Dachau/Fürstenfeldbruck:Suche nach dem Rettungsanker

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Dachau setzt sich intensiv für den Erhalt der Elisabeth-Bamberger-Schule ein

Von Robert Stocker, Dachau/Fürstenfeldbruck

Der Landkreis Dachau will die Elisabeth-Bamberger-Schule, die auch von Kindern aus Fürstenfeldbruck besucht wird, retten. Ende des vergangenen Jahres war bekannt geworden, dass der Verein Kinderschutz das staatlich anerkannte private Förderzentrum für Kinder mit sozialen und emotionalen Defiziten schon am Ende dieses Schuljahrs schließen will. Der Verein sieht sich aus wirtschaftlichen Gründen nicht in der Lage, die wichtige Einrichtung weiterzuführen. Der Landkreis sucht seit Wochen intensiv nach Wegen, das Förderzentrum auch auf lange Sicht zu erhalten. Dabei favorisiert das Kultusministerium die Lösung, die Elisabeth-Bamberger-Schule in einem Gebäude der Greta-Fischer-Schule unterzubringen. Träger der Einrichtung wäre dann der Freistaat. "Wir bleiben weiter dran", sagte Landrat Stefan Löwl (CSU).

Löwl macht keinen Hehl daraus, dass er über die Informationspolitik des Vereins Kinderschutz verärgert ist. Er hatte wie viele andere Kreispolitiker von der geplanten kurzfristigen Schließung der Schule aus der Zeitung erfahren. "Es ist schlechter Stil, uns die Brocken einfach hinzuschmeißen", kritisierte er. Die Elisabeth-Bamberger-Schule in Karlsfeld besuchen derzeit 60 Schüler, die vorwiegend an Bindungsunfähigkeit leiden. Um die Kinder kümmern sich acht Lehrer, zwei Fachlehrer, fünf Heilpädagogen und fünf Sozialpädagogen. 14 Schüler wohnen im Landkreis Dachau, der Rest kommt aus München und dem Landkreis Fürstenfeldbruck. Die Kinder werden sonderpädagogisch gefördert und heilpädagogisch betreut. Ziel ist es, sie in Regelschulen zurückzuführen und ihnen einen erfolgreichen Abschluss zu ermöglichen.

Der Vermieter hat zum 31. August dieses Jahres bereits den Mietvertrag für zwei Gebäude der Schule gekündigt; für das dritte Gebäude läuft der Mietvertrag ohne Verlängerung aus. Damit der Schulbetrieb in Karlsfeld zumindest ein bis zwei Jahre weiterlaufen kann, will der Landkreis im Auftrag der Regierung von Oberbayern mit dem Vermieter über einen weiteren Vertrag verhandeln. Der Vermieter fordert eine längere Laufzeit, weil Investitionen für die Gebäude nötig sind. Der Landkreis verfolgt aber auch andere Optionen. Die Schule könnte in eine Containerschule in Neufahrn ziehen, die im September frei wird. Als neuer Standort böte sich auch das alte Schulgebäude in Unterbachern an, das aber nur schlecht zu erreichen ist. Landrat Löwl führte auch Gespräche mit Dieter Reiter. Münchens Oberbürgermeister will prüfen lassen, ob es in der Landeshauptstadt Standorte für die Schule gibt. Fast zwei Drittel der Schüler kommen aus München. Die Dachauer Ludwig-Thoma-Schule scheidet als Standort aus, weil dort die Volkshochschule nach der Auflösung der Schule einziehen soll. "Noch haben wir keine endgültige Lösung", sagte Löwl. Als neuen Träger der Schule zieht der Landkreis auch das Franziskuswerk in Betracht, das bei Gesprächen Interesse zeigte.

Langfristig könnte eine Lösung so aussehen, dass die Elisabeth-Bamberger-Schule in ein Gebäude des Sonderpädagogischen Förderzentrums Greta-Fischer-Schule zieht. Schulträger wäre dann der Freistaat. Auch ein Münchner Verein interessiere sich für die Trägerschaft. "In erster Linie ist die Stadt München gefordert", ist Franz Eichinger (Freie Wähler) überzeugt. Albert Herbst, Leiter des Sachgebiets Kreiseinrichtungen, sieht eine Zweckvereinbarung zwischen dem Landkreis und München als Ansatz. "Wir wurden überrascht, jetzt müssen wir die Scherben zusammenkehren", so Löwl.

© SZ vom 09.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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