Der Netto-Markt in Kirchdorf steht zwar schon ein paar Jahre lang, erhitzt aber trotzdem noch immer die Gemüter. Er steht nämlich streng genommen im Landschaftsschutzgebiet Ampertal. Mit dessen Änderung beschäftigen sich gerade die verschiedenen Gremien des Kreistags. Im Kreisausschuss gab es zuletzt heftige Kritik an der Ansiedlung des Discounters. Helmut Priller (ÖDP) sprach in diesem Zusammenhang gar von "modernem Raubrittertum".
In der Tat sah sich die Gemeinde Kirchdorf seinerzeit gezwungen, den Wünschen des Unternehmens nachzugeben. Das wollte den Discounter partout an dieser Stelle haben, wo die Kreisstraße FS 8 in die Staatsstraße 2054 mündet. Andernfalls werde Kirchdorf leer ausgehen. Aus der Sicht des Unternehmens ist dies durchaus nachvollziehbar. An dieser Stelle kaufen nicht nur Kirchdorfer ein, sondern auch Autofahrer, die auf der Durchreise sind, legen hier schon mal einen Stopp zum Einkaufen ein.
Eva Bönig von den Grünen wundert sich
Eva Bönig (Grüne) wundert sich, dass die Naturschutzbehörde der Ansiedlung des Discounters im Naturschutzgebiet zugestimmt hatte. Jörg Steiner, Leiter der Naturschutzbehörde am Landratsamt, sagte, man habe bei der Genehmigung keine leichtfertige Entscheidung getroffen. Die Gemeinde sei auf die Behörde zugekommen, weil ihr sehr an der Ansiedlung des Einkaufszentrums gelegen sei. Zusammen habe man lange nach einer Lösung gesucht. Zum Schluss sei nach langen Diskussionen aber bloß diese Einmündung der Kreis- in die Staatsstraße übrig geblieben. Steiner bezeichnet dies als "akzeptablen Kompromiss". Das Unternehmen habe unbedingt den Publikumsverkehr an dieser Stelle mitnehmen wollen. Immerhin liegt das Areal am Rande des Landschaftsschutzgebiets.
Anton Neumaier (SPD) findet diese Vorgehensweise nachvollziehbar und pragmatisch. Er können nicht nachvollziehen, warum jemand so ein Aufheben um so einen kleinen Bereich mache. Die Kirchdorfer hätten jetzt ihren Einkaufsmarkt und seien zufrieden.
Der Kreistag beschäftigt sich am 21. Juli mit dem Thema
Toni Wollschläger (Grüne) wollte diese Bemerkung Neumaiers nicht so stehen lassen. Diese Denkweise sei veraltet und entspreche dem politischen Geist der Siebzigerjahre, schimpfte er. Diese Beispiel der Ansiedlung des Einkaufmarkts im Landschaftsschutzgebiet dürfe keine Schule machen. Wollschläger fürchtet, dass so ein Präzedenzfall möglichen Nachfolgern Tür und Tor öffne.
Der Kreisausschuss stimmte gegen die Stimmen der Grünen und Prillers trotzdem für die Herausnahme des Grundstücks, auf dem der Einkaufsmarkt steht, aus dem Landschaftsschutzgebiet. Eine Neuauflage der Diskussion um das Änderungsverfahren des Landschaftsschutzgebiets Ampertal könnte an diesem Donnerstag, 21. Juli, folgen. Dann beschäftigt sich der Kreistag von 14.15 Uhr an im großen Sitzungssaal des Landratsamts erneut mit diesem Thema.