Arbeitsmarkt:Bademeister gesucht

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Die Hallen- und Freibäder im Landkreis haben zunehmend Schwierigkeiten, Personal zu finden. Ähnlich wie in der Bäckerbranche schrecken den potenziellen Nachwuchs vor allem die Arbeitszeiten

Von Julia Bergmann , Fürstenfeldbruck

Erst vor wenigen Tagen klagte der Olchinger Bürgermeister Andreas Magg darüber, dass es bisher nicht möglich sei das Hallenbad auch samstags zu öffnen, weil man keinen Bademeister finden könne, der dafür eingestellt werden müsste. Auch Bernhard Richtberg, der stellvertretende Leiter des Freizeitparks Mammendorf, weiß, wie schwierig es ist, qualifizierte Kräfte zu gewinnen, obwohl die Stellen in Mammendorf momentan gut besetzt sind. Viele der Mitarbeiter seien Quereinsteiger. In der Branche sei es nicht mehr unüblich, dass Kollegen zunächst als Rettungsschwimmer anfangen und nach einiger Zeit die Prüfungen nachholen, die sie zum Bademeister qualifiziert. Angespannt sei die Lage trotz allem. "Die Leute wollen alle schöne Jobs", sagt er. Eine nette Arbeitsstelle im Büro also. "Die Hände schmutzig machen, will sich niemand mehr", so Richtberg. Das treffe seine Branche genauso wie die Bäcker und Metzger.

Krönauer wirkt fast resigniert. Man wisse nicht mehr, was man noch tun könne, um die Jugend für die Ausbildung zu begeistern. "Wir rennen jedes Jahr 25 Schulen ab, gehen in die Abschlussklassen", erzählt er. Man schrecke auch nicht davor zurück, Auszubildende einzustellen, die ohne Quali von der Hauptschule abgegangen sind und einen Notenschnitt von 5 haben. Die Hoffnung sei da gewesen, dass das irgendwie klappen könne. Sie wurde enttäuscht.

Schwierig sei auch, dass bei vielen Bewerbern, die ihre Lehre bereits abgeschlossen haben, die notwendigen technischen Kenntnisse nicht vorhanden seien. Auszubildende, die in großen Badebetrieben lernen, haben oft nicht die Möglichkeit, in diesem Bereich Erfahrung zu sammeln. "In großen Betrieben gibt es spezielle technische Leiter, die für die Überwachung und Bedienung der bädertechnischen Einrichtungen zuständig sind", sagt er. In der Amperoase gibt es das auch, aber ein neuer Bademeister müsste sich zumindest an Wochenenden und Feiertagen um die Technik kümmern.

Immerhin körperlich sei die Arbeit keine schwere, meint Krönauer. Reizvoll sei natürlich auch die Arbeitsumgebung, insbesondere in Freibädern. Man könne den Sommer im Freien verbringen und habe Kontakt zu den vielen Besuchern, fügt Richtberg hinzu.

Einer, der sich für den Beruf des Fachangestellten für Bäderbetriebe entschieden hat, ist Michael Hecht. Der 26-Jährige arbeitet seit einigen Monaten als Bademeister im Maisacher Freibad. "Das Reizvolle an dem Beruf ist für mich das Technische", sagt er. Schon während seiner Schulzeit sei er an Technik und Chemie besonders interessiert gewesen. Problematisch findet Hecht, dass viele Jugendliche ein völlig verkehrtes Bild von seinem Beruf haben. "Sie denken, man sitzt den ganzen Tag lang am Beckenrand und beobachtet - und damit hat es sich schon", sagt er. Doch der Job hat viel mehr zu bieten. Neben der Beaufsichtigung des Bade- und Saunabetriebes und der Betreuung von Bade- und (sofern vorhanden) Saunagästen organisiert und hält der Badmeister unter anderem häufig auch Kurse und Veranstaltungen, überwacht die bädertechnischen Einrichtungen, kontrolliert die Wasserqualität und Hygiene im gesamten Bäderbereich, pflegt und wartet die Einrichtung.

Für 2016 sucht das Maisacher Bad noch einen Auszubildenden mit Aussicht auf einen unbefristeten Arbeitsvertrag, sagt Hecht. Man will den Nachwuchs selbst anlernen und bestenfalls übernehmen. Zu bieten habe man mindestens genauso viel, wie die anderen Bäder auch, aber darüber hinaus vor allem ein einzigartiges Flair, findet Hecht. "Wie in einer großen Familie", sagt er. Und dann sei es in Freibädern, die nur während der Sommermonate betrieben werden, noch einmal schwieriger Interessenten zu finden. Der große Vorteil der Hallenbäder: Man hat geregeltere Arbeitszeiten. In den Freibädern wird den Sommer über durchgearbeitet, so dass die Bademeister auf ihre Stunden für den Winter kommen. "Wir haben mindestens eine Sechstagewoche", sagt Hecht. Dafür aber den Winter über frei.

© SZ vom 30.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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