Kleine Oase in Vötting:Ein Garten für alle

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Baumspinat, Erdbeeren oder essbare Blumen aus dem Gemeinschaftsgarten können Lisa Dornheim (l.) und Kerstin Metko derzeit nach Belieben ernten. (Foto: Marco Einfeldt)

Die 40 Mitglieder des Vereins "Knollen und Co" teilen sich Arbeit und Gemüse und verbringen so manchen Abend in ihrem Garten. Gemeinsam bewirtschaften sie ein 2000 Quadratmeter großes Areal in Vötting.

Von Clara Lipkowski, Freising

Kein Schild weist den Weg zum Gemeinschaftsgarten in Vötting. Fährt man den Schotterweg im Bachinger Moos entlang, könnte man die Gärten rechts und links des Weges glatt übersehen. Aber wer genau hinsieht, erkennt schnell, dass die Wiesen nicht nur bewirtschaftet sind, sondern sogar einer kleinen Oase gleichen. Auf insgesamt etwa 2000 Quadratmetern wachsen Tomaten, Zucchini, Zwiebeln, Kartoffeln, Erdbeeren, zig Kräuter und essbare Blumen.

Die Gartenfläche hat der Verein "Knollen & Co" gestaltet, der sie seit Anfang 2015 gepachtet hat. Die etwa 40 Mitglieder haben seitdem in Gemeinschaftsarbeit Böden umgegraben, Beete angelegt und Pflanzen gepflegt. Das gemeinschaftliche Gärtnern sei aus mehreren Ideen entstanden, berichtet Vereinsvorsitzende Kerstin Metko. "Wir wollten nicht jeder für sich, sondern im Austausch mit anderen, in der Gemeinschaft, gärtnern. Jeder macht ein bisschen was, so, wie er es schafft." Außerdem ist ihr der nachhaltige Umgang mit lokalen Ressourcen wichtig, Pestizide sind tabu. Hinzu kommt, dass es in Freising schwer sei, einen eigenen Garten zu erhalten, sagt die 29-Jährige, für einen Schrebergarten gebe es teils lange Wartelisten.

Ein Gartenbaustudent bringt Sachverstand mit

Brauerstudent Till Heinze, 31, hatte vor etwas mehr als einem Jahr über Freunde von dem Areal erfahren und Interessierte für das Projekt gesucht und gefunden. Ein Gartenbaustudent, Tobias Wolf, 25, bringt viel Sachverstand ein. Er hatte anfangs das gärtnerische Konzept und die Anordnung der Pflanzen entwickelt. Von den Einnahmen durch die Mitgliedsbeiträge kauft der Verein Saatgut und Gerätschaften und zahlt die Pacht für die Fläche. Mit dem Mitgliedsbeitrag nimmt es der Vorstand aber nicht so genau. "Wir freuen uns, wenn jemand die sechs Euro zahlt, wer das nicht kann, muss es aber nicht. Im Prinzip sagen wir: Zahl so viel du willst", sagt Till Heinze. Steht die Erntezeit an, teilen die Mitglieder den Ertrag untereinander auf. Aber natürlich können Vereinsmitglieder auch zwischendurch herkommen und ernten. So hält es auch Kerstin Metko, die Soziologie und Gender Studies studiert, am liebsten. "Ich gehe zwar schon noch einkaufen, aber mein Gemüse hole ich komplett von hier, manchmal täglich." Auch Till Heinze ist vom eigenen Gemüseanbau überzeugt. "Das macht geschmacklich einen Riesen-Unterschied", sagt er, "sogar normale Zwiebeln von hier schmecken deutlich besser als die aus dem Supermarkt."

Kommuniziert wird unter den Hobbygärtnern via E-Mail-Verteiler oder Facebook, mal werden Rezepte geteilt, mal neue Ideen diskutiert. Werden viele Tomaten geerntet, schickt jemand eine Nachricht, dass sie im Garten abholbereit sind. Till Heinze schätzt am Projekt den Wissensaustausch. Neben Gartenbaustudenten bringe auch ein Elektriker Know-how ein. "Er konnte bei komplexen Dingen wie der Installation der Wasserpumpe helfen." Künftig wünscht sich der junge Verein aber mehr Mitglieder. "Wir würden uns auch über ältere Menschen freuen", sagt Metko, denn Senioren brächten einen großen Wissensschatz über das Garteln mit, ist sie sich sicher. Außerdem hätten sie Zeit für den Garten, wenn Studenten oder Berufstätige nicht können.

Zum Schutz vor der Sonne hat jemand ein altes Trampolinnetz angebracht

Für die Pflanzenfreunde ist der Garten auch ein Ort der Entspannung geworden. "Dienstags und samstags ist eigentlich immer jemand hier", sagt Metko, da könne man vorbeikommen, gärtnern oder einfach nur plaudern. Im Schattenplatz neben dem Holzhäuschen, das als Geräteschuppen dient, lässt es sich gut aushalten. Zum Schutz vor der Sonne hat jemand ein altes Trampolinnetz aufgespannt, darunter stehen ein Holztisch, Stühle und eine Bank.

Die Gemeinschaft organisiert regelmäßig Lagerfeuerabende, die ein weiterer Anziehungspunkt geworden sind. "Da wird dann auch gerne diskutiert, gemeinsam auf der Feuerstelle gekocht und vielleicht ein bisschen Musik gemacht", sagt Metko. Manchmal macht eine Gruppe Yoga im Garten, einmal gab es ein Erntedankfest, zu dem auch die Nachbarn vorbeischauten, und hin und wieder klären Workshops über Themen rund um Pflanzen auf, etwa über Bio-Dünger. Vereinzelt vermietet der Verein auch Flächen an Einzelpersonen. In Zukunft haben die Hobbygärtner noch viel vor: Sie wollen Pilze züchten, Bienen halten und eine weitere Fläche, 500 Meter entfernt und 5000 Quadratmeter groß, intensiver bewirtschaften.

© SZ vom 23.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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