Bruck kontra Maisach:Drohpotenzial aus der Luft

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Im Streit um die Zukunft des Fliegerhorstes warnt der CSU-Landtagsabgeordnete Reinhold Bocklet vor der Rückkehr der Zivilflieger nach Maisach. Der Grünen-Landespolitiker Martin Runge hält das für absurd.

Von Ariane Lindenbach

Werden bald Zivilflieger auf dem ehemaligen Militärflughafen zwischen Maisach und Fürstenfeldbruck starten und landen? Droht den Bewohnern im Landkreis wirklich noch die Gefahr eines Flughafens für die Allgemeine Luftfahrt mit jährlich mindestens 40 000 Flugbewegungen, wie er von Anwohnern, Bürgerinitiativen und Lokalpolitikern lange bekämpft wurde? Oder ist das eine unhaltbare Drohung von den Unterstützern des sogenannten Maisacher Konzepts, allen voran dem Landtagsabgeordneten Reinhold Bocklet (CSU), die nun ausgepackt wird, da der Bebauungsplan aus Maisach bald vor seinem Abschluss steht und der Wahlkampf noch einmal Fahrt aufnimmt?

Kommen die Zivilflieger wieder? Reinhold Bocklet sieht diese Gefahr für den Fall, dass die bisherigen Planungen für die Nutzung des Geländes scheitern. (Foto: FFB)

Ausgelöst hat die jetzige Aufregung die Stadt Fürstenfeldbruck mit ihrem Veto zu den Maisacher Plänen. Bekanntlich soll das seit einem Jahr bestehende Fahrsicherheitszentrum auf Maisacher Flur noch erweitert werden. Außerdem sieht der Bebauungsplan eine Trabrennbahn, eine Umgehungsstraße und ein Sportgelände vor. Seit jedoch bekannt ist, dass auch die Brucker auf dem zu ihrer Flur gehörenden Teil des Geländes erhebliche Flächen nutzen können, weil das Militär bis 2019 schrittweise abzieht, beobachten sie aufmerksam, was auf dem Areal passiert. Da sie nun selber eine Ansiedlung von Hochschulen, eventuell sogar Wohnraum, auf dem ehemaligen Militärgelände anstreben, fürchten sie nun in Anbetracht des Maisacher Bebauungsplans erheblichen Lärm, verursacht durch erhöhte Motorradhandlingkurse. Deshalb das Veto zum Bebauungsplan. Daraufhin haben auch die Kreis-Grünen, die schon seit 2011 die Pläne aus Maisach zunehmend kritisch verfolgen, ihre Bedenken nun noch einmal veröffentlicht. Dem Maisacher Bebauungsplan haben sie übrigens, ebenso wie in der ersten Auslegungsphase widersprochen. Sie kritisieren unter anderem, dass der Lärmschutz über sogenannte Lärmemissionskontingente nur unzureichend gewährleistet werden kann und das Konzept keine nachhaltige Entwicklung der Gemeinde sichere. Die Liste an Argumenten ist noch weit länger, doch hier soll es um die Frage gehen, was passiert, wenn Kritiker wie die Kreis-Grünen (auch der Bund Naturschutz hat dem Bebauungsplan widersprochen und sich den Klageweg vorbehalten) es schaffen, die Maisacher Pläne zu verhindern.

Für Bocklet, der die Entwicklung auf dem Fliegerhorst seit Jahrzehnten begleitet, droht dann die Rückkehr der Zivilflieger. Mit allen Folgen, die ein Flugplatz für Kleinflugzeuge im Großraum München hätte, unter anderem mindestens 40 000 Flugbewegungen im Jahr, wie sie zuletzt beantragt worden waren. "Es ist nicht so, dass morgen die Flieger wieder vor der Tür stehen", doch sollte das Maisacher Konzept nicht realisiert werden können und dann für das Areal keine alternative Planung da sein, könnte der Flugplatz nach seiner Einschätzung rasch wiederbelebt werden. Aktuell sei für die Zivilflieger oder Flieger der Allgemeinen Luftfahrt, wie sie auch heißen, die geplante dritte Startbahn im Erdinger Moos als künftiger Standort vorgesehen. Da die aber womöglich nicht komme, könnte der Druck von den Zivilfliegern auf die Politik wachsen, wieder in Maisach starten zu dürfen. Einen kurzen Auftritt am Mittwochabend im Maisacher Festzelt anlässlich des Besuchs von Verbraucherministerin Ilse Aigner nutzte Bocklet, um polternd vor dem Verlust von BMW und der Rückkehr der Flieger zu warnen: "Deshalb keine Stimme an diese doppelzüngige grüne Bagage." Im Zelt gab es viel Beifall, aber auch beschwichtigende Rufe.

"Das ist völlig absurd, wenn er sagt, die Flieger kommen wieder." So zumindest schätzt Martin Runge, Sprecher der Grünen-Fraktion im Landtag, die Situation ein und bezeichnet die Drohung mit der Rückkehr der Flieger als "unsäglich erpresserisches Verhalten". Runge, der wie Bocklet in Gröbenzell wohnt, betont: "Es war allein die CSU, die uns die Flieger eingebrockt hat." Erst in den Landesentwicklungsprogrammen von 2003 und 2006 habe die CSU mit ihrer Mehrheit im Landtag die Allgemeine Luftfahrt auf den Fliegerhorst gebracht. Drei Jahre später, also 2009, habe die CSU "unter dem Druck der Öffentlichkeit und auch der örtlichen Politik" eine Kehrtwende um 180 Grad vollzogen. Damals wurde Runge zufolge damit argumentiert, dass die Region dicht besiedelt und "luftverkehrsmäßig intensiv und angemessen erschlossen" ist. Erst im Vorjahr hat die Regierung von Oberbayern daraufhin den wegen der Flugbewegungen eingeschränkten Bauschutz bei der Höhenentwicklung aufgehoben. "Das jetzt wieder rauszunehmen, da würde sich die CSU bis auf die Knochen blamieren", ist sich Runge sicher.

© SZ vom 05.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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