Horst Seehofer in Freising:Unbequemes Empfangskomitee

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Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (rechts) im Mai in einem kurzen Gespräch mit Aufgemuckt-Sprecher Hartmut Binner. (Foto: Dominik Osswald/ SZ Freising)

Startbahngegner warten am Schafhof auf den bayerischen Ministerpräsidenten - der spricht mit den Demonstranten, bleibt aber unverbindlich

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Als Politiker reist man ja eigentlich gerne zu Preisverleihungen an, wird man da doch immer über den grünen Klee gelobt für die vielen guten Dinge, die man in der Vergangenheit geleistet hat. Und wenn der Ort der Preisverleihung noch dazu so idyllisch gelegen ist wie der Freisinger Schafhof, wo man über satte grüne Wiesen blickt und in der Ferne den Weihenstephaner Berg sieht, dann macht das Ganze doch noch mehr Freude.

Das war nicht so im Fall von Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer, dem am Dienstag im Schafhof die Max-Schönleutner-Medaille verliehen wurde, weil die bayerische Staatsregierung die Land- und Agrarwirtschaft in Bayern in besonderem Maße unterstütze, so hieß es in der Einladung. Vor allem der Ministerpräsident habe "durch sein starkes politisches Eintreten für Bildung und Forschung" auch den Agrarwissenschaften neuen Auftrieb gegeben.

Absingen der Bayernhymne im Scheichkostüm

Bevor sich nun der bayerische Landesvater all diese schönen Worte anhören durfte, musste er sich zunächst rund 150 Startbahngegnern stellen, die sich von ihm ganz und gar nicht unterstützt fühlen. Im Gegenteil. Die Bürgerinitiative Freising hatte aus Anlass dieser Feier zu einer Demonstration aufgerufen, um Seehofer noch einmal deutlich vor Augen zu führen, dass sie den Bau der geplanten dritten Startbahn für unnötig hält. 2008 hatte sich Seehofer das letzte Mal in Freising blicken lassen, bei einem Volksfestbesuch ein Jahr vor den Landtagswahlen. Weil das so nun schon gar lange her war, hatten sich die Startbahngegner besonders gut vorbereitet für den hohen Gast.

Schon eineinhalb Stunden vor Beginn der Feier hatten sie sich vor dem Schafhof postiert und ihre Plakate ausgerollt auf denen beispielsweise zu lesen war: "Lieber Landesvater, wenn die Scheichs kommen, hast Du immer Zeit. Auch wir sind gerne zu einem Gespräch bereit. Komm nach Freising und sprich mit uns." Die Wartezeit vertrieben sie sich mit dem Absingen der Bayernhymne, einige im Scheichkostüm. Applaus gab es für Freisings Kulturreferenten Hubert Hierl, CSU, der sich den Aufgemuckt-Button mit der Aufschrift "Nein zur dritten Startbahn" ans Revers heften ließ.

Seehofer schlenderte an den Demonstranten vorbei

Seehofer erschien beinahe pünktlich und schlenderte die letzten paar Meter - umringt von seinen Sicherheitsleuten - zu Fuß zum Schafhof, weil sein Fahrer offenbar die richtige Einfahrt verpasst hatte und es nur bis zur der geschlossenen Schranke geschafft hatte. Er wechselte dann auch ein paar Worte mit den Demonstranten und ließ sich von Aufgemuckt-Sprecher Hartmut Binner den aktuellen Faktenscheck der Startbahngegner zu den Flugbewegungen zustecken, "damit er nicht immer nur die Hochglanzbroschüren von der FMG liest", sagte Binner später.

Den Demonstranten erklärte Seehofer dann erneut, er wolle erst das endgültige Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig abwarten. "Und dann reden wir wieder miteinander". Unter Buhrufen, Pfiffen und lauten "Heimatzerstörer"-Rufen, betrat er schließlich den Schafhof - und ließ sich loben.

© SZ vom 13.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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