Botanik:Neugierige Gäste

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Anregungen für die eigene Botanik holen sich die Besucher bei dem Grafrather Willem van Rooijen (links), der am bayernweiten Aktionstag seine Gartentür geöffnet hat. (Foto: Günther Reger)

Beim alljährlichen "Tag der offenen Gartentür" suchen Hunderte von Menschen die vier im Landkreis teilnehmenden privaten Anlagen auf. Zwischen Besitzer und Besuchern kommt es überall zu einem regen Erfahrungsaustausch

Von Sabrina Küspert, Fürstenfeldbruck

Wer leidenschaftlich gartelt und das Grün im eigenen Zuhause täglich pflegt, holt sich immer wieder gern Anregungen für die Gartengestaltung. Bei vielen ist darum der letzte Sonntag im Juni für den "Tag der offenen Gartentür" reserviert. Zwar gibt es immer Kurzentschlossene, die spontan bei ein paar der Gärten im eigenen Landkreis vorbeischauen. Viele Gartenbegeisterte arbeiten jedoch schon im Vorfeld ganze Tagestouren aus, um sich in ganz Oberbayern von einem Teil der 97 Privatgärten inspirieren zu lassen. So fanden auch so manche aus München, Dachau, Augsburg und Ingolstadt am vergangenen Sonntag den Weg zu den vier teilnehmenden Gartenbesitzern im Brucker Landkreis. Trotz Regens am Vormittag interessierten sich für das Angebot pro Garten zwischen 200 bis 350 Besucher.

"Wir besuchen die offenen Gärten schon seit zig Jahren", erzählt auch das Ehepaar Leitmeir, das südlich von Augsburg wohnt, aber an diesem Tag bereits bei Anlagen in Weil, Schöffelding und Obermühlhausen war. "Auch heute ist es wieder ein genialer Tagesausflug. Im Kopf setzen wir bereits Ideen für unseren Garten um." Mit der Kamera fotografieren die beiden darum auch die schönsten Pflanzen. Besonders angetan sind sie von den Ramblerrosen im Grafrather Garten von Willem van Rooijen. Fast jeder spreche ihn auf diese wildrosenartigen Blumen an, bestätigt dieser dann. Und weil ihn das so freue, dürfe auch jeder, der möchte, sich einen Zweig abschneiden und zuhause selbst Ableger der Rosen züchten.

Die Leute sollen eben nicht nur schauen, sondern auch gleich etwas mitnehmen können. Dabei sei es unglaublich, woher sie anreisten, nur um seine Pflanzen zu sehen. Nicht nur weit über die Landkreisgrenzen hinaus, sondern auch ganz einfach aus dem Nachbarort. So steht auch Familie Mayer aus Schöngeising begeistert in Rooijens wild gewachsenem Garten: "Hier gibt es so schöne, lauschige Ecken. Man ist einfach neugierig, was andere Leute aus ihrem Grundstück so machen."

Dieses Interesse sei der Kern der Veranstaltung, erklärt darum auch Andreas Knoll, Vorsitzender des Brucker Kreisverbandes für Gartenbau und Landespflege. "In Deutschland ist das Private den Leuten eigentlich heilig. Aber die Menschen haben einfach einen inneren Drang nach tollen Privatgärten." Und dem würde der "Tag der offenen Gartentür" eben genügen.

Dieses Angebot nutzen vor allem erfahrene Hobbygärtner. Im Gegenzug für die Inspiration bekommen die Besitzer der offenen Gärten dann auch die Chance, sich mit den Besuchern auszutauschen. "Wir haben so viele interessante Menschen kennengelernt. Es war genauso, wie wir uns den Tag gewünscht haben", erzählt das Ehepaar Beck aus Althegnenberg. Zwar hatten sie im Vorfeld Bedenken, die vielen Besucher könnten Pflanzen platttreten oder mit Zigaretten ruinieren. Tatsächlich aber gab es in keinem der vier Gärten Beschädigungen. Die Leute waren äußerst höflich und freundlich. Das bemerkte auch Roland Köstler in Alling-Germannsberg: Weil es bis Mittag stark geregnet hatte, wanderten hunderte Babyfrösche aus seinem Teich ab. Doch die Anwesenden waren aufmerksam und kein Lebewesen kam zu Schaden.

Leidenschaftliche Hobbygärtner respektieren aber nicht nur andere Grünanlagen. Sie sind einander auch verbunden und hinterlassen darum gern liebe Worte. So hatte das Germeringer Ehepaar Hegener ein Gästebuch ausgelegt, bei dem etwa die Hälfte der Anwesenden ihre Anerkennung für den Garten niederschrieb - manche sogar inklusive eigener Adresse. "Die Leute haben uns im Austausch auch von ihren Gärten erzählt. Und teilweise sind das 2500 Quadratmeter große, beeindruckende Anlagen. Die wollen wir jetzt unbedingt auch bald besuchen."

© SZ vom 27.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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