Freiham:Radikal gedacht

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Am nördlichen Stadteingang von Freiham entsteht ein Wohnungsbauprojekt der städtischen Gesellschaft GWG.Simulation: Maier.Neuberger.Architekten (Foto: N/A)

Pläne für die Gebäude, die das nördliche Entree des Gebiets Freiham bilden sollen, stehen fest. Um wirtschaftlich zu bauen, wird typisiert. Ein "Einheitsbrei" entsteht trotzdem nicht

Von Ellen Draxel, Freiham

Freiham materialisiert sich Zug um Zug. Nun steht auch fest, mit welcher Optik der nördliche Eingang in den neuen Stadtteil aufwartet. Ein achtgeschossiges Gebäude in Ziegelfassade, situiert südlich der Grundschule an der Aubinger Allee, dominiert die westliche Ecke des U-förmigen Neubaufeldes. Daneben sollen fünf- bis sechsstöckige, farblich unterschiedlich verputzte Mehrspänner entstehen. Prägendes Element der Fassaden sind mehrflügelige Fenster und zum Hof hin Aluminium-Klappläden, teileweise dienen verglaste Loggien als Schallschutz. Die Dächer können von den Bewohnern als Terrassen genutzt werden, als Ergänzung zu den eher knappen Freiflächen im Innenhof.

Der Entwurf, der damit umgesetzt wird, entstammt der Feder des Münchner Architekten-Teams Maier Neuberger Architekten mit Burger Landschaftsarchitekten. Zwei zweite und ein dritter Preisträger waren aus dem von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GWG ausgelobten Realisierungswettbewerb für den Bau von etwa 150 geförderten Mietwohnungen plus 30 Wohnungen für Menschen, die von akuter Obdachlosigkeit bedroht sind, hervorgegangen. Gebaut werden soll außerdem ein Kinderhaus zur Betreuung von sechs Kita-Gruppen. Das Konzept der Lokalmatadoren hatte die Jury schließlich überzeugt.

"Unser Beitrag", sagt Architekt Sebastian Rickert, "ist in gewisser Weise radikal."

Als Münchner kennen die Planer die Bedingungen des geförderten Wohnungsbaus in der bayerischen Landeshauptstadt sehr gut, insbesondere die Kostenstruktur. "Um den Bau möglichst günstig zu machen, haben wir versucht, zu typisieren". betonte er. Die Arbeit sieht vor, möglichst einfache Baukörper als Typenhäuser zu entwickeln und diese im Westen als koppelbare Schallschutzriegel und im Norden und Osten als freistehende Gebäude zu wiederholen. Die wirtschaftliche Konzeption spiegelt sich damit sowohl in der Bauweise als auch in der Organisation der Grundrisse wider. Einen Einheitsbrei bildeten die fünf Häuser in U-Form deshalb aber nicht, betont der Vorsitzende des Preisgerichts, Thomas Jocher. "Alle Häuser sind einzigartig - sodass man sie als Mieter auch dann wiederfindet, wenn man auf der Wiesn mal die eine oder andere Maß zu viel getrunken hat." Diese Arbeit habe die Jury mit ihrer "Professionalität" überzeugt und mit der Tatsache, dass man sie am ehesten wie vorgesehen umsetzen könne.

Der einzige Bau, der aus der Typisierung herausfällt, ist die Kindertagesstätte. Sie steht singulär, zum einen wegen der Feuerwehrzufahrt, zum anderen, weil sich, wie Rickert aus Erfahrung weiß, "Wohnungsbau und Kitas oft in ganz unterschiedlichen Planungs- und Realisierungsprozessen befinden".

Dass es "echt schwierig" ist, mit begrenzten finanziellen Mitteln und der begrenzten Zeit etwas wirklich Gutes zu realisieren, betont auch Stadtbaurätin Elisabeth Merk. Und diese Ecke Freihams ist eine besonders sensible: Gelingen soll dort einerseits die Vernetzung mit den bereits bestehenden Vierteln in Aubing und Neuaubing. Gelingen soll aber auch die soziale Durchmischung innerhalb des Quartiers. Denn das von der GWG zu bauende "U" umschließt zwei Bauräume im Innenhof, die für Baugemeinschaften reserviert sind.

© SZ vom 22.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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