Freimann:Konzept der kurzen Wege

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Abbruch und Aufbruch: Ein Hallen-Segment an der Lilienthalallee muss weichen. BMW will den Standort ausbauen und zugleich Firmenteile konzentrieren. (Foto: Hess)

BMW baut den Standort Freimann stufenweise aus und führt dort bisher verstreut gelegene Unternehmensbereiche zusammen

Von Stefan Mühleisen, Freimann

Während die Erweiterungspläne für das Forschungs- und Innovationszentrum (FIZ) in Milbertshofen noch auf den Start warten, gibt BMW mit seiner Ausbauoffensive etwa vier Kilometer weiter östlich bereits Gas: Derzeit sind Arbeiter am Werk, ein Hallen-Segment an der Lilienthalallee in Freimann, angrenzend zum Grundstück des Eisenbahner-Sportvereins (ESV), abzureißen. Damit hat der Autobauer nach mehr als anderthalb Jahren Vorlauf mit der Expansion dieses Standortes in Freimann begonnen, wie Unternehmenssprecher Jochen Frey bestätigt. "Das Areal wird stufenweise entwickelt", kündigt er an.

Die BMW Group will hier bisher verstreute Unternehmensbereiche in einem Komplex zusammenfassen - Vertrieb BMW Deutschland, BMW Bank und die Tochterfirma Alphabet Fuhrparkmanagement GmbH. In einem ersten Bauabschnitt soll nach Freys Angaben ein Büroneubau mit Gastronomie- und Konferenzflächen entstehen; westlich davon lässt BMW ein "multifunktionales Gebäude" errichten, in dem das Segment "BMW Motorrad" unterkommen soll; außerdem sollen dort Werkstätten sowie Abteilungen der Fahrzeugprogrammierung unterkommen. Derzeit ist die Rede von 3500 Mitarbeitern, die hier angesiedelt werden. Über den Zeitplan will der BMW-Sprecher keine Angaben machen.

Doch offenbar will der Konzern zügig fertig werden, wie aus einem internen Papier vom Februar 2016 hervorgeht, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Darin heißt es, dass "der Einzug für das dritte Quartal 2018 geplant" sei. In dem knappen Dossier, in dem noch von 3100 Mitarbeitern die Rede ist, legt die Firmenleitung dar, was sie sich von dem Projekt für die konzentrierten Konzernbereiche verspricht: "Kurze Wege, räumliche Nähe und der regelmäßige Austausch mit den Kollegen an einem zentralen Standort sollen die Zusammenarbeit verbessern und vereinfachen."

Was durch den Standortausbau allerdings kaum besser wird, ist die Verkehrssituation in Freimann, zumal im Nordteil der Lilienthalallee etwa zur gleichen Zeit das Oldtimerzentrum "Motorworld" und ein großer Baumarkt eröffnen werden. Allerdings hatten BMW-Vertreter schon bei der ersten Präsentation der Pläne im März 2015 versichert, sich an der Lösung der Probleme aktiv zu beteiligen. "Für den Standort wird ein integriertes Verkehrs- und Mobilitätskonzept erarbeitet, das auch Anreize zur Erhöhung der Nutzung des öffentlichen Verkehrs und des Radverkehrs sowie Car-Sharing beinhaltet", sagt nun auch Sprecher Frey. Die Zusammenarbeit mit der Stadt laufe diesbezüglich gut.

Vom Planungsreferat ist dabei zu hören, dass die Vorbereitungen für zwei wichtige Problemstellen schon laufen: Die Zufahrt zum neuen Komplex ist nur über zwei Kreuzungen möglich, an der Heidemannstraße im Norden und dem Frankfurter Ring im Süden, die jeweils als Flaschenhälse in die Lilienthalallee einmünden. Ein Behördensprecher stellt für kommenden Winter eine Vorlage für den Stadtrat in Aussicht, die "Maßnahmen an den Kreuzungen" vorsieht. Damit könne der Verkehr in der Lilienthalallee leistungsfähig abgewickelt werden, was bereits durch Gutachten bestätigt sei.

Mit dem ersten Bauabschnitt an der Grenze zum ESV-Gelände blickt der Verein auch dem Ende einer jahrzehntelangen Hängepartie entgegen: Die Liegenschaft und das 16 000 Quadratmeter große Hallen-Bauwerk, in dem einst Güterzüge repariert wurden, wurde Mitte der Neunzigerjahre aufgeteilt. Allerdings war damals eine verbindliche Teilungserklärung vergessen worden, indes der ESV einen hundert Meter langen und zwölf Meter breiten Abschnitt am Ostrand seit 1953 zur Miete nutzt. BMW kaufte 2010 die Halle - und damit auch den ESV-Anteil.

Nun, da der Auto-Konzern seinen Hallenanteil abreißt, muss die Trennwand zu einer tragenden Außenwand umgebaut werden. Das kostet viel Geld, das der ESV keinesfalls aufzuwenden bereit ist. BMW und Stadt einigten sich zuletzt, jeweils ungefähr die Hälfte der fälligen Kosten zu übernehmen. Doch trotzdem bangt Vereinsvorstand Günter Neumann weiter: "Wenn die Wand nicht bis zum Winter steht, können wir die Halle wohl nur mit einer Zusatzheizung betreiben. Doch wer bezahlt uns das?" Wenn BMW einen Neubau errichten wolle, so sagt Neumann, dann solle das Unternehmen doch bitte auch dafür sorgen, "dass wir nicht darunter leiden müssen". Unternehmenssprecher Frey gibt jetzt schon Entwarnung: "Gemäß aktuellem Bauzeitplan ist die Erstellung der Gebäudedämmung im Bereich der durch den Teilabriss offen gelegten Fassade bis zur kommenden Winterperiode gewährleistet."

© SZ vom 23.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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