Fröttmaning:Klare Regeln für die Heide

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Bevor die Schutzzone, die Umweltbildungszone oder die Heideerlebniszonen ausgewiesen werden können, müssen erst die Hinterlassenschaften der Bundeswehr weg. Fraglich ist, wer das bezahlen soll

Von Simon Schramm, Fröttmaning

Die Fröttmaninger Heide wird in vier spezielle Zonen eingeteilt, in denen unterschiedliche Vorschriften gelten. Und alle Hundebesitzer ohne Hundeführerschein müssen in der Heide ihre Tiere an die Leine nehmen. Mit diesen Ergebnissen endet fast genau drei Jahre nach der vorläufigen Sicherung der Heide als Naturschutzgebiet ein Prozess des konstanten Dialogs mit den Bürgern über die künftigen Regeln. In der Frage, wie der Naturschutz mit dem Status als beliebtes Naherholungsgebiet vereinbart werden soll, gibt es also endlich feste Vorgaben.

Bei der Abschlussveranstaltung des Bürgerdialogs am Freitagabend wurde aber ersichtlich, dass die Diskussion nicht zu Ende ist, denn die Aufgabe, die ehemals von der Bundeswehr genutzte Heide von "Kampfmitteln" zu befreien, wird umfassender als bisher angenommen. Gleichzeitig beginnt nun das Verfahren zur förmlichen Ausweisung der 334 Hektar großen Heide als Schutzgebiet. Geplant ist, den Entwurf der Naturschutzverordnung nach Pfingsten einzureichen. Die Regierung von Oberbayern rechnet mit einem Abschluss des Verfahrens im Frühjahr 2016.

Um die 40 Freimanner waren zur Konzept-Präsentation von Mediator Kai Elmauer und der Regierung von Oberbayern ins Hauptgebäude der Ludwig-Maximilians-Universität gekommen. Kern des Konzepts ist eine Zonierung, die das Gebiet in vier Kategorien einteilt. In einer "Schutzzone" gilt ein ganzjähriges Betretungsverbot. Dieser Bereich, rund 35 Prozent der gesamten Heide, umfasst eine größere Fläche in der Mitte und ein Gebiet im Süden. Betretbar sind nur die Wege rund um und in diesen Flächen.

Ein weiterer spezieller Abschnitt ist die "Umweltbildungszone" im Südosten nahe dem U-Bahnhof. Das Gebiet darf ganzjährig betreten werden - aber ohne Hunde. In den "Heideerlebniszonen", die rund 50 Prozent der gesamten Fläche ausmachen, werden sich die Bürger sehr wohl aufhalten dürfen; zu Brut- und Aufzuchtzeiten, also von 1. März bis 30. September, werden aber nur die ausgewiesenen Wege betretbar sein. Dies hat die Regierung von Oberbayern festgelegt. Mediator Kai Elmauer nannte dies einen "saisonalen Maßanzug". Zuletzt wird es Zonen geben, die ganzjährig frei begehbar sind. Es handelt sich hierbei um einen länglichen Korridor im Westen der Heide sowie um Abschnitte nahe der Siedlung.

Für Hunde wird es grundsätzlich in der ganzen Heide eine Leinenpflicht geben. In Schutz-, Heideerlebnis- und Umweltbildungszone dürfen die angeleinten Hunde nur auf den Wegen laufen, in der freien Zone gilt kein Wegegebot. Für "gut erzogene Hunde", so ein Regierungsvertreter, soll die Leinenpflicht in bestimmten Bereichen entfallen: Besitzer, die den Hundeführerschein erwerben, sollen ihre Hunde frei laufen lassen dürfen, und zwar in der freien Zone, sowie in Herbst und Winter auf den Wegen in der Erlebniszone. Notwendig wird dafür die Registrierung in einer Liste der Unteren Naturschutzbehörde sein.

Das aber tritt erst später in Kraft: Laut einem Gutachten, das vor ein paar Monaten, also nach den Workshops, erschienen ist, ist ein großer Teil der Heide noch mit Kampfmitteln belegt. Das anwesende Publikum reagierte schockiert: Bis auf einzelne Flecken gilt für einen großen Teil der Heide derzeit aus diesem Grund noch ein Betretungsverbot. Je nach Fortschritt bei der sogenannten Entmunitionierung soll dieses Verbot dann angepasst werden.

Die wohl wichtigste Frage wird nun sein, wie die weitere Befreiung der Heide von Relikten der Bundeswehr finanziert werden soll. Der Bezirksausschuss-Vorsitzende Werner Lederer-Piloty (SPD) kündigte an, in der nächsten BA-Sitzung einen Zuschuss von etwa 100 000 Euro zu beantragen, damit zunächst die Wege sicher werden. Der Vorsitzende des Heideflächenvereins, Josef Riemensberger, schlug den Bürgern vor, Spenden zu sammeln. Die Federführung für die weitere Entwicklung der Heide liegt nach Abschluss des Bürgerdialogs beim Heideflächenverein.

In der Diskussionsrunde fragten sich die anwesenden Bürger, wie die Vorhaben für die Fröttmaninger Heide konkret umgesetzt werden sollen. Anwohner wollten wissen, ob jedes Familienmitglied den Hundeführerschein machen müsse. Laut der Regierung von Oberbayern steht das noch nicht fest. Zur Kontrolle werde es jedenfalls keine "schwarzen Sheriffs" geben. Betont wurde die Eigenverantwortung der Bürger, etwa auf Hunde oder Kinder aufzupassen, um die Natur zu schützen. Unklar ist noch, wie die Wege markiert und die Zonierung des Gebietes in der Heide selbst kommuniziert werden sollen.

Alle Ergebnisse sind auf der Internetseite www.unsereheide.de einsehbar.

© SZ vom 11.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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