandidatur", sagte sie glückstrahlend. Denn nun gilt es, im Dezember bei der Listenaufstellung in Augsburg einen der vorderen Plätze zu erringen. "Der Kreisverband erwartet, dass ich unter die ersten 15 komme", sagte sie.

© SZ vom 29.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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