Geigerin Anna Katharina Kränzlein:Ihr Kosmos ist die Musik

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Die Geigerin Anna Katharina Kränzlein aus Puchheim hat sich mit der Folk-Rock-Gruppe "Schandmaul" einen Namen gemacht - jetzt geht sie neue Wege.

Jasmin Menrad

Anna Katharina Kränzlein wurde früher in immer dieselbe Schublade gesteckt: Bürgermeistertöchterchen und Geigerin. Acht Mal hat sie beim Wettbewerb "Jugend musiziert" gewonnen und schon früh gewusst, dass sie Musikerin werden möchte. Mit vierzehn Jahren lernte sie Klavierspielen, um alle Grundvoraussetzungen für ein Geigenstudium zu erfüllen. Wenn es um Musik geht, ist sie eine Streberin. Durch ihre Klavierlehrerin lernte sie den späteren Schandmaul-Gitarristen Martin Duckstein kennen und begleitete seine Band Weto mit der Violine. Dass sie von da an mit langhaarigen Männern Rockmusik machte, war eine Art Wendepunkt in Anna Katharina Kränzleins Musiklaufbahn. "Erst durch Schandmaul war ich auf einmal die coole E-Geigerin," sagt sie.

Anna Katharina Kränzlein hat acht mal beim Wettbewerb "Jugend musiziert" gewonnen. (Foto: privat)

Ihr Kosmos ist ganz klar die Musik, heute bewegt sie sich galant zwischen zwei musikalischen Welten. Mit der Folkrock-Band Schandmaul wurde sie nicht nur als Geigerin, sondern auch als Drehleierspielerin bekannt. Vor elf Jahren formierte sich die Band für einen einmaligen Auftritt in ihrer Stammkneipe, der Hexe in Gröbenzell. Das Konzert war ein so großer Erfolg für die sechs Musiker, dass sie es nicht bei diesem einen Gig beließen.

Mittlerweile zählt Schandmaul zu den erfolgreichsten deutschen Musikformationen, hat über 300.000 Platten verkauft und mit den letzten fünf Alben einen Platz unter den Top 20 der deutschen Charts erobert. An Musiksender und Radiostationen hat sich die Band nie verkauft, sie pflegt lieber den persönlichen Kontakt zu den Fans vor, während und nach den Konzerten. Der deutsche Folk-Rock mit mittelalterlichen Instrumenten kommt an. Während der zahlreichen Schandmaul-Tourneen muss Anna Katharina ständig an ihrer Technik feilen, denn beim Rocken kann das feine, virtuose und technisch perfekte Spiel schnell auf der Strecke bleiben.

Vor drei Jahren hat Anna Katharina Kränzlein ihre erste Solo-CD "Neuland" herausgebracht, auf der sie klassische Stücke neu interpretiert und arrangiert. "Für diese Platte habe ich das Pferd noch von hinten aufgezäumt", sagt sie. "Zuerst hatte ich die Idee, habe sie mit der Violine umgesetzt und erst später einen Schlagzeuger und einen Bassisten gefragt, ob sie dazu spielen können." Im Oktober vergangenen Jahres folgt ihre Platte "Saitensprung", die sie von Anfang an mit der Band arrangiert hat. Über ein Jahr hat sie mit ihrem Produzenten Günter Gebauer und den Letzte-Instanz-Musikern Specki T.D (Schlagzeug und Percussions) und Michael Ende (Bass) an diesem Album gefeilt. Das Konzept ist denkbar einfach: "Ich habe alle Musik, die mir gefällt, da eingebracht", sagt sie.

Das Ansinnen der 30-jährigen Anna Katharina Kränzlein ist es, "ihre" Musik, die Klassik, zu entstauben und mit den Mitteln der heutigen Zeit neu zu erzählen. Dabei setzt sie sich musikalisch keine Grenzen. "Die klassischen Musiker covern eigentlich die ganze Zeit nur und drücken dem ihren Stempel auf", sagt die diplomierte Geigerin. Sie dagegen geht einen Schritt weiter. Bei manchen ihrer Interpretationen finden sich nur noch Versatzstücke des eigentlichen Liedes, gemischt mit Rock, Pop oder Jazz. Neben klassischen Stücken hat Anna Katharina auch selbst komponiert "Hier habe ich gespielt, was aus meinem Herzen kommt", sagt sie über ihre eigenen Kompositionen. Auf dem neuen Album spielt sie nicht nur Geige, sondern auch Drehleier und singt.

Mit ihrer Musik hofft Anna Katharina Kränzlein auch ein klassikfernes Publikum begeistern zu können. Sie will zeigen, dass diese Musik nicht anstrengend ist. Die Klassik, der stets ein konservatives, braves Image anhaftet, kann davon nur profitieren. "Bei klassischen Konzerten kann man eine Stecknadel fallen hören, bei Rockkonzerten hingegen geht das Publikum richtig mit, bewegt sich. "Der ganze Raum ist dann voll von Emotionen", sagt sie. Mit ihrer neuen Formation Anna Katharina und Band und dem musikalischen Stilmix will sie Gefühle wecken. "Ich wünsche mir, dass das Publikum meine Konzerte aufmerksam begleitet." Ihr selbst ergeht es nicht anders, wenn sie eine schöne Melodie hört. Zuletzt hatte sie die bekannte Zirkusmusik von Julius Fucík tagelang im Ohr. Vielleicht findet sie sich schon auf dem nächsten Album wieder.

Live zu hören sind Anna Katharina und Band am Donnerstag, 2. Dezember, um 20 Uhr im Puchheimer Kulturzentrum Puc. Karten gibt es im Vorverkauf beim Puc, Telefon 089/8902540, und in der Buchhandlung Bräunling.

© SZ vom 27.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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