Friseurinnung:Zum Schluss rasieren

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Andrea Macha demonstriert an einem Modell eine neue Frisur, und die Berufskolleginnen schauen zu. (Foto: Günther Reger)

Innungsmitglieder präsentieren Trendfrisuren

Von Valentina Finger, Puchheim

Etwas nervös ist Andrea Macha schon. Weil Catherine Boulanger, die als Vorsitzende des Modefachbeirats der Friseurinnung Fürstenfeldbruck normalerweise durch die Trend-Präsentationen führt, verhindert ist, muss sie dieses Mal das Wort zur Begrüßung ergreifen. "Ich rede ja eigentlich gar nicht so gern, ganz untypisch Friseur", sagt Macha, in deren Puchheimer Salon die aktuellen Herbst-Winter-Trends des Landesinnungsverbands des bayerischen Friseurhandwerks vorgestellt werden. Da Obermeister Josef Wieser sein Amt niedergelegt hat, steht Macha als Stellvertreterin derzeit der Friseurinnung vor. Bei den anstehenden Wahlen am 13. November wird sich einiges tun, die Vorstandschaft wird neu gemischt werden, scheint der Konsens bei den rund 25 Friseurinnen zu sein, die zu der Präsentation zusammengekommen sind.

Vieles tut sich auch auf den Köpfen der Modelle, um die sich die meist sehr jungen Zuschauerinnen scharen. Um diesen zu veranschaulichen, wie die neuen Frisuren jenseits des Laufstegs aussehen, schneidet und stylt Macha mit ihren Kolleginnen die Trends live im Salon nach. Besonders interessant ist das mitunter für die sieben Auszubildenden unter den Anwesenden: Trend-Schnitte wie "Wavy Bob" oder "Clavi Cut" können bei den Gesellenprüfungen verlangt werden. Was farblich angesagt ist, kann man bereits mit einem Blick auf die Vertreterinnen des Modefachbeirats erahnen: An bunten Spitzen oder Highlights in auffälligen Farben wie Pink, Violett oder Türkis kommt man als Haarkünstler in der kommenden Saison augenscheinlich nicht vorbei.

Außerdem wird es kurz. "Ich stehe ja auf Kurzhaarschnitte", sagt Macha, die selbst einen blonden Bob mit blauen Strähnen trägt. Präzise schneidet sie das Haar von Modell Sarah in Form. Alles mit Kamm und Schere, erst ganz am Schluss kommt für den letzten Schliff der Rasierer zum Einsatz. "Wir Friseure sollten wieder mehr schneiden und weniger rasieren", sagt die 44-Jährige. Manche ehemaligen Trends wie den Undercut, wobei das Haar an der unteren Kopfhälfte stark gekürzt wird, könne jeder zuhause nachmachen. Bei den neuen Styles hingegen sei endlich wieder Handwerk gefragt. "Das kann der Kunde selbst nicht, da muss er zum Friseur", sagt Macha, die seit 2005 den Salon in Puchheim und seit 2015 einen zweiten eigenen in Germering betreibt.

An Sarah präsentiert Macha den sehr kurzen Trend-Schnitt "Sweet Structure". Um die Ohren herum ist das Haar komplett ab, vorne spitzt es sich zu einem asymmetrischen Pony zu, der Farbverlauf ist von Blassrosa zu Magentapink. Für die 21-jährige Germeringerin, die seit zwei Jahren selbst im Salon von Andrea Macha arbeitet, ist die Veränderung nicht groß. Kurz seien ihre Haare schon immer gewesen, sagt sie achselzuckend. Außerdem stehe sie sowieso auf auffällige Looks, was ihre vielen Tattoos und Piercings beweisen.

Auch Markus, an dem der "Cool Cut" mit silbrig-lila Deckhaar veranschaulicht wird, ist das Experimentieren gewohnt. Der 21-Jährige aus Kottgeisering wird von Katharina Hindl gestylt, mit deren Schwester er liiert ist. Seitdem habe er immer wieder mal als Modell hergehalten, sagt er. Für die 28-jährige Hindl, die seit knapp drei Jahren einen eigenen Laden in Eichenau hat, macht der feine Übergang von Haut in Haar die Herausforderung bei diesem Schnitt aus. Momentan unterstützt sie den Modefachbeirat der Brucker Innung noch sozusagen extern. Doch die Wahl im November soll ihre Mitgliedschaft offiziell machen.

© SZ vom 26.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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