MVV:Kampf um den Schulbus

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Kinder aus dem Stadtteil Buchenau sollen von September an auf öffentliche Busse umsteigen. Bei einem Gespräch im Rathaus lehnen Eltern und Schulleitung diese Pläne jedoch rundweg ab

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Eltern und die Rektorin der Schule Nord lehnen Pläne ab, den Schulbus aus der Buchenau zu streichen und Kinder mit öffentlichen Bussen fahren zu lassen. Am Mittwochabend bekräftigten sie dies bei einer Aussprache im Rathaus. Sie wehren sich gegen längere Fußwege zur Haltestelle am Geschwister-Scholl-Platz und glauben, dass vor allem Erstklässler durch das Anfahren regulärer Haltestellen, den Kontakt mit anderen Fahrgästen und den Zustieg in überfüllte Fahrzeuge überfordert würden. Dritte Bürgermeisterin Karin Geißler (Grüne) rückte trotz einiger Zugeständnisse nicht von ihrer Überzeugung ab, Eltern und Kindern sei dies zuzumuten. Ähnlich haben das im Februar alle Fraktionen gesehen. Ob der Stadtrat in der entscheidenden Sitzung am 15. März der Empfehlung des Fachausschusses folgt, ist angesichts des nun aufgeflammten Protests freilich offen. Zehn Stadträte aller Fraktionen beobachteten die Debatte mit den etwa 25 Eltern und Pädagoginnen.

Am Donnerstag bringt der Schulbus Kinder von der Schule Nord in die Buchenau. (Foto: Günther Reger)

Im Zuge der vorgeschriebenen Neuausschreibung für die Schülerbeförderung will die Stadt erreichen, dass 52 Mädchen und Buben aus der Buchenau künftig auf Busse der Linie 840 umsteigen. Begründet wird dies zum einen mit der gesetzlichen Pflicht, Schüler vorrangig mit dem öffentlichen Nahverkehr zu transportieren. Zudem beziffert die Stadt die Einsparungen bei einem Verzicht auf eine Busfahrt am Morgen und drei Retour-Busfahrten um 11.15, 12.15 und 13 Uhr auf jährlich etwa 50 000 Euro und hofft bei einer stärkeren Auslastung des Nahverkehrs auf weitere Verdichtungen auch über den 15-Minuten-Takt hinaus durch zusätzlich eingesetzte Fahrzeuge. Kinder könnten auch zu anderen Zeiten mit ihren Monatskarten kostenlos mit dem Bus fahren - so auch dann, wenn sie ihren Bus verpasst haben. Die Stadt verweist auf positive Erfahrungen der Grundschule Mitte sowie ähnliche Projekte im Landkreis Starnberg - und darauf, dass auch viele andere Brucker Kinder bereits mit dem ÖPNV fahren.

Eltern und die Rektorinnen Bettina Jungtorius und Ricarda Kicherer (3. und 4. von links), diskutieren mit Vertretern der Stadt. (Foto: Günther Reger)

Florian Richter und weitere Elternvertreter halten Fußwege um die tausend Meter zur Bushaltestelle am Geschwister-Scholl-Platz für ebenso unzumutbar wie das Queren der stark frequentierten Bahnunterführung. Kinder müssten sich viel früher auf einen unsichereren Schulweg machen. Sie erinnern daran, dass der Schulbus Mitte der Achtzigerjahre als Kompensation für die weiteren Wege zur Schule Nord eingeführt worden ist, als Folge der Schulsprengeländerung. Richter ist der Überzeugung, dass die gesetzlichen Vorgaben der Stadt Ermessensspielraum lassen.

Rektorin Bettina Jungtorius, die sich vor allem darüber ärgert, dass die Stadt bislang nicht das Gespräch mit der Schule gesucht hat, sorgt sich um die Sicherheit auf dem Heimweg. Erforderlich sei in jedem Fall Aufsichtspersonal an der Haltestelle und im Bus. Zumindest in der Eingewöhnungsphase von September an soll dies laut Stadt auch gesichert sein, zudem sollen Sicherheitstrainings angeboten werden. Geißler will prüfen lassen, ob die Linie 840 morgens durch die Buchenau geleitet werden und dort eine Tempo-30-Zone eingeführt werden könnte - und ob Kinder auf dem Heimweg an der weniger frequentierten Haltestelle an der Konrad-Adenauer-Straße zusteigen könnten. Zudem stellte sie einen Ausbau der Haltestelle am Abenteuerspielplatz in Aussicht. Sie appelliert aber auch an sehr auf Sicherheit bedachte Eltern, sich selbst als Schulweghelfer zu engagieren.

© SZ vom 04.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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