Dritte Startbahn:Ärger über hartnäckige FMG-Aufkäufer

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Die Bürgerinitiative rät von Gesprächen mit Flughafen-Unterhändlern ab - mehr als 20 Attachinger stehen für eine Musterklagen bereit.

Kerstin Vogel

Mit dem eindringlichen Appell, nicht voreilig Grund für eine dritte Startbahn an die Flughafenbetreiber zu verkaufen, hat sich Christine Margraf, Artenschutzreferentin des Bundes Naturschutz, an die Attachinger gewendet: "Lassen Sie sich nicht ins Bockshorn jagen", sagte sie mit Blick auf das manchmal offenbar recht einschüchternde Auftreten der FMG-Aufkäufer: "Auch wenn die das behaupten, Sie sind nicht der Letzte, der noch nicht verkauft hat."

Appell von Christian Mayer: nicht voreilig Grund für die dritte Startbahn verkaufen. (Foto: dpa/dpaweb)

Zu Enteignungsverfahren komme es erst, wenn die Klagen gegen einen Planfeststellungsbeschluss endgültig verloren seien - und auch dann müsse für den Grund bezahlt werden. Margraf: "Es gibt dann vielleicht nicht mehr die allerbesten Tauschflächen, aber das sollte uns der Kampf um die Heimat wert sein." Solange es noch keinen Planfeststellungsbeschluss gebe, bestehe auch keine Notwendigkeit, mit den Unterhändlern des Flughafens überhaupt zu sprechen, bestätigte Michael Buchberger von der Attachinger Bürgerinitiative, die am Donnerstag zur Mitgliederversammlung eingeladen hatte. Auch er warf dem Unternehmen vor, in Attaching "massiv Leute zu belästigen".

Nach Informationen des Bundes Naturschutz hat die Flughafengesellschaft in den vergangenen sechs Jahren bereits 120 Millionen Euro für den Grunderwerb ausgegeben. Trotzdem gebe es neben dem BN und beispielsweise der Kirche noch genug Grundbesitzer, die Flächen im Bereich der geplanten Startbahn besäßen, sagte Margraf. Klagen werde gegen einen für die FMG positiven Planfeststellungsbeschluss in jedem Fall der Bund Naturschutz, der in nahezu allen Punkten klageberechtigt sei. Auch mehrere Kommunen, darunter die Stadt Freising, hätten angekündigt, vor Gericht ziehen zu wollen. "Zentral wichtig" seien jedoch Grundstückseigentümer, die von einer dritten Startbahn betroffen wären und sich als Musterkläger zur Verfügung stellen würden, sagte Margraf weiter. Anders als Kommunen könnten diese nämlich persönliche Betroffenheiten geltend machen, sei es durch Lärm oder weil beispielsweise eine Landwirtschaft in ihrer Existenz bedroht werde.

Was diese Musterkläger angeht, hat die Bürgerinitiative Attaching auch bereits gut "vorgearbeitet", wie ihr Vorsitzender Franz Spitzenberger berichten konnte: Mehr als 20 Bürger hätten schon zugesagt, sagte er stolz, darunter Familien ebenso wie Menschen ohne Kinder, Bürger aus allen Berufsgruppen - "sowohl mit Grundeigentum als auch ohne". Die Auswahl werde am Ende die Schutzgemeinschaft zusammen mit den Rechtsanwälten treffen, sagte Spitzenberger weiter. Auch finanziell würden die Musterkläger natürlich von der Schutzgemeinschaft unterstützt. Seine Hoffnung: "Wir werden eine starke Gemeinschaft bilden."

Spitzenberger wie auch Margraf rechnen damit, dass sich ein Prozess durchaus einige Jahre hinziehen könnte - wenn es denn tatsächlich dazu kommt. Denn Margraf sieht auch Anlass für Optimismus: Die Argumente der Startbahngegner seien "besser denn je", sagte sie in der bis auf den letzten Platz besetzten Attachinger Sportgaststätte und rief dazu auf, weiterhin breiten Widerstand zu leisten. Für die Politiker sei es jederzeit möglich, die dritte Startbahn politisch zu kippen, stellte sie klar - und deutete nicht zuletzt sogar die Möglichkeit an, dass die Regierung von Oberbayern gegen den Flughafenausbau entscheiden könnte: "Dann gibt es eine Riesenfeier - und anschließend stellen wir all die Stunden in Rechnung, die wir ehrenamtlich im Widerstand geleistet haben."

© SZ vom 07.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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