Wettbewerb für die Ortsmitte:Au gewinnt an Lebensqualität

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Studium des Siegerentwurfs von Terra.nova: Die Auer machten sich selbst ein Bild der Gestaltungsvorschläge. (Foto: Joerg Koch)

Die Ideen des Münchner Büros Terra.nova zur Neugestaltung der Ortsdurchfahrt gefallen den Preisrichtern am besten. Das Konzept sieht eine verkehrsberuhigte Zone und eine Renaturierung der Abens vor

Von Peter Becker, Au

Das Landschaftsarchitekturbüro Terra.nova aus München hat den Wettbewerb zur Neugestaltung der Auer Ortsdurchfahrt gewonnen. Dies verkündete Bürgermeister Karl Ecker Samstagmittag bei der Preisverleihung in der Hopfenlandhalle. Architekt Peter Wich nahm das Preisgeld von 20 000 Euro entgegen. Da sowohl Fach- als auch Sachpreisrichter das Büro auf Platz eins ihrer Favoritenliste gesetzt hatten, hat es gute Chancen, den Auftrag zu erhalten. Dazu bedarf es aber eines weiteren Beschlusses des Marktgemeinderats. Der zweite Preis, dotiert mit 12 500 Euro, geht an den Landshuter Planer Ralph Kulak mit seinem Büro Logo verde. Platz drei belegen die Landschaftsplaner G+2S aus Deggendorf. Das Büro erhält 7500 Euro. Anerkennungspreise, jeweils in Höhe von 5000 Euro, gehen an Planer aus Berlin und Bonn.

Wich sagte in seiner Erläuterung zum Entwurf seines Büros, sein Plan greife sowohl die Ortsgeschichte als auch die Topografie der Marktgemeinde Au auf. Er sieht zwei parallel verlaufende Achsen im Ort: zum einen die Straße, zum anderen das Flussbett der Abens, das er auch als Grünzug bezeichnet. Da die Hauptstraße mittlerweile zu einer Ortsstraße herabgestuft ist, plant Wich mit einer verkehrsberuhigten Zone. Dies sei während einer Befragung und einer Ortsbegehung ausdrücklicher Wunsch der Bürger gewesen, sagte Bürgermeister Ecker. Insbesondere im Zentrum beim Rathaus soll die Umgebung so gestaltet werden, dass Fußgänger und Autofahrer gegenseitig Rücksicht nehmen müssen. Wich arbeitet hier mit unterschiedlicher Pflasterung der Straße und mit einer verengten Fahrbahn.

Terra.nova unterteilt die Ortsdurchfahrt durch Bäume und Sitzbänke in unterschiedliche Abschnitte. Orte zum Innehalten sollen entlang der Abens entstehen. Diese könne renaturiert und gestaut werden, sagte der Landschaftsarchitekt. Am alten Löschweiher ist ein Biotop mit einem Spielplatz vorgesehen. Einigkeit herrscht unter Planern und den elf Preisrichtern, dass die Marktgemeinde "ihr Licht bisher unter den Scheffel gestellt hat", wie dies Landschaftsarchitekt Kulak beschrieb. "Au war auf dem absteigenden Ast", verdeutlichte er. Dies dokumentiere der Leerstand an Gebäuden entlang der Hauptstraße. Er hoffe, dass der Wettbewerb eine Wende zum Besseren bringen werde.

Ermöglicht habe den Aufbruch in eine bessere Zukunft der Bau der Ortsumgehung, rekapitulierte Ecker. Dadurch wurde die ehemals durch den Ort verlaufende Bundesstraße B 301 nach außen verlegt. Die Zahl der Au durchquerenden Lastwagen sei seitdem um 90 Prozent gesunken, stellte Ecker fest. In der Konsequenz wurde die Hauptstraße auf Vorschlag des Tiefbauamts am Landratsamt zur Ortsstraße abgestuft. Dies ermöglicht der Marktgemeinde künftig die Durchsetzung eines Tempolimits. Allein der bisherige Rückgang des Straßenverkehrs hat dazu geführt, dass einige bisher leer stehende Häuser in der Ortsmitte wieder bewohnt sind.

Kurios ist, dass Au zwar seit dem Jahr 1346 das Marktrecht besitzt, aber erst seit 2006 über einen eigenen Marktplatz verfügt. Dieser prägt mit dem benachbarten Rathaus das Zentrum, gewährt aber auch einen Blick auf die Pfarrkirche Sankt Vitus. Die Ortsmitte steht natürlich im Kern der Umgestaltungspläne. Ecker betonte, dass es ganz im Gegensatz zur Etablierung des Marktplatzes mit der Kirchenverwaltung "kein Gefecht mehr wie vor zehn Jahren gegeben hat. Wir wollen gemeinsam neue Wege bestreiten." Es sei keineswegs daran gedacht, eine Fußgängerzone in der Ortsmitte zu schaffen. "Wohnen und Arbeiten muss weiterhin möglich bleiben", sagte der Bürgermeister an die Adresse der Anlieger. Laut Stadtplaner Martin Birgel, Mitglied der Fachpreisrichter, waren 20 Arbeiten zu begutachten. Am Ende des ersten Schiedstages waren sieben Entwürfe in die engere Wahl gekommen.

© SZ vom 11.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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