Kommentar:Kostspieliges Geschenk

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Der Umbau des Gebäudes wird immer teurer, während der Zulauf wegen der Rückkehr zum G 9 demnächst abflauen könnte

Von Johann Kirchberger

Abwarten und Tee trinken oder, anders ausgedrückt, ein Problem aussitzen, ist nicht immer ganz verkehrt. Manches erledigt sich von selbst, wenn man es lange genug beobachtet. Die Kreisräte wollten sich aber nicht Untätigkeit nachsagen lassen, als die Realschulen aus allen Nähten platzten und entschieden sich zu handeln. Und so wurden zwei Neubauten beschlossen, einer in Lerchenfeld zur Entlastung der Realschulen in Freising und Eching und einmal in Au, weil das Bürgermeister Ecker so wollte. Es gab zwar böse Nachbarn in Moosburg, die dagegen Sturm liefen, weil sie ohne die Schüler aus dem nördlichen Landkreis um den Bestand der eigenen Schulen fürchteten. Doch es half alles nichts, Ecker gab keine Ruhe und als er anbot, dem Landkreis das alte Hauptschulgebäude in Au kostenlos für eine Realschule zu überlassen, ließen sich die Kreisräte erweichen und schnappten zu.

Ein zweifelhaftes und wie sich nach und nach herausgestellt hat, recht kostspieliges Geschenk. Denn die Kosten für Umbau und Sanierung des alten Schulgebäudes belaufen sich auf mindestens neun Millionen Euro und weil auch noch ein Erweiterungsbau erforderlich ist, kommen - nach aktuellem Stand - noch einmal knapp neun Millionen hinzu. Außerdem hat der Landkreis ja auch noch die Kosten für die neue Realschule in Freising zu schultern, geschätzte 44 Millionen Euro. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, jetzt wird eifrig gebaut, schon bald ist alles fertig und das Geld ausgegeben.

Als seinerzeit die Entscheidungen im Kreistag getroffen wurden, gab es gerade einen gewaltigen Zulauf an die Realschulen, ausgelöst durch die umstrittene Einführung des achtjährigen Gymnasiums. Viele Eltern wollten ihren Kindern den Turboweg G 8 nicht zumuten und schickten sie in die Realschulen und anschließend in die Fachoberschule. Wie es aussieht, kommt nun aber die Rolle rückwärts. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis CSU und Staatsregierung die Rückkehr zum G 9 beschließen. Dann allerdings könnte die Beliebtheit der Realschulen wieder abflauen. Der Landkreis hat dann fünf moderne Realschulen, aber auch fünf, teilweise nicht mehr ganz taufrische Gymnasien, in denen es ganz schnell ganz eng werden könnte. Zum einen, weil der Zulauf in die Gymnasien neu entflammt wird, zum anderen, weil dort dann wieder neun statt acht Jahrgangsstufen untergebracht werden müssen. Aber zum Glück gibt es ja noch die alten Realschul-Container, in die könnten dann womöglich die Gymnasiasten einziehen. Die bayerische Schulpolitik erfordert eben eine gewisse Flexibilität.

© SZ vom 16.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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