Archäologische Funde:Viel Geschichte unter dem "Plan"

Archäologische Funde: Hans Gumberger legt auf dem Moosburger "Plan" einen Totenkopf frei. Insgesamt sechs Gräber sind bei den Probegrabungen auf dem Platz gefunden worden.

Hans Gumberger legt auf dem Moosburger "Plan" einen Totenkopf frei. Insgesamt sechs Gräber sind bei den Probegrabungen auf dem Platz gefunden worden.

(Foto: Marco Einfeldt)

Probegrabungen in Moosburgs Altstadt bringen interessante Befunde zutage. Sie reichen vom 19. Jahrhundert bis mindestens ins Hochmittelalter. Aus der Zeit stammen auch sechs Gräber von Kindern.

Von Alexander Kappen

Während die Moosburger Bürger und Lokalpolitiker weiter eifrig diskutieren, wie es künftig auf dem "Pan" aussehen soll und wie viele Parkplätze es nach dem Umbau dort noch gibt, interessiert sich Marcus Simm vor allem dafür, was es unter dem "Plan" zu sehen gibt. Vor ein paar Wochen hat der Archäologe mit seinem Team auf einem 30 Quadratmeter großen Stück des Platzes Probegrabungen durchgeführt - und dabei 21 "archäologisch interessante Befunde" registriert. Das berichtete er jetzt in der Moosburger Bürgerversammlung in der Schäfflerhalle, wo er die Ergebnisse vorstellte.

Weil der "Plan" über Jahrhunderte nicht bebaut war, hatten der Archäologe hohe Erwartungen - und diese wurden nicht enttäuscht. Simm sprach von einer "Bilderbuch-Ausgrabung". Befunde gab es in einer Tiefe von 40 Zentimetern bis zu 2,20 Metern. Sie reichen vom 19. Jahrhundert bis mindestens ins Hochmittelalter zurück. Mehr oder weniger direkt unter der Teerdecke fanden Simm und seine Kollegen ein gemauertes Entwässerungssystem, das wohl aus dem 19. Jahrhundert stamme. Darauf deute etwa auch eine gefundene Glasflasche aus der Zeit hin.

Dass die Hände der Toten neben dem Körper liegen, weist auf Bestattungen im Hochmittelalter hin

Etwas darunter fanden die Archäologen kreisrunde Strukturen, laut Simm Öfen aus dem Spätmittelalter. Gefunden habe man passend dazu auch Keramik aus dem 14. bis 15. Jahrhundert. Außerdem entdeckte das Grabungsteam Gräber, die wahrscheinlich aus dem Hochmittelalter stammen. Die später errichteten, bereits erwähnten Öfen "wurden in den Friedhof hineingebaut", sagte Simm. Sechs Bestattungen habe man entdeckt, allesamt Kinder und Jugendliche, vom Neugeborenen bis zum 15- oder 16-Jährigen.

Die Skelette "hatten alle die Hände neben dem Körper, das hat man im Hochmittelalter so gemacht", erklärte Simm, "erst so ab dem 13. Jahrhundert hat man angefangen, die Toten mit den Händen auf der Brust zu begraben". Die Knochen werden derzeit in München untersucht.

Archäologische Funde: Dort, wo auf dem "Plan" zurzeit Menschen parken, um Einkäufe zu erledigen, sind laut den Forschern noch weitere Funde zu erwarten.

Dort, wo auf dem "Plan" zurzeit Menschen parken, um Einkäufe zu erledigen, sind laut den Forschern noch weitere Funde zu erwarten.

(Foto: Marco Einfeldt)

Was bedeuten die Funde für die Umbaupläne auf dem "Plan"?

Zu den Funden zählte auch eine Planierschicht aus dem Hochmittelalter. "Im 13. Jahrhundert ist an dieser Stelle die Burg abgebrannt. Der Platz wurde planiert und heißt seitdem Plan", erläuterte Simm. Und schließlich entdeckte das Team auch noch ältere Gebäudereste, Gruben, in denen vermutlich die senkrechten Pfosten von Holzhäusern standen. Die Gräber gleich daneben seien vom Kastulusmünster 30 bis 40 Meter entfernt, so Simm, "das ist eigentlich zu weit weg". Vielleicht hätten die Gräber ja zu einer anderen Kirche gehört. Womöglich stammten die Pfostengruben von einer Holzkirche, "aber das ist nur Spekulation".

Mehr als nur Spekulation ist dagegen, dass auf dem "Plan" noch viele weitere Funde zu erwarten sind. "Wie haben ja nur auf einem Prozent der Fläche gegraben", betonte der Archäologe. Man müsse überall bereits unmittelbar unter der Teerdecke mit Funden rechnen. "Heißt das für den Umbau, dass wir dann eigentlich den Platz aufschütten müssen, um nichts zu zerstören?", wollte Stadtrat Alfred Wagner (Grüne) wissen. Man müsse, so Simm, auf alle Fälle alle Bereiche, in die man beim Umbau eingreife, archäologisch untersuchen. Die Umgestaltung des "Plans" wird wohl in vielerlei Hinsicht noch eine interessante Angelegenheit werden.

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