CSU Gröbenzell:Stunde der Abrechnung

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Die Gröbenzeller CSU nominiert Thomas Breitenfellner als Bürgermeisterkandidaten. Doch der 31 Jahre alte Chef der Gemeinderatsfraktion muss sich heftige Kritik anhören - auch von Bürgermeister Dieter Rubenbauer.

Von Wolfgang Krause

Die Gröbenzeller CSU hat Thomas Breitenfellner trotz starker Vorbehalte einiger Mitglieder zum Bürgermeisterkandidaten gekürt. Der Vorsitzende der Gemeinderatsfraktion musste sich in der Nominierungsversammlung am Montagabend heftige, zum Teil sehr persönliche Vorwürfe anhören. Obwohl er der einzige Kandidat war, votierten in der geheimen Abstimmung nur zwei Drittel der Mitglieder für den 31 Jahre alten Unternehmer.

Mittendrin und doch nicht von allen unterstützt: Thomas Breitenfellner (Mitte) bei der CSU-Versammlung. (Foto: Günther Reger)

Dass es ein turbulenter Abend werden würde, war gleich zu Beginn klar. Der ehemalige Gemeinderat Anton Kett beantragte, die Nominierung des Bürgermeisterkandidaten zu verschieben und erst das Wahlprogramm auszuarbeiten. In der Zwischenzeit solle entweder ein anderer Kandidat gefunden werden oder Breitenfellner seine Akzeptanz im Ortsverein erhöhen. Auch Mia Kimmerle, frühere Zweite Bürgermeisterin von Gröbenzell, plädierte für eine Vertagung, um eine öffentliche Personaldebatte zu vermeiden.

Genau die entspann sich nach der Ablehnung des Antrags mit 30 zu 16 Stimmen. Sie begann damit, dass der stellvertretende Ortsvorsitzende Detlef Arzt den amtierenden Bürgermeister Dieter Rubenbauer fragte, ob er nicht doch noch einmal antreten wolle. Das schloss dieser aus. "Ich soll das Vehikel sein, um jemand anderes zu verhindern", sagte Rubenbauer, "das bin ich nicht."

Seine Rede allerdings geriet zur Abrechnung mit der Führung von Gemeinderatsfraktion und Ortsverband. Rubenbauer berichtete, dass ihm der Ortsvorsitzende Thomas Eichler, Fraktionschef Breitenfellner und sein Stellvertreter Andreas Berger im Sommer vergangenen Jahres mitgeteilt hätten, dass sie wenig Chancen sehen, die Bürgermeisterwahl mit ihm zu gewinnen. Er solle deshalb den geordneten Übergang zu Berger einleiten.

Angesichts der mangelnden Unterstützung und der unfairen Querschüsse aus den eigenen Reihen habe er schließlich im November seinen Rückzug angekündigt, den er gerne bei der Bürgerversammlung selbst verkündet hätte. Doch Breitenfellner und Eichler hätten die Entscheidung vorher öffentlich gemacht. Erst später habe Berger seine Bereitschaft zur Kandidatur widerrufen, und Breitenfellner seinen Hut in den Ring geworfen.

Dem designierten Kandidaten warf Rubenbauer mangelnde Glaubwürdigkeit vor. Als Beispiel nannte er das Verhalten Breitenfellners zum Ausbau des Böhmerweihers zu einem Freizeitgelände: Erst habe er das Projekt jahrelang befürwortet und dann kurz vor Abschluss des Kaufvertrags dagegen gestimmt.

Breitenfellner ging in seiner Vorstellungsrede nur kurz auf das zerrüttete Verhältnis zum Bürgermeister ein. "Ich habe viele Jahre mit Dieter Rubenbauer Seite an Seite gekämpft", betonte er. Ansonsten beließ er es bei Andeutungen: "Man könnte viel sagen, ich tu's nicht." Und beschwor die Geschlossenheit, die die Partei jetzt brauche: "Ich will mit Ihnen nach vorne schauen und nicht zurück. Lassen Sie uns endlich an einem Strang ziehen."

Dafür rechtfertigte Andreas Berger, nachdem er von dem CSU-Mitglied Klaus Kraft persönlich angegriffen worden war ("mieser, rattiger Stil") das Vorgehen der Ortsverbands- und Fraktionsführung, das zum Rückzug Rubenbauers geführt hatte. Der Bürgermeister sei monatelang aus der Partei, aus dem Rathaus und von Bürgern kritisiert worden. Deshalb habe man handeln müssen.

Auch Kett leugnete nicht, dass die CSU in Gröbenzell derzeit ein schlechtes Bild abgibt. "Wir stehen eigentlich vor einem Scherbenhaufen", konstatierte er. Der "Glamourboy" und "Karrierebastler" Breitenfellner sei aber als Fraktionsvorsitzender "maßgeblich Teil dieses Debakels".

Die Ziele, die er in seiner Vorstellung aufgeführt habe, vor allem die Umgestaltung des Ortszentrums, seien auch schon vor sechs Jahren im Wahlprogramm gestanden. Dass er sie umsetzen werde, glaube er ihm nicht. Kimmerle sprach Breitenfellner aus anderen Gründen die Eignung als Bürgermeister ab. Ihm fehle "die menschliche Qualifikation", sagte sie. "Wir brauchen einen Bürgermeister, der auf die Bürger zugeht, und nicht einen, der andere absägt."

Der frühere Bürgermeister Eicke Götz warb dagegen nachdrücklich für Breitenfellner. "Wir brauchen einen Macher, keinen Staatsmann", sagte er und betonte, dass die CSU immer dann erfolgreich sei, wenn sie geschlossen auftrete. Davon war die Partei am Montag weit entfernt. Von 58 Mitgliedern stimmten am Ende nur 39 für Breitenfellner, 18 votierten mit Nein, eine Stimme war ungültig. Breitenfellner hatte bereits in der Vorstellungsrede eingeräumt, dass er in der Vergangenheit mitunter zu forsch aufgetreten sei. Nach seiner Nominierung versprach er, weiter an sich zu arbeiten: "Ich nehme die Nein-Stimmen auch an."

© SZ vom 08.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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