Barrierefreies Einkaufen:Auszeichnung für seniorenfreundliche Geschäfte

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Die Stadt will älteren Menschen das Einkaufen durch mehr Rangierplatz für Rollatoren erleichtern, auch Mütter mit Kinderwägen werden profitieren.

Von Luise Helmstreit, Freising

"Unsere Stadt soll für alle begehbar und erfahrbar sein", sagt Bürgermeisterin Eva Bönig. Das zu gewährleisten, wird in Zukunft aber mit neuen Herausforderungen einher gehen. Freising wird älter. Der Anteil an Personen über 65 Jahren wird laut dem Landesamt für Statistik innerhalb der nächsten zwanzig Jahre um fast 40 Prozent zunehmen. Dieser Trend zeichnet sich unter dem Namen demografischer Wandel nicht nur hier, sondern fast überall in Deutschland ab. Die Stadt, aber auch einzelne Gewerbe, müssen reagieren.

"Behindertengerechtes Parken, breite Türen, einfach erreichbare Waren und gut lesbare Preise", zählt Helmut Hoof, Sprecher der Agenda 21 Projektgruppe Seniorinnen und Senioren, auf. "Ältere und behinderte Menschen haben andere Bedürfnisse." Aus dem Grund wurden zusammen mit der Projektgruppe Menschen mit Behinderung diese und andere Kriterien bei mehreren Einzelhändlern überprüft. Alle, die die Ansprüche erfüllen, wurden mit dem Zertifikat "senioren- und behindertenfreundlich Einkaufen" ausgezeichnet. Auch die Verfügbarkeit von Sitzgelegenheiten und wie freundlich und hilfsbereit das Personal auf hilfsbedürftige Menschen zugeht, wurden bewertet. Wer insgesamt mindestens 70 Prozent der möglichen Gesamtpunktzahl erreichte, bekam das Zertifikat verliehen. "Das ist nicht nur ein Altersthema, es ist gleichzeitig ein Zertifikat für Kundenfreundlichkeit", sagt Bönig und fügt hinzu, "das ist ebenso wichtig für Freising als Wirtschaftsstandort." Zudem steigt mit der Anzahl der Menschen im Rentenalter auch deren Kaufkraft.

Besonders gut hat das Stein Center abgeschnitten

Nicht nur Senioren soll mit mehr Rangierplatz für Rollstühle und Rollatoren ein aktives und selbstbestimmtes Leben erleichtert werden, auch Mütter mit Kinderwägen werden profitieren. Für die Gewerbetreibenden bedeutet das natürlich eine Verringerung der Verkaufsfläche, bei den hohen Mietpreisen im Innenstadtbereich keine leichte Entscheidung. Läden, die sich besonders um diese Kundengruppenbemühen, dürfen für ihr Engagement aber mit einem großen orangen Aufkleber mit einem lachenden Freisinger Bären werben.

Erstmals wurde die Auszeichnung vor zwei Jahren an acht Geschäfte in Freising verliehen. Viel getan hat sich seitdem nicht: Es sind keine neuen Gewerbe dazugekommen, lediglich die bereits ausgezeichneten wurden erneut überprüft und ihr Zertifikat verlängert. "Das ist ein Zeichen für ein nachhaltiges Engagement", sagt Eva Bönig.

Gleichzeitig hoffe Sie, dass sich in Zukunft noch mehr Läden bereit erklären, an dem Projekt teilzunehmen. "Wir leisten Pionierarbeit", meint Robert Zellner, Abteilungsleiter für soziale Angelegenheiten der Stadt Freising. "Oft haben die Pächter auch keine Macht, etwas umzubauen, wenn der Eigentümer nicht will." Besonders gut hat das Stein Center abgeschnitten: Sowohl das Einkaufszentrum als ganzes als auch mehre dort ansässige Läden wurden ausgezeichnet. Direkt im Stadtzentrum hat Eva Bönig aber noch weitere Geschäfte ausgemacht, die für das Zertifikat in Frage kämen. "Man geht mit ganz anderen Augen durch die Stadt", sagt sie, und achtet dabei mehr auf Barrierefreiheit und seniorengerechte Angebote. Die Bürgermeisterin hofft auf weitere Bewerber.

© SZ vom 12.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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