Freimann:Guter Ruf ist teuer

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Arm aber ausgezeichnet: Das Stück "Schuld und Schein. Ein Geldstück" ist derzeit in einer Wiederaufnahme am Metropoltheater zu sehen. Dafür bekamen (von links) Marc-Philipp Kochendörfer, Hubert Schedlbauer, Paul Kaiser und ihre Kollegen bei den 10. Wasserburger Theatertagen den Preis für die beste Inszenierung. (Foto: oh)

Das Metropoltheater zählt bundesweit zu den renommiertesten freien Bühnen, kann sich aber finanziell kaum über Wasser halten. Intendant und Lokalpolitiker dringen nun auf mehr Unterstützung von Stadt und Staat

Von Stefan Mühleisen, Freimann

Es sei nicht besonders kreativ, an dieser Stelle wieder und wieder das kleine Metropoltheater in München zu nennen, hat zuletzt die Theaterzeitschrift Die Deutsche Bühne eingeräumt. "Aber was soll man machen? Zumindest im Süden der Republik ist es konkurrenzlos, was Anspruch und Qualität angeht." Das Magazin, herausgegeben vom Deutschen Bühnenverein, wählte das Schauspielhaus in Freimann jetzt zum dritten Mal in Folge zum besten Off-Theater im deutschsprachigen Raum. Allein, vom glänzenden Ruf kann sich die Bühne nichts kaufen - das Privattheater hat ein derart ärmliches Budget, dass es den Schauspielern nur 100 Euro am Abend zahlen kann. "Unwürdig", nennt das bitter der Intendant Jochen Schölch - und erneuert jetzt seinen dringenden Appell an Stadt und Staat, seinem Haus endlich mehr Fördergeld zuzugestehen.

Rückendeckung erhält das vielfach preisgekrönte Schauspielhaus an der Floriansmühlstraße vom Bezirksausschuss Schwabing-Freimann. Das Gremium fordert von der Landeshauptstadt, das Förderkonzept für freie Theater insgesamt zu ändern: Die jährliche Höchstförderung soll deutlich angehoben sowie "bei der Vergabe Qualitätsmerkmale stärker als bisher berücksichtigt werden", heißt es in der einstimmig beschlossenen Initiative der SPD-Fraktion. Vor allem das Metropoltheater solle künftig von Stadt und Staat in einem Ausmaß gefördert werden, das "einem Vergleich mit ähnlichen freien Theatern in Bayern und Deutschland gerecht wird".

Das Metropoltheater wird, anders als die Staats- und Stadttheater, zum größten Teil nicht von der öffentlichen Hand, sondern von einem privaten Förderverein getragen. Wie überall in der freien Theaterszene lässt sich das Haus damit kaum wirtschaftlich führen. Die Eintrittspreise müssen erschwinglich bleiben, indes pro Vorstellung bei 160 Plätzen nicht viel hereinkommt - wobei nach Angaben von Intendant Schölch das Theater zu 90 Prozent ausgelastet ist. "Es geht nur nach dem Prinzip Selbstausbeutung", sagt Schölch. Das heißt: magere Gagen für die Schauspieler, viel Arbeit und wenig Lohn für das kleine Bühnenarbeiter-Team. Bereits im Juni hat das Metropoltheater eine Online-Petition geschaltet. Mit Stand vom Mittwoch haben 2660 Menschen unterzeichnet. Es ist ein Alarmsignal - und ein Aufruf zur Unterstützung für mehr finanzielle Hilfen.

Die kommunale Geldspritze reicht hinten und vorne nicht: Die Stadt München überweist jährlich 150 000 Euro; es ist der bisher vorgesehene Maximalbetrag im Förderprogramm für die freie Theaterszene. Im laufenden Jahr werden 750 000 Euro an acht Bühnen, darunter etwa das Tams-Theater und das Teamtheater Tankstelle, verteilt. Vom Staat bekommt das Metropoltheater keinen Cent. Theater mit Sitz in München schließt das Kultusministerium von der Förderung aus, "es sei denn, der Spielbetrieb findet hauptsächlich außerhalb von München statt", wie ein Ministeriumssprecher zuletzt sagte. Für Intendant Schölch ist das kein Argument: Mit der Masse an Gastauftritten würde das Metropoltheater ganz Bayern bespielen. Seine Vorstellung: Der Freistaat soll im Jahr 200 000 Euro zu seinem Theateretat beisteuern; als Zuwendung von der Stadt sieht er 600 000 Euro im Jahr als angemessen an.

Die Forderung richtet sich an die Fraktionen im Stadtrat, den Fördertopf im Herbst, wenn die Haushaltsberatungen beginnen, aufzustocken. Die Behördenleitung im Kulturreferat ist schon bereit dazu. "Ich glaube, es ist an der Zeit, das Metropoltheater angesichts der Qualität seiner Produktionen, der Dichte des Spielplans und der sehr guten Auslastung finanziell höher zu fördern", sagt Kulturreferent Hans-Georg Küppers. Und fügt hinzu, dass er wegen der zahlreichen Gastspiele in ganz Bayern "auch vom Freistaat eine Beteiligung an der Förderung erwarte".

Das Netzwerk Freie Szene München hält indessen eine massive Strukturförderung der Stadt für geboten. In einem Positionspapier der Interessenvereinigung wird eine Anhebung für die freie Kunstszene auf jährlich zehn Millionen Euro gefordert.

© SZ vom 10.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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