Integration:Ein Gefühl der Verbundenheit

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Syrische Flüchtlinge laden ihre Helfer zu einem Picknick in den Innenhof der evangelischen Kirche in Eichenau. In Anbetracht der Ferienzeit kommen nicht allzu viele Gäste und die verschiedenen Sprachen sind eine Barriere. Doch die Ehrenamtlichen ziehen eine positive Bilanz

Von Ariane Lindenbach, Eichenau

Freundliche dunkle Augen lächeln die Fremde an, sie hört ein zurückhaltendes "Hallo". Mit Gesten und ohne viele Worte bedeuten die drei Männer am Grill den Besuchern, die zum Picknick im Garten der evangelischen Kirche kommen, dass sie hereinkommen mögen und herzlich willkommen sind. Mit dem Deutschen haben die Drei noch ihre Schwierigkeiten, schließlich sind die jungen Männer erst vor eineinhalb Jahren aus ihrer syrischen Heimat nach Eichenau gekommen. Aber es wird auch ohne Worte deutlich, dass man willkommen ist und dass man sich doch mit Essen und Trinken versorgen möge. Natürlich wird den Neuankömmlingen auch direkt etwas Gegrilltes offeriert: es sind fein gewürzte, an manchen Stellen schon leicht angeschwärzte Hähnchenteile vom Grill. Auf dem Rost liegen etwa zwei Dutzend fein säuberlich angeordnet, so dass wirklich jeder freie Platz belegt ist.

In den Innenhof der evangelischen Friedenskirche in Eichenau haben die 25 syrischen Männer, die Anfang vergangenen Jahres nach Eichenau gekommen sind, für diesen Abend ihre deutschen Freunde und Helfer eingeladen. Also jene Eichenauer, die sie dabei unterstützt haben, sich in dem fremden Land zurechtzufinden, hier einen Asylantrag zu stellen und die Sprache zu lernen. Es ist ein lauer Sommerabend, nicht zu heiß, nicht zu kalt. An zwei Seiten des Innenhofes stehen Biergarnituren, darauf sitzen vielleicht drei Dutzend Menschen: syrische Männer, die Asylhelfer, und ganz weit hinten vier junge Frauen mit Kopftuch. Auf dem Rasen in der Mitte des Hofes liegt auf einer Plane ein kleiner Orientteppich. Darauf sitzen gerade drei Kinder, etwa fünf Jahre alt, und malen. Andere Kinder rennen ausgelassen quer über den Hof und spielen Fangen.

Ursprünglich kam die Idee zu dem Picknick von Michael Gumtau, ehemals für die SPD im Gemeinderat, Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt und im Asylhelferkreis und etlichen anderen örtlichen Vereinen und Initiativen äußerst engagiert. Wie Gumtau berichtet, haben sich die Lebenswege der 25 Syrer, die im Februar 2015 nach Eichenau kamen, unterschiedlich entwickelt. Etliche sind inzwischen mit ihren Familien wiedervereint und beginnen, hier heimisch zu werden. Viele hätten inzwischen eine Aufenthaltsgenehmigung, manche sogar eine Arbeit. Und viele sind schon in eine Wohnung gezogen, einige dagegen leben jetzt nicht mehr in Eichenau. Mit Blick auf den nach der Sommerpause wieder beginnenden Alltag hatte Gumtau die Idee, "dass man sich noch einmal trifft, bevor es wieder losgeht".

Allerdings sind es nicht allzu viele, die der Einladung gefolgt sind. Immer wieder hört man das von verschiedenen Seiten. Es sind eben Sommerferien, viele Eichenauer sind noch im Urlaub

Auch "ihre" Familie sei gar nicht gekommen, sagt Ursula Sautmann wie zur Bestätigung. Die Eichenauerin berichtet, dass es sie ebenso überrascht wie gefreut habe, wie viele Menschen aus dem Ort sich plötzlich für die Flüchtlinge engagiert hätten. Im Asylhelferkreis seien weit über hundert Helfer eingebunden. "Das hat auch dem Ort gut getan", stellt sie fest. Auch wenn sie gar nicht alle Helfer persönlich kenne oder in ständigem Kontakt mit ihnen stehe - wenn sie jetzt durch den Ort gehe und einem von ihnen oder einem der Flüchtlingen begegne, habe sie das Gefühl von etwas, das sie alle verbindet.

Auch die Musik kann dazu beitragen, ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln. Beim gemeinsamen Musizieren passiert es laut Günter N. Renner automatisch, dass man sich näher kommt, sich besser versteht. "Wie beim Sport auch." Deshalb wird er in drei Wochen mit seiner Band "Dem Renner seine Band" und vier Flüchtlingen in der Friesenhalle ein Konzert geben. An diesem Abend indes sind es zwei Syrer, die gemeinsam musizieren. Nachdem das letzte Hähnchenteil gegrillt wurde, spielen sie mit der syrischen Laute "Oud" und Trommel syrische Volksweisen.

© SZ vom 05.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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