Festival:Blues nach dem Reinheitsgebot

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Zum dritten Mal findet in Puchheim ein Festival statt, das sich ganz der legendären amerikanischen Musik widmet

Von Ekaterina Kel, Puchheim

Peter Krause und Ferdinand Kraemer sind aus der Zeit gefallen. Als Krauses Generation - der Münchner ist heute 51 Jahre alt - Pink Floyd hörte, legte er lieber Schellackplatten bei sich zu Hause auf. Und heute, wenn Kraemers Generation DJs feiert und hauptsächlich Elektro hört, wendet sich der 28-Jährige lieber älterer Musik zu. Kein Wunder, dass sich die beiden Musiker gefunden haben. Zusammen frönen sie den echten Klassikern: der akustischen Bluesmusik der Zwanziger- und Dreißigerjahre. Dieser haben sie sich auch als Duo mit dem Namen Black Patti verschrieben. Mit Songs von ihrem neuen Album leiten sie am Freitagabend das zweitägige Bluesfestival im Puchheimer Kulturzentrum (Puc) ein, das sie selbst zum dritten Mal organisieren.

Black Patti steht übrigens für eines der erfolglosesten Labels der Musikgeschichte - es existierte von seiner Gründung im Jahr 1927 in Chicago an bloß etwas länger als ein halbes Jahr und brachte eine überschaubare Zahl an Platten heraus. Heute seien Sammler bereit, bis zu 10 000 Euro für eine davon zu bezahlen, erzählt Peter Krause. Er kennt sich in der Bluesszene aus, einer Nischenszene, wie er sagt, aber einer mit starken Persönlichkeiten. "Das sind alles Einzelkämpfer und Reisende", meint Krause. Ihre Auftritte müssten sie stets selbst organisieren und zusehen, wie sie davon leben können. Deshalb ist es Krause und Kraemer besonders wichtig, auf die Bühne im Béla-Bartók-Saal des PUC nur professionelle Bluesmusiker einzuladen.

Sie bieten Blues, wie er erdacht war: Peter Krause (links) und Ferdinand Kraemer (rechts) sind Organisatoren des Festivals und stehen selbst als "Black Patti" auf der Bühne. (Foto: Christian Kaufmann/oh)

Am Freitag erwartet die Festivalbesucher zunächst der Aufritt von Black Patti, deren Musik vom Acoustic Blues beeinflusst ist, sich noch stärker als der elektronische Blues, der nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich wurde, auf Jazz und Country stützt und auf Songs mit melodischen Strukturen basiert. Der italienische Bluesmusiker Stefano Ronchi, "ein begnadeter Bluesgitarrist", wie Krause findet, zeigt anschließend mit dem typischen Bottleneckspiel sein Können an der Gitarre. Für seine Glissandi werde er nicht umsonst "Slidin' Wolf" genannt, so Kraemer. Ronchi wird eine Palette von verschiedenen Stilen bieten.

Der Pianist Christian Willisohn zählt ebenfalls zu dem Line-up des ersten Festivaltages. Der Münchner spielt und singt einen vom New-Orleans-Stil geprägten Blues, der auf die französischen Einwanderer in Louisiana zurückgeht.

Der Samstag startet akustisch, mit Erik Trauner, einem der bekanntesten Bluesmusiker Österreichs, der oft mit der Mojo Blues Band auftritt, aber hier mit seinem Soloprogramm vor allem auf den ländlichen Blues setzt und zusätzlich launige Anekdoten für zwischendurch verspricht.

Namhafte Bluesmusiker wie Al Jones werden am Wochenende zu hören sein. (Foto: Veranstalter/oh)

Als Sohn eines amerikanischen Soldaten in Bayern geboren, schlägt Al Jones wohl die Brücke zwischen den USA, Geburtsland des Blues, und Deutschland. Mit seiner Band beschließt er das Festival. An beiden Abenden gibt es zudem gemeinsame Jam-Sessions von den jeweiligen Musikern. "Das gehört sich so", kündigt Krause an.

Nachdem Krause fünf Jahre lang einen Bluesabend im PUC organisiert hatte, ist er sehr froh, den Abend auf ein Festival ausdehnen zu können. Natürlich weiß er, dass das Programm für ein Festival noch "relativ minimalistisch" sei, aber er hoffe darauf, dass sich das junge Festival mit den Jahren immer mehr etablieren kann. "Es gibt kaum eine Musik, die mit mehr Klischees behaftet ist, als die Bluesmusik", findet Krause. Deshalb ist es ihm und seinem Kollegen Kraemer besonders wichtig, den Facettenreichtum des Bluesszene beim Festival zu präsentieren.

Bluesfestival im Puc, Béla-Bartók-Saal, Freitag und Samstag, 2. und 3. März, jeweils von 20 Uhr an, Karten gibt es für 22,80 (19,50 ermäßigt) unter www.puc-puchheim.de

© SZ vom 01.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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