Arbeitsmarkt:Firmen sorgen sich wegen Fachkräftemangel

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In einer Umfrage nennen zahlreiche Unternehmen die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern als größtes Problem. Betriebe und Landkreis wollen sich deshalb stärker im Internet präsentieren

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Der Mangel an Fachkräften ist nach wie vor das drängendste Problem der Unternehmen im Landkreis. Das ist das Ergebnis der nach 2013 zweiten Befragung von Betrieben zwischen Althegnenberg und Germering. Begegnen wollen Firmen und Landkreis diesem Manko mit verstärkter Zusammenarbeit. So sollen vakante Stellen künftig auf der Internetseite des Landratsamtes ausgeschrieben werden. Kreis-Wirtschaftsförderin Barbara Magg und Firmenvertreter erhoffen sich davon, dass Arbeitssuchende einen leichteren Überblick über die Stellenangebote einzelner Unternehmen und die betriebliche Landschaft insgesamt erhalten. Ein gemeinsamer Auftritt fördere die Transparenz, hieß es dazu auf einer Tagung zur Fachkräftesicherung im Landratsamt. Zudem könnten sich Firmen auf diese Weise im Internet auch im Zusammenhang mit den Vorzügen des Landkreises präsentieren.

Knapp 240 Firmen aus Industrie, Handel, Handwerk und Dienstleistung, haben auf die Fragen der Marburger Forscher geantwortet. Laut Josef Rother, dem Geschäftsführer der Gesellschaft für angewandte Kommunalforschung aus der hessischen Stadt, bieten diese Unternehmen mehr als 10 400 Arbeitsplätze und damit etwa jede siebte Stelle im Landkreis. Vor allem die Verkehrsanbindung sowie die weichen Standortfaktoren wie Freizeit- und Kulturangebot oder Wohnumfeld, werden von den Betrieben als gut bewertet. Nur befriedigend sei dagegen die Situation bei den qualifizierten Arbeitskräften und den Gewerbeflächen, sagte Rother bei der Vorstellung der Ergebnisse. Was die Gewerbeflächen angeht, sind es laut Rother allerdings mehr die Preise als die Verfügbarkeit, die die befragten Firmen kritisch sehen.

Thema Nummer eins aber ist der Mangel an Fachkräften. Rother zitiert aus der Befragung, dass an die 170 Betriebe angegeben haben, sofort Arbeitskräfte einstellen zu wollen. Die Anzahl bezifferte Rother auf etwa 900. Und es gibt noch ein interessantes Faktum: Die Betriebe suchen nicht nur Akademiker, Abiturienten oder Spezialisten, sie suchen auch nach ungelernten Arbeitskräften. Diese haben im Landkreis ebenso eine Chance auf einen Arbeitsplatz wie Flüchtlinge. In der Diskussion wurde allerdings deutlich, wie schwierig die Integration ist. Unternehmer, die bereits Migranten beschäftigen, berichteten, dass vor allem die Sprache eine erhebliche Barriere darstellt. An dieser Barriere waren auch vor zwei Jahren die Bemühungen gescheitert, in Fürstenfeldbrucks spanischer Partnerstadt Almuñécar Fachkräfte für die Wirtschaft anzuheuern.

Nicht zuletzt aufgrund dieser Erfahrungen liegt der Fokus für die Suche nach qualifizierten Arbeitskräften nun wieder auf der einheimischen Bevölkerung. Rother riet den Unternehmern, sich als erste Zielgruppe auf Schüler und Studierende zu konzentrieren. Jugendliche, die zum Landkreis eine persönliche Beziehung haben, seien leichter zum Bleiben zu bewegen als Leute zu gewinnen, die vom Brucker Land nichts wissen, sagte Rother. Suchen sich junge Leute in München einen Job, liegt es oft daran, dass sie über die Vielfalt von Firmen und Karrierechancen im Landkreis zu wenig wissen. Das soll mit Hilfe der Kreisbehörde nun anders werden. Deshalb empfahl Rother auch eine Internet-Plattform, offen für sämtliche Unternehmen und ihre Stellenangebote.

Überdies sollten Firmen im Internet auch "latente" Angebote machen, sagte Rother. Damit meint er, dass Unternehmen neben konkreten Stellenangeboten auch Praktika benennen und einen Überblick über Berufswege und Karrieren mitteilen. Jungen Leuten sei vielfach auch Nachhaltigkeit wichtig, also die Ausrichtung eines Unternehmens an ökologischen Anforderungen. Firmen sollten deshalb die Möglichkeiten nutzen, auf diesem Feld Zertifikate zu erwerben. Außerdem plädierte Rother für eine Vernetzung von Betrieben, wenn sie sich gleiche Aufgaben stellen. Foto: Günther Reger

© SZ vom 25.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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