Fürstenfeldbruck:Soldaten willkommen

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Die Brucker Stadträte bekennen sich zum Bundeswehrstandort - die einen mit mehr, die anderen mit weniger Leidenschaft

Wolfgang Krause

Das Bekenntnis zum Fliegerhorst teilen alle. Der Grad der Leidenschaft allerdings, mit dem sich die Mitglieder des Brucker Hauptausschusses am Dienstag gegen die möglichen Folgen der Bundeswehrreform wandten, unterschied sich derart, dass die Stimmung in der Debatte äußerst gereizt war.

Am Luftwaffenehrenmal der Bundeswehr in Fürstenfeldbruck legen Soldaten öffentlich ihre Gelöbnis ab. (Foto: Günther Reger)

"Der Stadtrat stellt fest, dass die Bundeswehr mit ihren verschiedenen Dienststellen am Standort in Fürstenfeldbruck absolut willkommen ist", hatte CSU-Stadtrat Andreas Lohde in seinem letztlich einstimmig angenommenen Antrag formuliert. Und im Folgenden betont, dass eine abermalige Reduzierung der Dienststellen "nicht nur aus Gründen des drohenden Kaufkraftverlustes mit den damit einhergehenden negativen Folgen für die hiesige Wirtschaft" abzulehnen sei. Auf Vorschlag von Klaus-Peter Ernst (CSU) wurde ausdrücklich die "historische Verbundenheit" der Stadt mit der Bundeswehr aufgenommen, die, wie sein Fraktionskollege Ludwig Lösch nicht zu erwähnen vergaß, als "Wiege der deutschen Luftwaffe" gilt.

All dem wollten auch Grüne und SPD nicht widersprechen. Karin Geißler (Grüne) nannte Lohdes Vorstoß aber einen "Schaufensterantrag" und warf ihm vor, nach dem Sankt-Florians-Prinzip zu verfahren. "Wir sollten uns viel mehr über unsere Vertreter bemühen, dass von Standortschließungen betroffene Regionen einen strukturellen Ausgleich erhalten", sagte sie. Walter Schwarz (SPD) erinnerte daran, dass der Stadtrat vor einigen Jahren nicht böse darüber war, dass der militärische Flugbetrieb eingestellt wurde. Und ohne Flugplatz sei ein Luftwaffen-Standort auf die Dauer nicht zu halten - "genauso wenig wie Gebirgsjäger in Hamburg". Das wiederum brachte ihm den Vorwurf von Herwig Bahner (CSU) ein, sich seinerzeit nicht für den Erhalt des Flugbetriebs eingesetzt zu haben. In die selbe Richtung argumentierte Franz Neuhierl, der sich als "relativ ranghoher Reserveoffizier" vorstellte und beklagte, dass zu wenige Stadträte die wichtigen Veranstaltungen besuchten. Klaus Wollenberg (FDP) wiederum beschwor die "Bundeswehr zum Anfassen", die in der gesamten Bevölkerung verankert sei: "Es kann nicht sein, dass da nur Freiwillige aus Mecklenburg-Vorpommern kommen." Das Engagement für den Standort sei deshalb "eigentlich eine Selbstverständlichkeit."

Die Fakten zum Fliegerhorst hatte die Stadtverwaltung für die Sitzungsvorlage zusammengetragen. Demnach sind am Standort Fürstenfeldbruck 800 Soldatinnen und Soldaten sowie 711 Zivilbedienstete eingesetzt. Jährlich werden außerdem an der Offizierschule der Luftwaffe 2600 Lehrgangsteilnehmer ausgebildet. Zur mit dem Fliegerhorst mittel- und unmittelbar verbundenen Wertschöpfung konnte die Stadtverwaltung keine konkreten Zahlen liefern. Genannt wurde lediglich die von der Bundeswehr angegebene Zahl von mehr als 200 Firmen in der Region, mit denen der Standort ständige Geschäftsbeziehungen unterhält.

Aber auch der Rückzug der Bundeswehr aus Fürstenfeldbruck schlägt sich in der Statistik nieder. 53 Einzelgebäude auf dem 2,2 Millionen Quadratmeter großen Militärgelände werden von Privatleuten oder Firmen genutzt, 81 Stellplätze und Freiflächen sind extern vermietet. Auch 18 Vereine und Vereinigungen aus der Region nutzen auf vertraglicher Basis Räume oder Flächen des Fliegerhorsts.

© SZ vom 07.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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