Böllerschützenkurs:Für diesen Böller brauchen Sie eine Genehmigung

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Böller sind keine Waffen und werden in Handarbeit nach historischen Vorbildern gefertigt. (Foto: STA Franz X. Fuchs)

Wer in Bayern Böllerschütze werden will, muss den Umgang mit Schwarzpulver erst lernen. Dafür darf man dann auch mal Anwohner mit einem lauten Knall wecken.

Von Katharina Aurich, Zolling

Tobias, 20, Andreas, 20, und Thomas,22, aus Helfenbrunn wollen eine Kanone bauen. Unterstützt werden die drei jungen Männer von Thomas Opa. Allerdings mussten sie für ihr Hobby erst einen Lehrgang im Böllerschießen absolvieren und ihre Fertigkeiten im Umgang mit dem Sprengstoff Schwarzpulver sowie ihr theoretisches Wissen über das Böllerschießen beweisen. Hermann Schillinger aus Vachendorf handelt seit über 25 Jahren mit Zubehör für das Böllerschießen, baut selbst Böller und bietet diese Kurse bayernweit an: im Schützenheim in Oberappersdorf.

Geprüft wurden die Teilnehmer am Ende des theoretischen und praktischen Unterrichts von einem Mitarbeiter der Gewerbeaufsicht der Regierung von Oberbayern. Die Genehmigung zum Böllern erteilt anschließend das Landratsamt. Die drei jungen Männer haben bestanden und können nun gemeinsam mit dem Opa loslegen.

Aus Metallteilen, Edelstahl und einem Schaft aus Holz werden die ausgebildeten Schreiner ihr Schmuckstück bauen, so wie die historischen Vorbilder, die in alten Burganlagen zu bewundern sind. Aber eine Kanonenkugel werde nicht eingesetzt, stellen die drei klar. Denn ein Böller sei keine Waffe, sondern diene rein der Lärmerzeugung. Ist die Kanone fertig, muss sie vor ihrem ersten Einsatz vom Beschussamt in München beschossen werden und erhält einen Stempel, eine Art TÜV für Böller.

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Alle fünf Jahre muss die Kontrolle erneuert werden. Die 25 Kursteilnehmer wissen, wie sorgsam man mit Schusswaffen umgehen muss, denn fast alle sind auch Mitglieder in Schützenvereinen oder in Krieger- und Soldatenvereinen in den Landkreisen Freising und Erding. Nur eine Frau findet sich unter den Böllerschützen, das außergewöhnliche Hobby begeistert offensichtlich eher Männer. Zum Krach erzeugen stehen Handböller, Kanonen und Standböller zur Auswahl.

Damit auch jeder weiß, wie gefährlich das Schwarzpulver ist, zündete Schillinger zu Beginn der praktischen Vorführung zunächst mit einer Zündschnur einen Haufen Schwarzpulver, natürlich aus sicher Entfernung. Der Knall und vor allem die dichte Rauchwolke waren überaus beeindruckend. Dann kam der Standböller, der senkrecht nach oben gehalten wird, zum Einsatz. Ein Korken flog mit ohrenbetäubendem Knall heraus, nachdem der Lauf mit Schwarzpulver gefüllt wurde. Bei den Kanonen gibt es die Vorder- und Hinterlader, erläutert der Fachmann auf der Rasenfläche hinter dem Schützenheim, wo die verschiedenen Geräte aufgebaut waren. "Es ist cool, wenn es knallt" finden die drei jungen Männer. Für sie ist das Böllerschießen Brauchtumspflege und sie dürfen nun beim Kriegerjahrtag, bei Beerdigungen oder Weckrufen am Morgen vor Festen die Lunte zünden, damit die Menschen aus den Betten fallen. Natürlich müsse man das Böllerschießen vorher anmelden, sonst werde die Feuerwehr umsonst alarmiert.

Das entsprechende Alter ist Vorraussetzung

Um ein Böllerschütze zu werden, müsse man 21 Jahre alt sein. Neben der Brauchtumspflege geht es den jungen Männern auch darum, etwas gemeinsam zu machen und solch ein Hobby habe schließlich nicht jeder, es sei etwas Besonderes, sagen sie. Aber leider würden es immer weniger, die den aufwendigen Böllerschützenlehrgang absolvieren wollten, erzählt der 20-jährige Andreas.

Inzwischen hatte die ohrenbetäubenden Knallerei hinter dem Schützenheim auch Neugierige angelockt, die das Geschehen etwas verwundert verfolgten. Schillinger achtete jedoch sehr genau darauf, dass gebührend Abstand von dem gefährliche Pulver gehalten wurde. Schwarzpulver sei der Überbegriff für eine Vielzahl von Sprengstoffen, erläuterte er. Für die Böller werde grobes Pulver verwendet, je feiner es sei, umso gefährlicher und höher die Sprengkraft. "In Bayern gibt es 720 Böllergruppen mit 9850 (Stand:2014) Böllerschützinnen und Böllerschützen, die diese schöne Tradition betreiben", informiert der Bayerische Sportschützenbund auf seiner Homepage.

"Es ist cool, wenn es knallt", finden die jungen Teilnehmer des Böllerschießkurses in Oberappersdorf. (Foto: Marco Einfeldt)
© SZ vom 07.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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