Dritte Startbahn:Zu große Belastung für die Bürger

Lesezeit: 2 min

Ist der Einladung nach Attaching gefolgt: SPD-Landtagsabgeordnete Annette Karl (2. v. l.) diskutiert mit Michael Buchberger (r.) von der Bürgerinitiative. (Foto: Marco Einfeldt)

SPD-Abgeordnete Annette Karl sieht den geplanten Startbahnbau nach einem Besuch in Attaching kritischer als zuvor

Von Petra Schnirch, Freising

Leicht macht es Annette Karl den Vertretern der Bürgerinitiative Attaching nicht. Als die Startbahngegner am Mittwochnachmittag im Feuerwehrhaus ihre Argumente gegen den Flughafenausbau vorbringen, hakt die SPD-Landtagsabgeordnete aus der Oberpfalz immer wieder ein. Wenn Michael Buchberger etwa betont, dass die Zahl der Flugbewegungen sehr deutlich unter den Prognosen der Startbahnplaner geblieben sei, verweist sie auf die aktuelle Entwicklung mit einem leichten Trend nach oben. Auch dass die Flughafenbetreiber inzwischen 430 000 Starts und Landungen im Jahr als Kapazitätsgrenze ansehen und nicht die noch in der Gerichtsverhandlung genannten 480 000, hält sie aus technischen Gründen für nachvollziehbar. Beeindruckt hat sie der Besuch in Attaching aber offenkundig doch.

Buchberger und Franz Spitzenberger von der Attachinger Bürgerinitiative sowie SPD-Kreisvorsitzender Peter Warlimont und Ortsvereinschef Markus Grill nehmen die Abgeordnete auch mit zu einem Referenzpunkt im Westen der nördlichen Startbahn. Gerade kommt über ihren Köpfen eine A 340 herein. "110 Dezibel", sagt Buchberger nach einer Messung per Smartphone und fügt hinzu: Mit einer dritten Startbahn würden die Attachinger alle zweieinhalb Minuten in dieser Höhe von etwa 80 Metern überflogen. Auch drei Häuser in der Straße An der Goldach begutachtet die kleine Gruppe. Obwohl sie dem Flughafen am nächsten lägen, hätten die Bewohner bei einem Startbahnbau keinen Anspruch auf Entschädigung, schildert Michael Buchberger. Das sei absolut unverständlich.

Annette Karl bilanziert zum Schluss ihres zweistündigen Besuches: "Ich bin froh, dass ich hergekommen bin", sie habe mehr über die "Sichtweise und Betroffenheit der Attachinger Bürger" erfahren. Zwar macht Karl keinen Hehl daraus, dass sie eine dritte Startbahn nach wie vor für "wirtschaftlich sinnvoll" hält. Die wirtschaftliche Betrachtung und die Belastungen für Anwohner und Umwelt müssten aber "sehr genau gegeneinander abgewogen werden". Die Bayern-SPD habe dies schon vor Jahren getan und sich gegen den Bau ausgesprochen. In der derzeitigen Situation sei das Projekt nach einer "Gesamtabwägung" nicht tragbar, sagt Karl zum Schluss. Die Bürgerinitiative hatte die Abgeordnete eingeladen, weil sie im Wirtschaftsausschuss des Landtags Mitte Juli noch Verständnis für einen Flughafenausbau zeigte.

In Attaching sichert Karl zu, an dem Thema Feinstaub dranzubleiben und zu klären, wo und mit welchen Geräten was gemessen werde - derzeit ein großer Streitpunkt zwischen Flughafengesellschaft und Startbahngegnern. Von Michael Buchberger und Franz Spitzenberger will die SPD-Politikerin bei ihrem Besuch außerdem wissen, warum die Bürgerinitiative nicht von sich aus ein zweites Bürgerbegehren in der Stadt München zum Flughafenausbau angeht. Die Diskussion wäre dann "endgültig erledigt", sollten die Befürworter des Projekts erneut scheitern - und die Attachinger hätten endlich Klarheit. Buchberger erwidert, dass in dieser Sache beim Bürgerentscheid 2015 entschieden worden sei. An Karl gerichtet meint er noch: Jeder Tag, an dem nicht gebaut werde, "ist ein guter Tag für Freising". Die Attachinger kämpften nicht nur für sich und ihr Dorf, sondern auch für alle jenseits der Autobahn A 92.

© SZ vom 18.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: