Energiewende:Kein Strom in der Garage

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Garage als Tankstelle: Nikolaus Orlop würde gerne auf ein Elektroauto umsteigen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Ein Allinger ringt mit dem Bayernwerk um einen Anschluss für ein Elektroauto

Von Manfred Amann, Alling

Der Umstieg auf Elektro-Mobilität ist eines der Kernprobleme unserer Zeit. Doch wer mit einem Elektroauto liebäugelt, muss sich vor allem über das "Tanken" des Stroms Gedanken machen. Nikolaus Orlop aus Alling beschäftigt das Thema seit gut einem Jahr. Der Rechtsanwalt würde gerne ein Auto mit Elektroantrieb fahren, wenn er in seiner Garage die Batterie aufladen könnte. Das macht jedoch größere Probleme, denn in Orlops Garage, wie in vielen anderen in Alling, gibt es keinen Stromanschluss. "Ein Versäumnis aus der Bauzeit, das man mit Unterstützung der Gemeinde und mit Blick auf die Erfordernisse der E-Mobilität jetzt bereinigen könnte", wünscht sich Orlop, der infolge einer Umfrage bereits 50 weitere Allinger hinter sich weiß.

Da die Kommunikation mit Gemeindevertretern, Bayernwerk sowie Bundes- und Landespolitikern nicht zur Zufriedenheit ausfiel, hat sich der Mittsiebziger an Ministerpräsident Horst Seehofer gewandt. Hauptsächlich deswegen, weil das Bayernwerk seiner Ansicht nach "als Monopolist Fantasiepreise" für einen Garagenanschluss verlangt, die sich Einkommensschwache und Rentner kaum leisten können. Als vor etwa 40 Jahren im Bereich Kapellen- und Greppenstraße eine neue Siedlung entstand, wurden mehrere Garagenhöfe mit jeweils bis zu 30 Einzelgaragen errichtet, die keinen Stromanschluss haben. Schon damals hatte Orlop als Käufer eines Grundstückes mit Garage versucht, diese seiner Meinung nach "grandiose Fehlplanung" noch zu korrigieren, allerdings ohne Erfolg.

Da es nun eine Vielzahl von Garagenbesitzern gebe, die einen Stromanschluss haben wollen, sollte die Gemeinde ein Konzept erarbeiten, das letztlich jedem der etwa 250 Garagenbesitzer die Chance gibt, einen separaten Anschluss verlegen zu lassen. Dass die Eigentümer die Kosten für den Anschluss selber tragen müssen, stehe außer Frage. Eigentlich dürfte die Netzerweiterung kein großes Problem sein, denn an den Garagenhöfen vorbei verliefen auch die Stromleitungen in die Häuser. "Man müsste also nur mit einem Stück Kabel eine Verbindung in die Garagen herstellen und jeweils einen Zähler anschließen" glaubt Orlop.

Vom Bayernwerk wird die Situation jedoch anders beurteilt. Dort ist man der Ansicht, dass man nicht alle Garagen aus "Platzgründen" werde anschließen können und auch für jeden möglichen Anschluss ein erheblicher Aufwand erforderlich sei. Einem Angebot des Bayernwerks zufolge würde man je Anschluss mit 3000 bis 3500 Euro rechnen müssen, da auch die nötige Grundinstallation, zum Beispiel eine Zähleranschlusssäule (1100 Euro), dafür nicht vorhanden sei. Für den Anwalt entspricht das Angebot jedoch keinem vernünftigen Preis-Leistungsverhältnis. Daher bittet er Seehofer, darauf hinzuwirken, dass das Bayernwerk-Angebot, "das man nur als unseriös und unanständig" bezeichnen könne und wohl auf die Monopolstellung zurückzuführen sei, korrigiert wird.

Mit dieser Auffassung hatte Orlop zuvor auch die CSU-Bundestagsabgeordnete Gerda Hasselfeldt sowie die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner konfrontiert, die sich zwar nicht zur Preisgestaltung des Bayernwerks äußerten, aber durchaus anklingen ließen, dass der Ausbau der Stromtankmöglichkeiten als dringlich angesehen werde. Das Bayernwerk hat auch darauf aufmerksam gemacht, dass der deutliche höhere Leistungsbedarf, falls wirklich Schnell-Ladebedarf für 50 oder mehr E-Autos bestehen sollte, erst berechnet werden müsste und möglicherweise entsprechende Verstärkungen im gemeindlichen Netz erforderlich mache, um eine netzverträgliche Versorgung sicher stellen zu können.

Orlop sieht daher Pressemeldungen bestätigt, dass Bayern wegen zu erwartenden Strommangels zu einem zügigen Umstieg auf E-Mobilität noch gar nicht in der Lage sei. "Vielleicht werden deswegen solche Großprogramme, wie ich sie für Alling durchsetzen will, nicht gern in Angriff genommen", spekuliert er. Für ein Alternativangebot des Bayernwerks, nämlich zentrale Stromtankstellen im Bereich von Garagenhöfen einzurichten, hat der rührige Anwalt nur ein Kopfschütteln übrig. "Glaubt man denn allen Ernstes, dass die Garagenbesitzer, wenn sie abends nach der Arbeit müde nach Hause kommen, noch mit ihren Nachbarn diskutieren wollen, wann und vor allem wie lange jeder an der Ladestation stehen darf?", fragt er die Verantwortlichen des Bayernwerks und Seehofer. Von ihm erhofft sich Orlop nun Unterstützung, dass trotz der Widerstände beim Stromversorger, eine vernünftige und bezahlbare Lösung möglich wird.

© SZ vom 16.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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