Krankenhaus Freising:Teure Operation

Lesezeit: 2 min

Wenn es nach der CDU geht, soll es in Kliniken zukünftig nur noch Zweibettzimmer geben. Im Freisinger Krankenhaus fürchtet man vor allem die Kosten und Einnahmeausfälle einer solchen Umstrukturierung.

Alexandra Vettori

Die Idee war sicher gut gemeint vom CDU-Gesundheitsexperten Jens Spahn, dass mit der nächsten Gesundheitsreform für Patienten auch Verbesserungen in den Krankenhäusern erreicht werden sollten. Er kündigte kürzlich unter anderem Zweibettzimmer für alle gesetzlich Versicherten an. Dieses Ziel aber wird, glaubt man dem Geschäftsführer des Freisinger Krankenhauses Harald Schrödel, nur mit massiven Investitionen und sicher nicht auf die Schnelle zu verwirklichen sein.

Für eine durchgängige Zweibettzimmer-Belegung fehlt im Freisinger Krankenhaus der Platz. (Foto: Marco Einfeldt)

355 Betten gibt es derzeit im Freisinger Krankenhaus, in denen pro Jahr rund 17.000 Patienten liegen. Derzeit wird umgebaut, danach hat die akademische Lehrklinik der Technischen Universität München in Freising genau 61 Einbett- und 108 Zweibettzimmer, ein Dreibett- und 18 Vierbettzimmer.

Würde man dem Freisinger Krankenhaus gleich nach Abschluss der jetzt schon einige Jahre dauernden Bauarbeiten jedoch eine weitere Umbaumaßnahme verordnen, hätte man ein massives Problem, sagt Geschäftsführer Schrödel: "So einfach ist das nicht umzusetzen, denn für eine durchgängige Zweibettzimmer-Belegung haben wir gar keinen Platz."

Es sei jetzt schon so, klagt der Krankenhaus-Geschäftsführer, dass die Länder einfach zu wenig Geld in die bauliche Substanz der Kliniken investierten. "Wenn wir jetzt nur noch Zweibettzimmer zur Verfügung stellen müssten, würde das einen Riesenaufwand bedeuten", sagt Schrödel.

Schließlich seien Krankenhauszimmer ja keine einfachen Büroräume, in die man nur Trennwände einziehen müsse. "Da brauchen Sie Anschlüsse, zum Beispiel für diverse medizinische Gase, da brauchen Sie breitere Zimmertüren für die Betten - und das ist alles recht aufwendig", schildert der Geschäftsführer.

Für die Krankenhäuser selbst wäre die Vorgabe, nur noch Zweibettzimmer anzubieten, auch ein finanzielles Fiasko. Denn bisher zahlt im Freisinger Krankenhaus, wer auf ein Zweibettzimmer besteht, einen Aufschlag von knapp 50 Euro. Diese Aufschläge sind allerdings von Krankenhaus zu Krankenhaus unterschiedlich, umfassen sie zusätzlich zum Basiswert doch auch sogenannte Komfortwerte, wie zum Beispiel eine Zeitung oder die bequeme Anmeldung im Krankenzimmer.

Harald Schrödel nennt die Komfortwerte die "Hotelleistungen". Die seien zwar für manche Patienten sehr wichtig, entscheidend seien aber doch die medizinischen Leistungen, gerade im Krankenhausbereich. "Und da wird sicher kein Unterschied gemacht zwischen Privatversicherten und gesetzlich Versicherten", betont Schrödel. Wenn es die Raumkapazität zulasse, erzählt der Geschäftsführer, dann würden ohnehin schon jetzt Patienten in Zweibettzimmern oder alleine untergebracht.

"Vor allem, wenn es den Patienten schlecht geht oder mit einem baldigen Ableben zu rechnen ist, er aber nicht auf die Intensivstation muss, dann legen wir solche Leute alleine, auch aus Rücksicht auf die Angehörigen." Das sei kein Einzelfall im Freisinger Krankenhaus, weiß er, "das machen alle".

© SZ vom 29.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: