Fürstenfeldbruck:Tafel feiert Geburtstag

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Elisabeth Weller übergibt einen Kuchen an die Bürgermeister Andreas Magg und Hans Seidl sowie an Gerda Bergler und Norman Wenke (Tafeln in Olching und Maisach). (Foto: Johannes Simon)

Seit 15 Jahren werden Bedürftige in Olching mit Lebensmitteln versorgt. In Maisach unterstützen ehrenamtliche Helfer ihre Kunden seit 2007

Von Eva Hanausek, Olching

In der Kulturwerkstatt fand am Dienstag die Jubiläumsfeier der Olchinger-Maisacher Tafel statt. Zahlreiche Gäste, engagierte ehemalige und aktive ehrenamtliche Mitarbeiter der Tafeln in Olching und Maisach sowie die Bürgermeister der beiden Gemeinden wurden von der Tafelbeauftragten der Bürgerstiftung, Elisabeth Weller, begrüßt. Die Olchinger Tafel feiert ihr 15-jähriges Bestehen und die Tafelausgabestelle Maisach ihr zehnjähriges Bestehen.

Die Tafeln haben ein einfaches Prinzip: Mit Unterstützung von Supermärkten, Einzelhändlern und Privatpersonen werden Lebensmittel, die sich in einwandfreiem Zustand befinden, aber fürs Wegwerfen bestimmt sind, gesammelt und an bedürftige Menschen verteilt. "Tafelarbeit, das ist ja nicht nur das Einsammeln der Ware bei den Supermärkten und die Ausgabe an unsere Kunden. Dahinter steckt noch eine Menge Arbeit und Logistik. Das fängt an bei allen Problemen rund ums Auto, geht über die Kontaktpflege zu den einzelnen Geschäften, ihren Filialleitern und Inhabern, über die Gewinnung von Spendern und Sponsoren, die Erstellung von Dienstplänen und Einsatzfahrplänen bis zur Zusammenarbeit mit den Vertretern verschiedenster sozialer Einrichtungen. Auch die Tafelmitarbeiterinnen müssen betreut werden, damit der Spaß an der Arbeit erhalten bleibt", erläutert Weller.

Die erste Tafel entstand durch Berliner Frauen 1993. Heute engagieren sich bundesweit 60 000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer in über 900 Tafeln mit mehr als 2100 Tafel-Läden und Ausgabestellen, um 1,5 Millionen Personen versorgen zu können. "Allein in Bayern werden 30 000 Tonnen Lebensmittel pro Jahr gesammelt und so vor der Vernichtung bewahrt", sagt der Vorsitzende des Tafel-Landesverbandes Bayern Reiner Haupka. Die 5000 ehrenamtlichen Mitarbeiter teilen an 200 000 Tafelkunden in 171 Tafeln Lebensmittel in Bayern aus. Anfangs waren die Tafel-Kunden oft Obdachlose, heute bitten vermehrt Großfamilien mit vielen Kindern, Geringverdiener, Rentner, die von Altersarmut betroffen sind, und Alleinerziehende um Hilfe. Bürgermeister Andreas Magg aus Olching drückt es passend mit den Worten aus: "Es sind Menschen wie du und ich". Magg erzählt über seinen jährlichen Einsatz in der Adventszeit bei der Olchinger Tafel. Wenn er die Kunden gefragt hat, was sie denn gerne wollen, hat er zur Antwort bekommen: "Das was Sie mir geben". In einer Welt des Überflusses und des Massenkonsums ist so ein Satz sehr selten geworden. Lebensmittel können nur Personen mit einem Tafelausweis bekommen.

Auf die Frage, was sich verändert hat in den letzten Jahren, erinnert sich das Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung, Helmut Stolle, an die Einführung des Barcodes. Was mit großer Wahrscheinlichkeit dem normalen Konsumenten nicht in Erinnerung blieb, hatte Auswirkungen auf die Spenden von haltbaren Milchprodukten. Durch die Modernisierung der Systeme fielen weniger Milchprodukte als Lebensmittelspenden an. Was aus wirtschaftlicher Sicht viel Sinn macht, hatte hier eine große Auswirkung. Stolle merkt weiter an: "Den Tafeln fehlen oft Produkte wie Nudeln, Zucker, Reis und Marmelade".

Während der Veranstaltung wird auch die Situation in Maisach erläutert. Hier wünschen sich die fleißigen Ehrenamtlichen zusätzliche Räumlichkeiten für die Tafel. Der Maisacher Bürgermeister Hans Seidl spricht die Problematik an und merkt hierzu an: "Wir überlegen momentan, wie wir das Ganze vergrößern oder verändern können, und es stimmt uns auch nachdenklich, wenn plötzlich mehr Bedarf da ist, mehr Waren benötigt werden. Das hat nicht unbedingt mit der Flüchtlingssituation zu tun, sondern dass Menschen in Not geraten".

Die Worte die Reiner Haupka den Besuchern am Ende seiner Rede mit auf dem Weg gibt, dürfen diese als Aufmunterung verstehen: "Kleine Dinge, die Sie tun, sind besser als große, die Sie planen".

© SZ vom 26.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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