Grabstätten:Liberalitas auf Freisinger Friedhöfen

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Ab Januar 2018 gibt es einige Neuerungen auf den Friedhöfen Am Wald und Neustift. Eine sieht muslimische Grabstätten vor. (Foto: Lukas Barth)

Der Stadtrat erlässt eine novellierte Satzung. Künftig gibt es auch muslimische Grabstätten sowie Baum- und Waldgräber.

Von Kerstin Vogel, Freising

Keine Laubnetze über den Gräbern, kein Einsatz von privaten Laubbläsern, keine Nutzung von Mobilfunk-Freisprechanlagen und in Zukunft auch keine Rütteltests an den Grabsteinen mehr: Das sind einige der Neuerungen, die von Januar 2018 an für die beiden städtischen Friedhöfe Am Wald und Neustift gelten werden. Zur Verfügung stehen dort künftig "neue Grabtypen" in Form von Baum- und Waldgrabstätten, die Unterscheidung zwischen Reihen- und Wahlgräbern wurde aufgehoben und es gibt muslimische Grabstätten. Sie unterscheiden sich durch die Ausrichtung nach Mekka und ein Wiederbelegungsverbot von den anderen.

Eltern von Fehlgeburten sowie Embryonen oder Föten aus Schwangerschaftabbrüchen können künftig an den dafür üblichen Sammelbestattungen teilnehmen. Die Verpflichtung zur Durchführung einer Trauerfeier wurde aufgehoben und einem Antrag der Grünen folgend sind Grabsteine, die in ausbeuterischer Kinderarbeit hergestellt wurden, auf den Freisinger Friedhöfen in Zukunft verboten.

Insgesamt vier Satzungen hat der Freisinger Stadtrat in seiner letzten Arbeitssitzung 2017 dafür ändern müssen - und dabei auch diskutiert, ob und welche religiösen Symbole neben dem Kreuz in Zukunft zugelassen sein sollen. Die Verwaltung hatte vorgeschlagen, grundsätzlich anerkannte religiöse Symbole zu gestatten. Susanne Günther (Grüne) ging das aber nicht weit genug. Sie hätte die Satzung gerne generell für jegliche Art von Symbolen geöffnet - und führte unter anderem die Friedenstaube als Beispiel an. Angst vor einer etwaigen Verwendung verfassungsfeindlicher Zeichen müsse man nicht haben, so ihre Argumentation. Diese seien ohnehin verboten.

Würden jegliche Symbole erlaubt, gelte das auch für das Spaghettimonster, meinen Kritiker

Hubert Hierl (CSU) warnte dagegen davor, "jetzt jeden machen zu lassen, was er will, denn sonst ist die Würde unserer Friedhöfe schnell dahin". Stadtjurist Johannes Trischler hatte vorher schon das "fliegende Spaghettimonster" angeführt, dass als Symbol einer Religionsparodie dann auch zugelassen sein müsste. Robert Weller (Freie Wähler) sorgte sich dagegen eher, dass okkultistischer Grabschmuck verwendet werden und solcherart unerwünschte Pilgerstätten entstehen könnten.

Reinhard Fiedler (FSM) wollte es ebenfalls bei einer Beschränkung auf religiöse Symbole belassen. "Allein die Möglichkeit, jetzt auch andere Zeichen als das Kreuz zu verwenden, ist doch ein Riesenschritt in Sachen Zusammenleben der Religionen", sagte er - eine Haltung, der sich am Ende die große Mehrheit des Stadtrats anschloss.

Verzichtet wird künftig auf die bisher vorgeschriebenen, alljährlichen Rütteltests, mit denen die Standfestigkeit der Grabsteine überprüft werden musste. "Wir geben das Rütteln auf, weil es viel zu anstrengend ist", hatte Trischler den Wunsch des Fachamtes nach einer neuen Prüfmethode "übersetzt", wenig später räumte er zur allgemeinen Erheiterung ein, dass das regelmäßige Rütteln die Grabsteine ja überhaupt erst locker gemacht habe.

© SZ vom 12.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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