Freimann:Drei Nummern größer

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Das Wohngebiet an der Freisinger Landstraße soll erweitert werden - was man im Viertel seit Langem forderte. Davon profitiert vor allem der Sportverein TS Jahn, der so zu einer neuen Dreifachturnhalle kommt

Von Stefan Mühleisen und Simon Schramm, Freimann

Das neue Wohnquartier an der Freisinger Landstraße soll doch größer ausfallen als bisher geplant - und zwar so wie es der Bezirksausschuss (BA) Schwabing-Freimann, die Turnerschaft (TS) Jahn und auch die Bürgerschaft gefordert haben. In einem Entwurf für den Stadtrat empfiehlt das Planungsreferat, das Baugebiet nach Norden und Osten auszuweiten. Das neue Quartier würde damit von vier auf fast zwölf Hektar Fläche anwachsen. Der Wandel des Gebiets auf und um das ehemalige Floriansmühlbad am nördlichen Stadtrand könnte also drei Nummern größer ausfallen. "Das hat im Verein große Freude ausgelöst", sagt Werner Gawlik, Vorstandsmitglied beim TS Jahn. Die Begeisterung ist verständlich, kann er doch bald die Früchte jahrelanger Verhandlungen ernten.

Der TS-Vorstand hatte lange vergeblich an Stadt und Stadtpolitik appelliert, einen großen Teil des vier Hektar großen Vereinsgrundstücks mit in die Planungen aufzunehmen; laut und energisch hatte überdies der Bezirksausschuss für die Idee getrommelt, das Wohnquartier auszuweiten - und auch die Bevölkerung sprach sich in der Bürgerversammlung dafür aus. "Für uns ist das ein großer Erfolg", sagt der BA-Vorsitzende Werner Lederer-Piloty (SPD).

Er und seine Gremiumskollegen waren zuletzt sehr verärgert, dass die Stadtverwaltung anscheinend nur halbherzig auf ihre Initiativen einging. Auslöser waren die Planungen für das südlich angrenzende Gebiet des ehemaligen Freibad-Areals zwischen Floriansmühlstraße und Emmerigweg. Die Bayerische Hausbau will dort gut 350 Wohnungen hochziehen - für den TS Jahn als nördlicher Nachbar die Gelegenheit, sein Grundstück als Baufeld anzubieten. Denn die dortige Golf-Abschlaganlage läuft defizitär; der Verein will das Gelände schon lange verkaufen und mit dem Erlös dort eine Dreifachturnhalle bauen. Doch der Stadtrat folgte der Empfehlung des Planungsreferats, zunächst nur für den Südteil einen Architektenwettbewerb durchzuziehen; für das Jahn-Grundstück sollten erst "Strukturuntersuchungen" gemacht werden.

Als Ergebnis gibt die Stadt nun ihre ursprüngliche Skepsis bezüglich Erweiterungsplänen auf. Es gab Bedenken wegen der "sensiblen Lage" im Landschaftsschutzgebiet der Isarauen, überdies Vorbehalte, Sportflächen zu opfern. Die Bedenken sind nun vom Tisch; die Erweiterung gilt nun offenbar als goldener Mittelweg, um allen Belangen und Wünschen gerecht zu werden.

Der Sieger des Wettbewerbs für den Südteil, das Münchner Büro Zillerplus Architekten mit Grabner Huber Lipp Landschaftsarchitekten (Freising), steht seit Ende Juli fest: Es sollen 350 Wohnungen in elf Baukörpern entstehen, die sich an die Biotopflächen östlich des Garchinger Mühlbachs schmiegen. Die Nord-Ost-Erweiterung stellt sich die Behörde so vor: Auf dem nördlichen Areal des TS Jahn würde ein Quartier mit 220 Wohneinheiten sowie die vom Sportverein gewünschte Halle entstehen. Angesichts des Mangels an Hallensportangeboten könne im "vorliegenden Fall ein Verlust an Freisportflächen akzeptiert werden", heißt es in dem Papier. Die Halle bereichere die Sportinfrastruktur im Bezirk mit neuen Angeboten.

Südlich, auf Höhe der Heidemannstraße, wären noch einmal 55 Wohneinheiten möglich. Die Eingriffe in die Landschaft werden als "hinnehmbar" bewertet, weil sie im Quartier ausgeglichen werden. Doch es gibt Auflagen: Im nördlichen Areal müsse zwischen dem Gebiet mit 220 Einheiten und dem mit 55 eine Lücke bleiben, als Korridor für Frischluft. Auch die Biotopflächen am Garchinger Mühlbach dürfen nicht angetastet werden. Zudem: Als "zwingend" erachtet es die Behörde, den gesamten Bereich des derzeit nicht zugänglichen Freibadareals als öffentliche Grün- und Sportfläche zu kultivieren. Dem Referat schwebt vor, einen Fitnessparcours anzulegen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Grundstückseigentümer, die HVB Immobilien, mitspielt.

Der Stadtrat wird sich nach Behördenangaben wohl erst Anfang 2018 mit der Vorlage beschäftigen. Die städtischen Planer legen darin noch zwei andere Varianten vor, welche entweder weniger Wohnungsbau vorsehen oder die Nutzungen anders anordnen. In der favorisierten Version sieht die Behörde jedoch ein Gesamtkonzept, das "größtmöglich private wie öffentliche Interessen gleichermaßen befördert". Unterdessen bleibt offen, ob am Garchinger Mühlbach ein Naturfreibad entstehen kann - eine schon oft geäußerte Forderung des BA. Ein Badebetrieb sei mit den Voraussetzungen - genügend Platz, Stellplätze, Zugänge, Sicherungsmaßnahmen - "schwer vereinbar", heißt es. Trotzdem soll noch weiter geprüft werden, ob wieder, wie in früheren Zeiten, die Münchner in Freimann schwimmen dürfen.

© SZ vom 08.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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