Freimann:Bauen im Biotop

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Mehr Sport für den TS Jahn, mehr Platz für ein Wohngebiet - doch die Stadt sperrt sich wegen des Landschaftsschutzes

Von Stefan Mühleisen, Freimann

Kurz vor der Entscheidung über die Konturen des Neubaugebietes auf dem Gelände des ehemaligen Floriansmühlbades in Freimann richten Stadtviertelpolitiker und die Turnerschaft (TS) Jahn den dringenden Appell an den Stadtrat, den Planungsumgriff nach Norden auszuweiten. "Es wäre eine Win-Win-Situation für den Sport, die Bevölkerung, den Verein und die Stadt, die dadurch mehr Wohnungen bauen kann", sagt TS-Vorstandsmitglied Werner Gawlik. Der Bezirksausschuss-Vorsitzende Werner Lederer-Piloty (SPD) hatte in der Bürgerversammlung sein Unverständnis über das Konzept mit den Worten kommentiert: "Warum der Umgriff nur so klein ist, wissen nur die Götter und die Leute vom Planungsreferat."

Der Planungsausschuss des Stadtrates wird sich laut Tagesordnung am Mittwoch, 29. Juni, mit einer Vorlage für den sogenannten Aufstellungs- und Eckdatenbeschluss für das Baugebiet beschäftigen; das ist eine Grundsatzentscheidung, mit der die Stadt den Weg für die Investoren bereitet. Es geht dabei um ein neues Wohnquartier entlang der Freisinger Landstraße, zwischen Floriansmühlstraße im Süden und Emmerigweg im Norden. Das ehemalige Freibad-Areal liegt seit vielen Jahren brach - nun wollen drei Grundstückseigentümer, darunter die Unicredit-Bank, auf weniger als einem Hektar 30 000 Quadratmeter Geschossfläche realisieren. Allerdings liegt der Ostteil des Geländes im Landschaftsschutzgebiet der Isarauen; Biotopflächen erstrecken sich entlang des Garchinger Mühlbachs, der die östliche Grenze des Planungsgebiets bildet. Deshalb bezeichnet die Planungsbehörde das Gebiet als "sehr sensible Lage", mahnt zu einer "maßvollen Bebauung" sowie dazu, die "wertvollen Grünbestände möglichst zusammenhängend zu erhalten".

Der nördliche Nachbar ist der TS Jahn mit seinem weitläufigen Grundstück, auf dem sich ein Golfplatz befindet. Seit Jahren hat der Verein ein großes Problem und einen dringenden Wunsch: Die Mitgliederzahlen schwellen an, derzeit sind es laut Vorstand Gawlik gut 5500. Die Abteilungen können den Andrang nicht bedienen, Aufnahmestopps wurden auch in der Dependance an der Weltenburger Straße teilweise nötig. Gerne würde die Turnerschaft expandieren und auf dem Freimanner Areal eine Dreifachturnhalle bauen. Doch das Geld ist knapp. Die Vereinsführung sieht nun das Bauprojekt auf dem Nachbargrundstück als Lösung an: Sie will das Golfanlagen-Segment verkaufen und mit dem Erlös die Flächen mit den Tennisanlagen im Nordteil, angrenzend an das "Aldi-Grundstück", erwerben - und so den dort vorgesehenen Hallenbau refinanzieren. Das Kalkül: Die Stadt gewinnt damit Terrain, um das eher überschaubare Bauprojekt auszudehnen; im Gegenzug kann die Turnerschaft ihr sportliches Engagement ausbauen. "Wir sind bisher zum Nichtstun verurteilt", klagt Gawlik. Nach seinen Worten hat die Firma Grammer Immobilien Interesse an dem Deal signalisiert.

Doch die städtische Behörde sperrt sich aus zwei Gründen. Die Fläche liege im Landschaftsschutzgebiet mit größtenteils schützenswertem Baumbestand, heißt es in der Beschlussvorlage der Verwaltung zu einem entsprechenden Vorstoß des Bezirksausschusses. Zudem sei das Areal planerisch als Sportanlage festgesetzt. "Wir haben stadtweit Schwierigkeiten, den Bedarf an Sportflächen zu decken. Ohne Not wollen wir das Freimanner Areal nicht aufgeben", sagt ein Sprecher des Planungsreferates.

© SZ vom 28.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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