Ausstellung in Fürstenfeldbruck:Inspiriert von der Natur

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Roland Reichl aus Eichenau ist seit seiner Geburt behindert. Er malt farbenprächtige Bilder und stellt jetzt zum ersten Mal in Fürstenfeldbruck aus. Doch zur Vernissage kommt kein Vertreter der Stadt.

Petra Fröschl

Die Musik von Pink Floyd hat es Roland Reichl angetan. Der 46-Jährige liebt die rockigen Klänge der britischen Band. Wenn er es hingegen lieber ruhig mag, nimmt er auch mal ein Buch zur Hand. Doch die große Leidenschaft des Eichenauers ist eine andere: Vor zehn Jahren hat Reichl die Liebe zur Malerei für sich entdeckt. Dabei ist er jedoch auf Hilfestellung angewiesen, denn Reichl ist Spastiker und sitzt sein Leben lang schon im Rollstuhl. Noch bis zum 31. Januar sind seine Bilder im Caritas-Zentrum in Fürstenfeldbruck zu sehen.

Sitzt drei bis vier Stunden täglich in seinem Atelier: der Eichenauer Künstler Roland Reichl. (Foto: Günther Reger)

"Die Malerei", sagt Reichl, während er den Pinsel zur Leinwand führt "habe ich mir ganz allein gebracht." Der Stolz ist ihm bei diesen Worten anzuhören. Der 46-Jährige arbeitet tagsüber in der Pfennigparade in München, seit 26 Jahren schon. Früher fertigte er dort hölzerne Tiere an, was ihm den Spitznamen "Holzwurm" einbrachte. Mittlerweile liegt der Fokus auf hübschen Kerzenständern aus Weißblech oder Kupfer.

Drei bis vier Stunden am Tag - "mit Pausen" - widmet sich Reichl zudem seinem großen Hobby, vor allem im Winter. Sein Atelier befindet sich im Erdgeschoss eines Einfamilienhauses in Eichenau, das er gemeinsam mit seiner Mutter Inge Reichl, seinem marokkanischen Pfleger Mastari Abderrazzak und den beiden Hunden Romeo und Markisa bewohnt. "Ich bin kein Anfänger mehr", sagt er verschmitzt.

Die Inspirationen für seine Bilder - einige sind gegenständlich, andere abstrakt - holt sich Reichl in der Natur. Mit seinem elektrischen Rollstuhl macht er sich auf den Weg und begibt sich in der nahen Umgebung auf die Suche nach schönen Landschaften. "In Eichenau ist er bekannt wie ein bunter Hund", erzählt seine Mutter.

Doch auch in Marokko war Reichl schon, um sich Ideen für seine farbintensiven Bilder zu holen. "Ich habe eine Vorstellung im Kopf, wie ein Bild werden wird, aber meist wird es dann anders", sagt er. Damit er seine Ideen problemlos auf Leinwand bringen kann, hat ihm sein Pfleger eine spezielle Staffelei gebaut und die Pinsel mit einem Holzstab verlängert. Meist malt Roland Reichl mit der rechten Hand, manchmal nimmt er auch seinen Mund zur Hilfe.

Dass er rund 90 Bilder nun in Fürstenfeldbruck ausstellen kann, freut den Eichenauer besonders - schließlich hat er es sich zum Ziel gesetzt, auch außerhalb der Landkreisgrenzen bekannt zu werden. Einige Bilder möchte Reichl auch verkaufen, doch vor allem der Spaß steht für ihn im Vordergrund. Die Ausstellung erfüllt auch seine Mutter Inge mit Stolz, die ihm beim Rahmen der Bilder und Mischen der Farben hilft. "Ich hätte früher nie gedacht, dass er einmal so etwas machen kann", sagt die freundliche, resolute Frau. In seinen 46 Lebensjahren hat Roland Reichl gelernt mit seiner Behinderung umzugehen.

Fragt man seine Mutter und ihn danach, ob behinderte Menschen schon genügend in die Gesellschaft integriert sind, antworten beide mit einem klaren Nein. "Da ist noch viel zu tun", sagt Inge Reichl. So sei zum Beispiel kein Vertreter der Stadt Fürstenfeldbruck zur Vernissage von Reichls aktueller Ausstellung gekommen, an Aufgeschlossenheit mangle es generell noch sehr. Auch Roland Reichl selbst findet, dass Behinderte noch immer ziemlich abgekapselt werden. "Ich will nicht abgestempelt werden als geistig nicht normal", sagt er energisch. "Leider sind wir noch immer eine Randgruppe." Vielleicht trägt die Ausstellung ja ein wenig dazu bei, dass sich an diesem Zustand etwas ändert.

Die Ausstellung "Farbe tanken für den Winter" mit Bildern von Roland Reichl ist noch bis 31. Januar wochentags von 9 bis 17 Uhr im Caritas-Zentrum Fürstenfeldbruck, Hauptstraße 5, zu sehen.

© SZ vom 13.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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