Ärger über hohe Gebühren:Teure letzte Stündchen

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Für die Unterbringung eines Sarges verlangt die Marktgemeinde Au 120 Euro pro Tag - so viel wie gehobene Hotels

Von Peter Becker, Au

Es ist eine der letzten Stationen in der Marktgemeinde Au, wenn der Lebensweg zu Ende ist: das Leichenhaus des Friedhofs. In ihrer Trauer ärgern sich die Hinterbliebenen bisweilen auch über sehr irdische Belange: Denn die Unterbringung des Sargs im Leichenhaus ist eine teure Angelegenheit. Die Gemeinde verlangt dafür einen Tagessatz von 120 Euro. Das entspricht in etwa den Übernachtungskosten in einem gehobenen Hotel. Kein Wunder also, dass die Angehörigen den Aufenthalt des Verblichenen im Leichenhaus so kurz wie möglich halten wollen. Weil die Bestattungsgebühren jetzt neu kalkuliert werden sollen, will der Marktgemeinderat auch diese Kalkulation überprüfen lassen.

Die Krux an der Gebührenordnung für die Benutzung des Auer Leichenhauses ist, dass der Kommunale Prüfungsausschuss Friedhof und Leichenhaus nicht als Einheit, sondern separat betrachtet. Für jeden Abschnitt gibt es also eigene Gebühren, erläuterte dazu Bürgermeister Karl Ecker (FWG) im Gemeinderat. Vielen Bürgern ist indes die Gebühr für die Aufbewahrung des Sarges im Leichenhaus zu hoch. Deshalb versuchen sie, den Aufenthalt ihres verstorbenen Angehörigen dort so kurz wie möglich zu halten. Bürgermeister Ecker warnte aber vor den Konsequenzen. Dies könne zur Folge haben, dass die Leichenhausgebühren der Marktgemeinde in Zukunft noch höher ausfallen könnten.

In der Vergangenheit hat sich im Bestattungswesen viel verändert. Die Erdbestattung ist nicht mehr en vogue. Viele Menschen bevorzugen als letzte Ruhestätte ein Urnengrab oder eine Urnenwand, das Kolumbarium. Sie halten dies für zeitgemäßer und wollen niemanden mit der Grabpflege belasten. Früher gab es Zuschüsse, sagte Bürgermeister Karl Ecker (FWG) im Gemeinderat, heutzutage muss dieser kommunale Bereich kostendeckend arbeiten.

Die Marktgemeinde will die Gebührenkalkulation jetzt durch ein Straubinger Beratungsbüro durchrechnen lassen. Dieses soll unter anderem prüfen, ob Leichenhaus und Friedhof nicht doch wieder als Einheit gesehen werden könnten. Mit dem Büro hat die Marktgemeinde gute Erfahrungen gemacht. Es kalkulierte vor Jahren die Abwassergebühren in Au neu und kam dabei auf günstige Tarife. Die Abwasserbeseitigung und das Bestattungswesen, erläuterte Ecker, seien die beiden Posten in einer Gemeinde, die kostendeckend arbeiten müssten. Bei einem Kindergarten sei dies unmöglich. Das käme die Eltern zu teuer.

© SZ vom 01.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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