Freimann:Ornamental und transparent

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Stadtgestaltungskommission goutiert den Fassadenentwurf für die Neubauten am Eisenbahn-Ausbesserungswerk

Von Alfred Dürr, Freimann

Es ist die umfangreichste Sanierung, die zur Zeit in der Stadt stattfindet: Die denkmalgeschützte, ehemalige Dampflok-Richthalle des früheren Bundesbahn-Ausbesserungswerkes an der Lilienthalallee in Freimann bekommt ein neues Innenleben. Die Dimensionen der historischen Halle aus den Vierzigerjahren, die seit langem leer steht, sind enorm - acht Fußballfelder könnten auf ihrer Grundfläche Platz finden.

Im nördlichen Bereich des Komplexes wird ein Baumarkt entstehen, für den zusätzliche Infrastruktur gebaut werden muss. Für Parkhaus, Warenanlieferung, Personalräume und verschiedene technische Einrichtungen wird deshalb ein eigener Trakt direkt im Anschluss an die Halle errichtet. Nun liegt der Entwurf für die Fassade des Anbaus vor.

Das für die Sanierung der Halle zuständige Münchner Büro Kupferschmidt Architekten plant eine Hülle mit einer ornamentalen und transparenten Struktur aus Metall. Damit sollen sich die Anbauten optisch vom Altbau mit seiner strengen Gliederung der Ziegelfassade abheben. "Wir wollen diesem Erscheinungsbild ein leicht spielerisches Element entgegensetzen", sagt Architekt Peter Kupferschmidt. Der Anstrich der Fassade sei auf den sandfarbenen Ton der Halle abgestimmt.

Ende des vergangenen Jahres hatten die Architekten bereits eine noch völlig andere Fassadenidee präsentiert, die Neubauten sollten mit einer Art Zaun eingefasst werden. Eine an dieser Zaunkonstruktion befestigte Drahtverspannung sollte als Gerüst für Pflanzen dienen, die sich dann hochschlingen sollten. Doch diese Art der Fassadenbegrünung wurde von der Stadtgestaltungskommission als unpassend angesehen; die Architekten sollten einen neuen Entwurf zur Begutachtung vorlegen.

Das ist nun in der jüngsten Sitzung der Stadtgestaltungskommission geschehen. Die Architekturexperten, die den Stadtrat in strittigen Baufragen beraten, diskutierten teilweise kontrovers über den neuen Vorschlag. Die Architektin Ulrike Lauber stört die Transparenz der Hülle, man könne die bauliche Unordnung dahinter erkennen. Ihr Kollege Andreas Meck bemerkte, dass mit dem jetzt vorgelegten Entwurf ein eigenständiger und einheitlicher Baukörper geprägt werde. Karin Schmid, ebenfalls Architektin, befürchtet, dass es wohl nicht bei der "reinen" Fassade bleiben wird - beim Anbringen von Hinweisschildern oder Beschriftungen müsse man auf eine gute Gestaltung achten.

Stadtheimatpfleger Gert Goergens und Stadtratsmitglieder wie Heide Rieke (SPD) oder Johann Altmann (Bayernpartei) begrüßten den aktuellen Vorschlag, der eine deutlich Verbesserung darstelle; nur Stadtrat Herbert Danner (Grüne) hielt an dem Begrünungskonzept fest, der neue Entwurf gefalle ihm überhaupt nicht.

Am Ende war Danner der Einzige, der sich gegen die ornamentale Fassade aussprach, alle anderen Mitglieder des Gremiums nahmen den Vorschlag "zustimmend zur Kenntnis".

© SZ vom 11.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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