Baugebiete für Freising:Stille Reserve in Tuching

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SZ-Karte; Quelle: Aktueller Flächennutzungsplan der Stadt Freising (Foto: N/A)

Im Osten von Freising und in einigen weiteren Arealen wäre Platz für bis zu 5000 Bürger. Die Stadt setzt auf das SoBoN-Konzept - ist aber auf das Mitwirken der Grundstückseigentümer angewiesen. Noch existiert kein Bauleitplan.

Von Eva Zimmerhof, Freising

Was Wohnraum betrifft, ist Freising wenig idyllisch. Um das knappe Angebot - und speziell des bezahlbaren - aufzustocken, hat die Stadt unter anderem eine größere Wohnbaufläche im Blick, überlegt Wohnen neben Gewerbegebieten zu ermöglichen und ein Konzept aus München zu übernehmen. "Man hat sich mal vorgenommen, um ein Prozent zu wachsen", sagt Stadtplanungsreferent Franz Bernack. Doch mit Bannwald und Flughafen sind dem im Norden und Süden klare Grenzen gesetzt, das Wasserschutzgebiet im Westen macht die Kessellage fast perfekt. Nur im Osten liegt eine Wohnbaureserve.

"Bei Tuching tut sich etwas", sagt Bernack. Auf dem aktuellen Flächennutzungsplan ist eine Fläche eingezeichnet. "Das ist eine mögliche Wohnbaufläche", erklärt Stadtbaumeisterin Barbara Schelle, "wenn das Gebiet erschlossen werden kann." Bisher hat die Stadt jedoch keine dafür notwendigen Schlüsselgrundstücke. Die Situation in Tuching sei "schwierig", so Schelle. "Bisher gibt es nur eine schmale Straße und viel Privatgrund."

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Von Eva Zimmerhof

Einigen Ärger mit den Tuchingern hatte die Stadt, als Grundstücksbesitzer gegen den Bebauungsplan von 1998 klagten, der vorsieht, den gesamten Hang von der Bundesstraße B 11 aus zu untertunneln. 2003 gab der Bayerische Verwaltungsgerichtshof der Stadt recht. "Derzeit existieren keine konkreten Planungen", sagt indes Bernack. "Man ist auf das Mitwirken der Eigentümer angewiesen", so Schelle, "ohne die Bauleitplanung bleiben die Grundstücke, was sie sind." Einen Bauleitplan gibt es bisher nicht.

"Unter 350 Euro pro Quadratmeter gibt es kein Bauland"

Für 4000 bis 5000 Bürger könnte auf dem Tuchinger Areal und einigen weiteren, teils kleineren Gebieten Wohnraum geschaffen werden, sagt Bernack. So kann sich das Seilerbrückl noch ein Stück gen Süden ausbreiten und an der Rotkreuzstraße entsteht Raum für etwa 140 Einwohner. "Bei der Lohmühle kann das Gewerbegebiet wachsen, aber auch eine Wohnbebauung ist grundsätzlich denkbar", so Bernack. Ähnliches gilt für das Gewerbegebiet an der Angerstraße. Derzeit gibt es einen Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan, der Wohnbauflächen ermöglichen soll.

"Wenn das Seilerbrückl wächst und an der Angerstraße neue Wohnbauflächen entstehen, wird noch ein Schulstandort notwendig", sagt Schelle. "Das hängt immer alles zusammen: Wohnen, Schulen, Einkaufs- und Parkmöglichkeiten." Dies ist ein finanzielles Problem. "Unter durchschnittlich 350 Euro pro Quadratmeter gibt es einfach kein Bauland mehr", so Schelle. "Alle für ein Wohngebiet nötigen Einrichtungen brauchen Platz - und das kostet." Die Stadt könne sich nicht viel Boden leisten.

Das SoBoN-Konzept aus München soll Freising helfen

Ob in Tuching - anders als im Steinpark - mehr private Investoren zum Zug kommen werden, will Schelle offen lassen. "Die kleinen Goldgräber sind auch in Freising gelandet", gibt sie zu bedenken.

"Wegen der hohen Bodenpreise sind bei Neubauten auch keine Mieten unter zehn Euro pro Quadratmeter möglich", sagt Bernack. Große Hoffnungen setzen Stadtbaumeisterin und Stadtplanungsreferent in die Idee der Sozialgerechten Bodennutzung (SoBoN). "Das Bau- und Planungsreferat, das Wirtschaftsreferat und Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher arbeiten derzeit an einem SoBoN-Konzept für Freising - nach dem Modell aus München", so Schelle. Auch der Stadtentwicklungsplan sieht diese Idee vor.

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"Sozial gemischte Stadtteile haben sich bewährt"

Nach dem Konzept beteiligen sich die Planungsbegünstigten - Grundeigentümer, Investoren, Bauherren - an Folgekosten und finanzieren etwa den Bau von Straßen oder Kindertagesstätten mit. Zudem sichert die Regelung 30 Prozent des neuen Wohnbaurechts für den sozial gebundenen Wohnungsbau. Dafür erhalten die Investoren mindestens ein Drittel des Wertzuwachses.

"Sozial gemischte Stadtteile haben sich bewährt", steht in einer bald erscheinenden Broschüre der Stadt zum Stadtentwicklungsplan. Beim Steinpark sei man "auf einem relativ guten Weg", so Schelle. "Im Norden sollen noch Wohnanlagen für Studenten, ein Hotel und dem Sozial-Konzept entsprechende Wohnbebauung entstehen. Das ist eine tolle Lage mit Blick ins Grüne."

© SZ vom 15.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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