Fröttmaning:Rück-Pass vor der Arena

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Garching fühlt sich bei der Planung eines weiteren Parkhauses für das Fröttmaninger Stadion übergangen. Der Streit entzündet sich an einer Brücke, die über Garchinger Flur führen soll und die Idee eines Radschnellweges gefährdet

Von Gudrun Passargeund thomas kronewiter, Fröttmaning

Die Stadt Garching hat am Dienstagabend "ein deutliches Signal in Richtung Landeshauptstadt gesetzt", wie es Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) formulierte. Vorausgegangen war im Bauausschuss die Diskussion über das Bauvorhaben der Allianz Arena München Stadion GmbH. Sie will in Fröttmaning ein weiteres Parkhaus bauen, um einheimische Fans und Anhänger der Gästemannschaften konsequent zu trennen. Dafür plant sie auch einen Fußweg über ein neues Brückenbauwerk, das über Garchinger Flur führt. Der Ausschuss weigerte sich allerdings, das nötige Einvernehmen zu erteilen und stellte eine Liste von Forderungen auf, die zunächst erfüllt werden müssten. Vor allem fürchtet Garching um die Weiterführung seiner Ortsumfahrung.

Mehr Platz entspannt: In dem bisher einzigen Parkhaus an der Fröttmaninger Arena treffen Fans aufeinander - das soll der Neubau ändern. (Foto: Johannes Simon)

Dem Bürgermeister war die Verärgerung anzumerken. Er kritisierte, dass der Heideflächenverein in die Planung in diesem sensiblen Bereich überhaupt nicht eingebunden worden sei. Und: Die Pläne seien Garching "auf den Tisch geknallt" worden: "Das ist nicht akzeptabel und auch kontraproduktiv zu dem, was wir vorhaben."

Das Projekt selbst konnten die Stadträte gut nachvollziehen. Es geht darum, ein neues Parkhaus mit fast 1250 Plätzen in Fröttmaning zu bauen, das nur von der A 99 aus angesteuert werden kann. Doch nicht nur per Auto und Bus sollen einheimische und auswärtige Fans getrennt werden; auch diejenigen, die mit der U-Bahn anreisen, sollen künftig eigene Wege ins Stadion gehen. Sie sollen westlich der Gleise etwa 1000 Meter zu einem ebenfalls neuen Treppenaufgang zum Parkhaus laufen und dort über eine Überführung zur Arena gelangen. Dieser Treppenaufgang überbaut den im Besitz der Stadt Garching befindlichen Gleiskörper der U 6. Zudem würde einer der Pfeiler des neuen Brückenbauwerkes auf einem Radweg stehen, der ebenfalls zu Garching gehört. Der Bürgermeister sah hier erhebliches Gefahrenpotenzial zwischen Radlern und Fußgängern. Er schätzt, "es könnten schon mal 7000 Leute sein", die da entlang marschierten. Und das auf einer Trasse, die einmal im Gespräch für den Radschnellweg vom Hauptbahnhof zum Forschungscampus war. Aktuell sei eher eine Wegführung weiter nördlich wahrscheinlich, sagte Gruchmann.

Eine ganz andere Kollision der Interessen sprach Albert Biersack (CSU) an. Er erinnerte an die Pläne zur Weiterführung der Ortsumfahrung und daran, dass sie genau dort nach Fröttmaning einschleifen könnte: "Wenn da jetzt ein Parkhaus hinkommt, dann ist das für mich definitiv am Ende." Dieser Meinung schlossen sich alle an. Sie folgten dem Vorschlag des Zweiten Bürgermeisters Alfons Kraft (Bürger für Garching), der einen Verkehrsplaner forderte. Dieser müsse erklären, wie es möglich sei, "die Andockung durchzuführen". Einstimmig schlossen sich die Garchinger Stadträte der Vorlage der Verwaltung an und lehnten das Bauvorhaben ab, bevor nicht mehrere Punkte geklärt sind. So müsse der Abstand zwischen Treppenturm und Schutzzaun mindestens fünf Meter statt 3,50 Meter betragen; es müsse zudem ein Konzept für Konfliktsituationen zwischen Radlern und Fußgängern geben. Auch die Aufsichtsbehörde der U-Bahn sei zu beteiligen. Außerdem soll ein Verkehrsgutachten erstellt werden, wie die Ortsumfahrung in Fröttmaning anschließen könnte.

Für Arena-Geschäftsführer Jürgen Muth geht keine Planungsoption wirklich verloren. Die Durchfahrtsbreite zwischen U-Bahn-Zaun und Treppe nehme Rücksicht auf die Fröttmaninger Heide: "Sollte eines Tages der Radschnellweg tatsächlich entlang der Fröttmaninger Heide zusätzlich geplant werden, müsste er entweder mit den 3,50 Metern Durchfahrtsbreite auskommen oder, falls er breiter ausfallen muss, außen herum westlich an der Treppenanlage geführt werden." Für den angesprochenen Konflikt zwischen Fußgängern und Radlern werde es ein Betriebskonzept geben: "Gerechnet auf die Jahresstunden, in denen der bestehende Weg jetzt schon - gleichermaßen für Radfahrer und Fußgänger - genutzt wird, sind die Veranstaltungsstunden der Allianz Arena mit dem Fußgängerverkehr vor und nach dem Spiel nur ein sehr kleiner, organisatorisch zu bewältigender Anteil."

© SZ vom 13.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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