Feuerwehr:"Wir müssen löschen, bergen, schützen, retten. Nicht tagelang Berichte schreiben"

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Hein Fischer war 15 Jahre lang Kreisbrandrat in Freising, jetzt hat er Abschied genommen. (Foto: Marco Einfeldt)

Ex-Kreisbrandrat Heinz Fischer erledigt letzte Arbeiten vor seinem Ruhestand. Der Abschied fällt ihm schwer.

Von Marlene Krusemark, Zolling

Heinz Fischer sitzt in seinem alten Büro im Feuerwehrausbildungszentrum in Zolling, direkt über dem Übungsraum. Seit Anfang Januar ist seine Zeit als Kreisbrandrat offiziell vorbei, jetzt schaut er noch Ordner durch und macht finale Abrechnungen. Er müsse ja mit 63 aufhören, sagt Heinz Fischer. Diese Aussage lässt schon vermuten, dass er dem Ruhestand nicht nur freudig entgegen blickt. Als er im April zu seiner Verabschiedung im Landratsamt die Treppen hinaufging, habe er ein sehr komisches Gefühl gehabt, erzählt er: "Da war ich schon niedergeschlagen." Nach 15 Jahren als Kreisbrandrat fällt der Abschied von der Arbeit und den Kollegen nicht so leicht.

Zur Feuerwehr war Fischer durch seinen Vater gekommen - seit er 16 Jahre alt ist, ist er Mitglied der Freiweilligen Feuerwehr. Nach der Bundeswehr machte er eine Ausbildung zum Großhandelskaufmann und arbeitete im Elektrogroßhandel. Seine Leidenschaft stand aber immer fest: Die Feuerwehr. Und sein Ziel: Kreisbrandrat. Über verschiedene Funktionsstufen vom Kommandanten über den Kreisbrandmeister zum Kreisbrandinspektor erreichte er das Ziel schließlich.

Jugendarbeit und -ausbildung: essenziell für das Funktionieren der Feuerwehr

Eine seiner Hauptaufgaben war in dieser Zeit neben der Kommunikation mit der Landkreisregierung die Jugendarbeit und -ausbildung. Das sei essenziell für das Funktionieren der Feuerwehr: "Wer die Jugend hat, dem gehört die Zukunft." Zwar sei man gut aufgestellt, trotzdem müsse man vermehrt an die Schulen gehen und Jugendliche ansprechen, sogar an die Kindergärten, um weitere Einsatzkräfte anzuwerben.

Nicht zuletzt war Fischer dafür zuständig, "den gesamten Feuerwehrapparat zusammenzuhalten". Dazu gehören im Landkreis 83 Freiwillige und drei Werk-Feuerwehren. Was sich im Laufe der Zeit bei der Feuerwehr verändert hat, ist für Fischer, dass es immer weniger Ausbildungsberufe gibt und dadurch die Feuerwehrmänner anders geprägt sind als früher. Heutzutage kämen viele Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr aus dem kaufmännischen Bereich und hätten somit oft weniger handwerklich-technische Erfahrung, bedauert Fischer. Wenn beispielsweise ein Gebäude durch einen Brand einstürze, wisse der gelernte Mechaniker besser Bescheid, wie er sich zu verhalten habe, als der Studierte. Deswegen solle man mehr Energie in die Feuerwehr-Ausbildung stecken.

Ein weiteres Problem sieht Heinz Fischer im bürokratischen Aufwand. Der muss seiner Meinung nach abgebaut werden - sonst würden auf Dauer Kommandanten verloren gehen. "Wir müssen löschen, bergen, schützen, retten: und nicht tagelang Berichte schreiben."

Besonders geschätzt hat Heinz Fischer in seiner Zeit als Kreisbrandrat die Zusammenkunft mit vielen verschiedenen Leuten - seien es Bürgermeister oder Jugendliche. Er erinnert sich auch gern an die Kameradschaft und Freundschaft, die er erfahren hat - zum Beispiel auf gemeinsamen Skiausflügen in seiner Zeit als Kreisbrandmeister.

Ein schrecklicher Verkehrsunfall ist ihm ins Gedächtnis gebrannt

Durchweg positiv waren die Erlebnisse als Einsatzleiter aber natürlich auch nicht. Besonders im Gedächtnis geblieben ist Fischer ein Verkehrsunfall auf der B 301, bei dem eine Mutter ums Leben kam. "Da läuft's einem kalt den Buckel runter."

Ein wichtiger Anker sei in seiner Zeit bei der Feuerwehr seine Familie gewesen, die sehr zu ihm gehalten habe, obwohl er durch seine Arbeit nicht viel Zeit zu Hause habe verbringen können. Jetzt freut er sich darauf, dies bei seinem Enkel, der im Sommer ein Jahr alt wird, nachholen zu dürfen. Langweilig wird es Fischer sicher nicht werden: Er will Motorradfahren in Schottland und seinem Hobby als Amateurfunker nachgehen. Er freue sich jetzt auf das Leben, sagt er, und in seinen Nachfolger Manfred Danner setze er vollstes Vertrauen. "Es war eine schöne Zeit, die ich sicher nicht missen will, und ich werde oft vorbeischauen."

© SZ vom 29.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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