Gauting:Chlorgas-Alarm am Freibad

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Am Gautinger Freibad ist Chlorgas ausgetreten. Die Feuerwehr brauchte vier Stunden, um das Leck zu schließen.

Armin Greune

Austretendes Chlorgas im Freibad am Reismühler Weg hat am Abend des Ostersonntags zu einem Großeinsatz der Feuerwehren und Rettungsdienste geführt. 213 Einsatzkräfte waren fast vier Stunden lang bis nach Mitternacht mit der Lecksuche und dem Niederschlagen der Chlordämpfe befasst: Mit Wasserwerfern wurde das giftige Gas gebunden, bevor es sich ausbreiten und die Anlieger in Gauting ernstlich gefährden konnte. Allerdings klagten sieben Personen - darunter je zwei Feuerwehrleute und Polizisten - nach dem Vorfall über Kopfschmerzen und Übelkeit.

Ein Anwohner hatte um 20.30 Uhr die Polizei verständigt, weil er beißende Gerüche bemerkt hatte. Die Feuerwehr räumte die Umgebung des Freibads und richtete einen Sicherheitsbereich ein. Mit hermetisch abgeschlossenen Chemikalienschutzanzügen und Atemschutzgeräten ausgestattet, untersuchten Einsatzkräfte erst die 60-Kilogramm fassenden Gasflaschen der Chlorierungsanlage, wo aber keine Lecks festzustellen waren. Nachdem die Flaschen geschlossen wurden, belüftetet die Feuerwehr die Technikräume des Freibads.

Auch im Außengelände wurde die Chlorkonzentration mit einem Chip-Messsystem überwacht. Da das Gas 2,5 Mal so schwer wie Luft ist und sich in Wasser löst, konnte es mit Schleiern aus den Löschrohren gebunden und ausgewaschen werden. Die dabei entstehende Salzsäure war so stark verdünnt, dass gegen die Einleitung in den Kanal keine Bedenken bestanden, sagt Einsatzleiter Markus Reichart: "Unser Vorteil war, dass der Wind nicht stark war und sich die Dämpfe im Gelände kaum ausbreiteten." Wahrscheinlich trat chlorhaltiges Wasser bei einem Rohrbruch im Technikbereich des Bads aus.

Die Kontrollmessungen des Gefahrgutzuges in der Umgebung des Bads ergaben keine gefährlichen Chlorkonzentrationen, so dass auf eine Evakuierung verzichtet werden konnte. Die Messwerte blieben unter der Nachweisgrenze von 0,2 Parts per Million (ppm, zehntausendstel Prozent), sagt Reichart: Lediglich im Haus seien bis zu 1,9 ppm registriert worden. Die menschliche Nase kann Chlor bereits in Spuren von 0,02 ppm wahrnehmen.

Erreicht der Chlorgehalt in der Luft mehr als 0,5 Prozent, erleiden Menschen tödliche Verätzungen der Atemwege, weil das Gas mit der Feuchte der Schleimhäute Säuren bildet. Es wurde deshalb im ersten Weltkrieg als Kampfmittel eingesetzt, bis noch wirksamere Giftgase entwickelt waren. Wie Reichart berichtet, standen die Feuerwehrleute unter großer Belastung: Die luftdichte Schutzkleidung gleicht einem Raumfahreranzug und ist mit Überdruck gesichert. Die Einsatzkräfte mustten vier Paar Handschuhe übereinander anziehen, nach einiger Zeit blähe sich der Anzug auf "wie ein Michelin-Männchen", sagt der Kreisbrandrat: "Die Einsatzzeit ist deshalb auf 20 Minuten beschränkt."

© SZ vom 26.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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