Auf dem Weg zur Energiewende hat die Gemeinde Mammendorf zumindest bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien im Landkreis die Nase vorn. Würde in allen anderen Kommunen nur halb so viel Strom durch Windkraft, Biogas und Fotovoltaikanlagen erzeugt werden wie in Mammendorf, dann könnte insgesamt eine Ausbeute erreicht werden, die dreimal so hoch ist wie die Strommenge, die von den Stadtwerken Fürstenfeldbruck pro Jahr an ihre Kunden ausgeliefert wird.
Zu diesem Ergebnis kommt der Energiereferent der Gemeinde. Werner Zauser hat mit den Stadtwerken Fürstenfeldbruck und Anlagenbetreibern ermittelt, welche Strommenge auf Gemeindegebiet im Jahr 2017 aus erneuerbaren Energien erzeugt wurde, diese Werte hochgerechnet und in Relation zum Landkreis gesetzt. Die Bilanz könne sich sehen lassen, sagt Zauser. Das Ziel, bis zum Jahr 2030 im Landkreis so viel Energie zu erzeugen wie verbraucht wird, sei ein ehrgeiziger Plan. Nur durch Strom aus Windkraft, Biogas und Fotovoltaikanlagen sei die Energiewende aber nicht zu schaffen. Auch Wärme- und Kraftstoffverbrauch müssten deutlich reduziert werden. Im vergangenen Jahr wurden in Mammendorf insgesamt mehr als 35 Millionen Kilowattstunden (KWh) Strom erzeugt. "Dies entspricht der doppelten Menge des Verbrauchs in der Gemeinde, denn Privathaushalte, die Kommune und die Gewerbebetriebe verbrauchen jährlich etwa 17 Millionen KWh", erläutert Zauser.
Das Ergebnis sei sicherlich ein rein statistischer Wert, dennoch sei die Hochrechnung gut geeignet um festzustellen, "wo wir stehen". Einen respektablen Beitrag zum Gesamtergebnis liefern laut Hochrechnung die Fotovoltaikanlagen auf Dächern und Freiflächen mit etwa 7,7 Millionen KWh. Laut Zauser ist dieser Ertrag "sicherlich höher", da der Eigenverbrauch von Haushalten und Betrieben, der nicht ins Netz eingespeist wird, nur zum Teil erfasst werden konnte. Fast genauso hoch ist die Stromausbeute der Mammendorfer Windkraftanlage.
Mit der Produktion von 6,6 Millionen KWh sei 2017 eine "Rekordrunde" gefahren worden. Da seit der Inbetriebnahme des Windrades in jedem Jahr mehr Strom erzeugt worden sei, als die Planwerte vorgaben, sei der Beweis erbracht, dass auch im Landkreis ein wirtschaftlicher Betrieb möglich sei. Daher habe der Gemeinderat Planungen für eine weitere Anlage aufgenommen. Das dritte Standbein der Stromproduktion aus regenerativen Energien sind die beiden Biogasanlagen, bei denen das Gas direkt vor Ort zur Stromerzeugung genutzt wird. Rund sieben Millionen KWh steuern diese Anlagen bei. Besonders positiv ist laut Zauser, dass auch die Verbrennungswärme genutzt werden kann zur Beheizung des Freibades im Sommer und von Gewerbebetrieben im Winter. Überdies werde die Wärme einer Anlage "für die Temperaturhaltung" in der dritten Biogasanlage im Ortsteil Egg genutzt.
In der Groß-Anlage in Egg werde Biogas hergestellt, gereinigt und als Methan direkt in das Gasnetz eingespeist. Aus dieser eingespeisten Gasmenge seien 2017 durch Verbrennung in einem Blockheizkraftwerk (BHKW) etwa 14 Millionen KWh Strom erzeugt worden. Zudem sei die angefallene Wärme zur Beheizung von Wohnanlagen verwendet worden. Aus der Gesamtproduktion von 35 000 MWh errechnet Zauser für Mammendorf eine Pro-Kopf-Produktionsleistung von 7,5 MWH bei 4700 Einwohnern. "Wenn in allen Gemeinden im Landkreis die Hälft davon erreicht würde, ergäbe dies eine Ausbeute von rund 800000 Megawattstunden Strom. Das Beispiel Mammendorf, wo 2010 erst 1500 MWh Strom erzeugt worden seien, mache deutlich, dass erhebliche Potenziale zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien vorhanden seien, die sich relativ schnell realisieren ließen. "Der Schlüssel dazu liegt bei den jeweiligen Gemeinden", so Zauser. Diese sollten das Zepter in die Hand nehmen und für die Dezentralisierung der Stromproduktion die Voraussetzungen schaffen.