Freising:Neue Altstadt mit Schwächen

Freising: Was in einer Spielstraße erlaubt ist und was nicht, müssen einige Freisinger in der neu gestalteten Unteren Altstadt noch lernen.

Was in einer Spielstraße erlaubt ist und was nicht, müssen einige Freisinger in der neu gestalteten Unteren Altstadt noch lernen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Auf dem ersten fertigen Abschnitt in der Unteren Hauptstraße zeigt das Verkehrskonzept seine Schwäche: Die Verkehrsteilnehmer selbst müssen die Geschwindigkeit dem gemeinsamen Straßenraum anpassen.

Von Kerstin Vogel, Freising

Autofahrer, die verbotswidrig auf den neu gepflasterten Flächen parken oder die vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit offenbar nicht umsetzen können, Fahrradfahrer, die nur unwesentlich langsamer, aber ähnlich rücksichtslos an Fußgängern vorbei rauschen: Wer sich in den ersten Stunden nach der Freigabe der neu gepflasterten Unteren Altstadt dort umgesehen hat, der hat schon ahnen können, was - oder besser wer - das Problem des neuen Verkehrskonzepts sein wird. Der Verkehrsteilnehmer selber.

Verkehrsrechtlich als Spielstraße, also als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen, soll die Freisinger Innenstadt künftig als Begegnungszone funktionieren. Die dafür notwendige Rücksichtnahme aber muss manch ein Bürger offenbar erst lernen. "Das geht nur gemeinsam und mit Vernunft", sagt Max Kirchmaier, Vorsitzender des Vereins "Aktive City". Er hat am Donnerstag in der Unteren Hauptstraße gemeinsam mit Mitarbeitern der Stadtverwaltung Fragen der Bürger zu dem neuen Konzept beantwortet.

Wo kann man parken?

In einer Spielstraße darf nur auf ausgewiesenen Flächen geparkt werden. Doch in der Unteren Altstadt ist kein einziger Parkplatz ausgewiesen, denn grundsätzlich sollen Autos künftig am Rand der Innenstadt abgestellt werden - und man will den Parkplatzsuchverkehr abschrecken. Ob Altstadtparkhaus, Parkhaus Am Wörth oder an der Sonnenstraße: Die City ist von jedem dieser Standorte in fünf Minuten zu Fuß zu erreichen. Zwar darf man mit dem Auto in die Stadt fahren, wie Michael Schulze, Innenstadtkoordinator der Verwaltung erklärt. Erlaubt sei jedoch nur ein kurzes Halten zum Be- oder Entladen oder um jemanden aussteigen zu lassen. Eine Ausnahme gelte für Menschen mit einem Behindertenparkausweis. Diese dürften in der Spielstraße parken, sofern sie niemanden behindern.

Wie wird das kontrolliert?

In der Heiliggeistgasse, die seit gut einem Jahr fertiggestellt ist, zeigte sich schnell, dass viele Autofahrer - vor allem am Wochenende - das Parkverbot ignorieren. Hier soll das Ordnungsamt in Zukunft verstärkt kontrollieren und Strafzettel ausstellen. Der Stadtrat hat unter anderem dafür gerade erst drei neue Stellen bewilligt. Die Aktive City will laut Kirchmaier künftig kleine Mäppchen an die Autofahrer verteilen, in denen sie Informationen zum Parkkonzept finden. "Das gibt es dann zum Strafzettel dazu - oder einfach so."

Freising: Nicht erlaubt ist beispielsweise, einfach irgendwo zu parken, wie das in der Heiliggeistgasse gerne praktiziert wird.

Nicht erlaubt ist beispielsweise, einfach irgendwo zu parken, wie das in der Heiliggeistgasse gerne praktiziert wird.

(Foto: Marco Einfeldt)

Den fließenden Verkehr, also die Einhaltung des Schritttempos, muss übrigens die Polizei überwachen - und laut Schulze soll auch das in Zukunft forciert werden.

Wie fahren die Busse jetzt?

Die Stadtbusse fahren bis auf weiteres nicht durch Untere Hauptstraße, Heiliggeistgasse und General-von-Nagel-Straße, wie Schulze bestätigt. Dafür seien zwei Ausweichhaltestellen an der Rampe von der Korbinianskreuzung zur ehemaligen B 11 und vor dem Dorint-Hotel eingerichtet, von denen aus man die Innenstadt in fünf Minuten erreicht. Das werde noch einige Monate so bleiben, weil die Stadtentwässerung wohl von März 2018 an die Sanierung der Hausanschlüsse an der Unteren Hauptstraße zwischen Luckengasse und Amtsgerichtsgasse in Angriff nehme.

Freising: Busse fahren hier bis auf weiteres nicht.

Busse fahren hier bis auf weiteres nicht.

(Foto: Marco Einfeldt)

An der Oberen Hauptstraße und durch die Bahnhofstraße fahren drei Linien der Stadtbusse laut Schulze wieder wie gewohnt. Einzelheiten zu den Busfahrplänen finden sich auch auf der Homepage der Stadtwerke (www.stw-freising.de).

Wie fahren die Busse in Zukunft?

Sollen die großen Stadtbusse nach Abschluss der Sanierungsarbeiten weiter durch die Innenstadt fahren? In dieser Frage seien die Bürger wie auch die Geschäftsleute zwiegespalten, hat Kirchmaier festgestellt: "Die einen finden die Busse unverzichtbar, die anderen wollen sie raushaben aus der Stadt." Derzeit würden verschiedene Konzepte geprüft, darunter ein kleinerer Citybus, der in einer "Achterschleife" verkehren würde, aber auch eine "Bockerlbahn". "Da ist noch nichts in Stein gemeißelt", sagt Kirchmaier, "man muss sehen, was am besten funktioniert und es muss bezahlbar bleiben."

Reinigung und Winterdienst

Was die Reinigung der neuen, sehr hellen Pflasterflächen angeht, so hat Schulze festgestellt, dass Regen, Schnee und die normalen Reinigungsarbeiten durch den Bauhof völlig ausreichend sind. Der Winterdienst müsse sich in den neu gestalteten Bereichen natürlich noch einspielen, sagt er - und rät den Anwohnern, etwaige Wünsche dazu am besten gleich an die Mitarbeiter des Winterdienstes zu kommunizieren: "Die sind sehr lösungsorientiert."

Wie geht es weiter?

Letzte Abstimmungen laufen derzeit zu der noch fehlenden Möblierung in den fertiggestellten Bereichen. So sollen beispielsweise die Betonklötze noch Sitzauflagen erhalten - und wie Schulze versichert, soll hier etwas Kontrastreiches gewählt werden, um die Blöcke besser vom Untergrund abzuheben. Voraussichtlich im März 2018 geht es dann mit den Pflasterarbeiten weiter in Richtung Korbinianskreuzung und gleichzeitig in der Weizengasse. Der erste neue Stadteingang an der Korbinianskreuzung könnte Ende August 2018 für den Verkehr freigegeben werden.

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