Freiham:Schafe zwischen den Hügeln

Lesezeit: 2 min

Wie soll der neue, 60 Hektar große Landschaftspark in Freiham gestaltet werden? Die Münchner haben zum Start der Bürgerbeteiligung schon mal signalisiert, dass sie dort keinen Park aus der Retorte haben wollen

Von Ellen Draxel, Freiham

"Kein plattes Feld, keinen Park aus der Retorte mit streng geometrischen Flächen, sondern eine hügelige Landschaft" wünschen sich die Münchner für Freiham. Einen Erholungs- und "Naturerfahrungsraum" mit Abenteuerspielplatz und Wasserpark, Grillplätzen, Schrebergärten, Schafweide und einem Trimm-Dich-Pfad. Dazu Angebote "in punkto Musik, Kunst und Literatur".

Die Pinnwand im Medicare-Zentrum in Freiham war schon am ersten Abend des zweitägigen Startschusses zur Bürgerbeteiligung übersät mit Ideen für den neuen Landschaftspark im äußersten Münchner Westen. Zwei Kilometer lang und durchschnittlich 250 Meter breit soll die 60 Hektar große Grünoase längs der Autobahn A 99 werden - ein "Ausnahmeprojekt", wie der Leiter für Planung und Neubau im Südwesten beim Baureferat Gartenbau, Andreas Hermann, betont. Nicht nur, weil es vermutlich der letzte Park dieser Größe sein wird, den sich das zunehmend dichter besiedelte München leisten kann. Es ist auch das erste Mal, dass die gesamte Stadtbevölkerung von Anfang an bei der Gestaltung mitwirken darf, etwa 50 Bürger nutzten die Gelegenheit schon diesmal.

Die Rahmenbedingungen für das Gelände gibt es bereits, sie sind von den terra.nova Landschaftsarchitekten entwickelt worden. Aber sie lassen durchaus Spielraum zu. Das Leitbild sieht vor, die Wiesen, Heckenstrukturen und Alleen, wie sie die Umgebung prägen, fortzuführen. Klar ist auch, dass es einen zwölf Meter hohen Lärmschutzwall zur Autobahn hin geben wird. Und das Ziel, den Park nicht mit Straßen zu durchschneiden. Geplant ist eine einzige, für Autos befahrbare Route: Von der jetzigen Autobahn-Ausfahrt Germering-Nord soll eine Stichstraße quer durch den Park bis ins Quartierzentrum führen, vorbei an den Wohngebieten im zweiten Realisierungsabschnitt des Neubaugebietes Freiham-Nord, der frühestens 2020 bebaut wird. "Die Parkbesucher werden die Straße aber nicht als solche wahrnehmen ", verspricht Maria-Luise Seidl von der städtischen Grünplanung. Die Fahrbahn soll im Park eingesenkt und mit zwei 60 Meter breiten Grüntrassen überbrückt werden - entsprechend der Länge von jeweils fünf Bussen. "Eine einzelne, lange Brücke war wegen der Belüftung nicht möglich."

Fußgänger- und Radwegeverbindungen über die Autobahn sind in Verlängerung der Wiesentfelser Straße über den Birnbaumsteigweg und in Verlängerung der Pretzfelder Straße über den Germeringer Weg vorgesehen. Den Germeringer Weg als Autostraße wird es nur noch die kommenden fünf bis sechs Jahre geben - er wird dann zugunsten von Wohnsiedlungen zurückgebaut.

Der Freihamer Weg, bislang Abkürzung zwischen der Bodenseestraße und Alt-Aubing, ist bereits seit einer Woche gesperrt: Neben dem Aubinger Friedhof entsteht von Juni an die Grundschule an der Aubinger Allee, auch die Flächen für den künftigen Bildungscampus nördlich der Bodenseestraße sind schon teilweise planiert. "Armes Alt-Aubing", kommentierten einige Bürger die ihrer Ansicht nach mangelhafte Verkehrsplanung für den Münchner Westen. Bevor es einen Park geben dürfe, müsse erst das Verkehrsproblem gelöst werden: "Stau, Stau, Stau" vermerkten sie an der Pinnwand.

Freiham als neuer Stadtteil für künftig 20 000 Menschen, mit sieben Schulen, 13 Kindertagesstätten und einer eigenen Geothermie-Anlage, soll ein Viertel werden, das "urbane Dichte mit grünem Land verbindet", wie die Stadt betont. 130 von insgesamt 290 Hektar sind Grünbänder, Fuß- und Radwegachsen, Ausgleichsflächen und Landschaftspark. Das Areal um das Gut Freiham bleibt, wie es ist, der Landschaftspark gegenüber entsteht in zwei Bauabschnitten. Teil eins reicht bis zur künftigen Querstraße. Wegen des komplexen Bürgerbeteiligungsverfahrens wird der erste Abschnitt aber frühestens 2020 realisiert. Noch länger - voraussichtlich 20 bis 30 Jahre - soll es dauern, bis der nördliche Bereich des künftigen Parks fertig ist.

Anregungen, Ideen, Wünsche, auch kritische Kommentare zum geplanten Landschaftspark Freiham können Münchner und Bewohner der angrenzenden Gemeinden auch künftig äußern: per E-Mail an die Adresse freiham@buergergutachten.com.

© SZ vom 12.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: