Petition gegen Flüchtlingsunterkunft:"Eine Eskalation können wir nicht brauchen"

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Leon Eckert von den Grünen spricht von "Hetze". In Eching protestieren 208 "besorgte Bürger" gegen die Traglufthalle für Asylbewerber in der Nähe der Kleist- und Goethestraße. Wortwahl und Aussage missfällt den Echinger Gemeinderäten.

Von Klaus Bachhuber, Eching

Gegen den geplanten Standort einer Traglufthalle als Notaufnahme für Asylbewerber in Eching haben 208 "besorgte Bürger" protestiert. Eine diesbezügliche Unterschriftenliste wurde an Bezirksregierung, Landratsamt Freising und die Gemeinde geschickt. Darin wird der beabsichtigte Standort in der Nähe von der Kleist- und Goethestraße als "denkbar ungeeignet" und "mehr als zweifelhaft" beklagt. Die Nähe zu Wohngebieten erwecke bei den Unterzeichnern "ernsthafte Sorgen um die Sicherheit für uns, unsere Kinder und Enkelkinder, vor allem nachts".

Seit Monaten beherbergt Eching rund 100 Flüchtlinge an zwei Standorten in Eching und Dietersheim. Am Dienstag sind nun auch erste Asylbewerber in die übergangsweise Notunterkunft in der Sporthalle der Imma-Mack-Realschule eingezogen. Dieses Notaufnahmelager soll möglichst bald durch eine Traglufthalle ersetzt werden, die an einer Ecke zwischen Autobahn und S-Bahn erstellt werden soll, eben nahe Kleist- und Goethestraße.

Die Unterbringung liege mitten im Wohngebiet, sagen die Unterzeichner

Gemeinde und Landratsamt verhandeln seit Wochen ergebnislos über die Erschließungsmodalitäten des Standorts. Bürgermeister Josef Riemensberger (CSU) hatte ihn jüngst im Gemeinderat als alternativlos bezeichnet, da die Halle dort "relativ integriert und trotzdem nicht unmittelbar an einer Wohnbebauung" sei. Das sehen die 208 Unterzeichner der Petition nun anders. Da die Fläche an zwei Flanken von Bahn und Autobahn begrenzt werde, sei "der einzige Ausgang aus diesem Terrain für die Asylanten" über die Wohngebiete um Kleist- und Goethestraße. Damit liege "diese Unterbringung mitten im Wohngebiet", folgern die Unterzeichner.

So wie hier in Neubiberg bei München könnte die Traglufthalle aussehen, die in Eching aufgebaut werden soll. Auch in Neufahrn ist eine geplant. (Foto: dpa)

Da sie auch noch in Erfahrung gebracht haben wollen, dass in die Halle "fast ausschließlich alleinstehende, junge, männliche Asylbewerber" kommen würden, befürchten sie ein Sicherheitsrisiko. Ohnehin würden durch "die Konzentration der Flüchtlinge an einem Standort eventuelle Konflikte zwischen Einheimischen und Asylanten verschiedenster Herkunftsländer, Religionen, Sitten und Gebräuche billigend in Kauf genommen".

Die Traglufthalle ist jedoch ausdrücklich als Notunterkunft und Durchgangsstelle konzipiert, so dass die Art der Belegung nicht ansatzweise absehbar ist. Die Polizei im Landkreis Freising hat in mehreren Verlautbarungen noch stets darauf hingewiesen, dass es im Umfeld von Asylbewerberunterkünften noch nie zu signifikanten Straftaten gekommen sei.

"Hetze betrieben und noch mehr Angst befördert"

Im Hauptausschuss des Echinger Gemeinderats bezog Leon Eckert (Grüne) Position gegen die Petition. Die Unterschriftenaktion enthalte nicht nur berechtigte Sorgen und fachliche Argumente, befand er, alleine durch die despektierliche Wortwahl der "Asylanten" und Zielsetzung werde vielmehr "Hetze betrieben und noch mehr Angst befördert". Georg Bartl (CSU) sagte, man müsse "den Ball flach halten" und nicht weiter über den Vorstoß sprechen, "eine Eskalation können wir nicht brauchen". Riemensberger sagte nur, die Gemeinde müsse "versuchen, vernünftige Verhältnisse aufrechtzuerhalten".

Derzeit wird nun die Echinger Realschulhalle bezogen, die seit zwei Wochen bereitsteht, um etwa 250 Menschen notdürftig zu beherbergen. An der Schule wurde eine eigene Kontaktgruppe gebildet. Realschüler haben bereits den Erlös aus einem Basar dem Helferkreis Asyl zur Unterstützung der ankommenden Flüchtlinge gespendet.

© SZ vom 08.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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