Ein Herz für Kinder:Auch die Kleinsten dürfen planschen

Lesezeit: 2 min

Der Moosburger Stadtrat berücksichtigt bei den Planungen für das neue Hallenbad ein Kinderbecken und einen Hubboden. Sauna oder Dampfbad aber wird es aus Kostengründen nicht geben

Von Alexander Kappen, Moosburg

Es war eine sehr emotionale Debatte. Es ging um Transparenz. Um Familienfreundlichkeit. Um die Finanzen natürlich auch. Und generell darum, wie das Verfahren bisher gelaufen ist und ob man bei den Planungen für das neue Hallenbad in der Bonau vielleicht doch noch mal von vorne anfangen und eine Bürgerbeteiligung einleiten sollte. Letzteres beantragte Michael Hilberg (UMB) in der Stadtratssitzung am Montag, fand mit 7:15 Stimmen aber keine Mehrheit. Erfolg hatte dagegen CSU-Stadtrat Rudolf Heinz (17:5), der forderte, das nach derzeitigem Stand 8,8 Millionen Euro teure Hallenbad entgegen dem Verwaltungsvorschlag auch mit einem Kinderbecken mit eigenem Wasserkreislauf auszustatten.

Auf ein solches wollte man im Rathaus nach einer internen Besprechung im Dezember mit Architekt und Fachplanern, deren Ergebnis in den Sitzungsunterlagen nur angedeutet wurde, eigentlich verzichten. Doch der Stadtrat entschied nun anders, nachdem Alfred Wagner (Grüne) die unter Verschluss gehaltenen Inhalte der Besprechung vor der Sitzung bereits auf Facebook publik gemacht hatte und Kritik an den Planungen laut geworden war. Eine Sauna ist gemäß der Besprechung, deren Protokoll nur den Stadträten vorliegt, vom Tisch. "Das ist nicht machbar, aus räumlichen und aus Kostengründen", sagte Bürgermeisterin Anita Meinelt (CSU) am Montag. Auch auf ein gesondertes Lehrschwimmbecken, das laut Verwaltung bei einer Größe von 8,9 mal 12,5 Meter Mehrkosten von 950 000 Euro verursacht hätte, verzichtet man. Stattdessen soll das mit fünf 25-Meter-Bahnen ausgestattete Schwimmerbecken teilweise mit einem Hubboden ausgestattet werden. So können bei einem Anheben des Bodens Schwimmkurse und Reha-Maßnahmen stattfinden. Ein Hubboden unter drei der fünf Bahnen kostet etwa 350 000 Euro.

In den Augen von Heinz liegt "eine hervorragende Planung vor". Der Hubboden sei ein guter Ersatz für das fehlende Lehrschwimmbecken. Das von ihm beantragte Planschbecken benötigt laut Adalbert Schwenzl vom kommunalen Hochbauamt eine eigene Wasseraufbereitung mit einem anderen Reinigungssystem und wärmerer Temperatur. Als Kosten standen 350 000 Euro plus Steuern im Raum. Wie groß das Becken letztlich wird, sollen die weiteren Planungen zeigen.

Jörg Kästl (ÖDP) fand in der Sitzung die "Vorlage tendenziös", sie biete zu wenig Fakten. Er fragte, warum zu "dem Treffen in einem Hinterzimmer keine Vertreter der Bürger eingeladen waren, die das Bad später ja nutzen sollen". Er vertrat die Ansicht, dass eine Sauna oder ein Dampfbad "die Attraktivität des Hallenbads steigern könnten; man hätte prüfen sollen, welche Einnahmen man dadurch generieren kann". Die Bürgermeisterin meinte: "Ursprünglich war davon die Rede, einen Ersatz für unsere alte Kleinschwimmhalle zu schaffen, die nicht mehr lange halten wird, damit die Bürger, die Vereine und die Schulen zum Schwimmen gehen können." Was nun besprochen werde, "hat mit einem bloßen Ersatz nichts mehr zu tun". Auch Zweiter Bürgermeister Josef Dollinger (FW) wies darauf hin, dass man eigentlich nur Ersatz fürs alte Bad schaffen wolle. Den Hubboden hielt er für eine gute Lösung und fragte bezüglich des Planschbeckens: "Ist das Bad familienfreundlich, nur weil ein paar Kleine mit ihren Pampers im Wasser sitzen?" Martin Pschorr (SPD) fand, man trage "den Familien mit einem Planschbecken Rechnung, weil die Kinder sich darin ans Wasser gewöhnen können". Alfred Wagner kritisierte, dass für ältere Kinder nichts geboten werde, "wenn der Hubboden gerade unten ist". Die Planungen, nach seiner Meinung "auf dem Stand der 70er Jahre", steckten in einer Sackgasse und sollten "auf Null zurückgesetzt werden". Johannes Becher (Grüne) vermisste "eine aktuelle Betriebskostenkalkulation, um mit sauberen Zahlen diskutieren zu können".

© SZ vom 17.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: