Freiham:Bestellte Kunst

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Münchens Zweiter Bürgermeister Josef Schmid gibt ein TV-Interview vor der neuen Unterführung. (Foto: Johannes Simon)

Demnächst sollen Graffiti die Betonwände der neuen S-Bahn-Unterführung an der Freihamer Allee zieren

Von Karl-Wilhelm Götte, Freiham

Die Betonwände der neuen S-Bahn-Unterführung an der Freihamer Allee sehen noch jungfräulich aus. Aber: Graffiti als bestellte Kunst sollen die nackten Wände demnächst zieren. "Das ist ein gutes Förderprogramm für die Künstler", kommentierte Münchens Zweiter Bürgermeister Josef Schmid (CSU) das Vorhaben des städtischen Baureferates. Damit soll verhindert werden, dass unerwünschte Schmierereien die Unterführung verschandeln, die schon seit dem 11. August geöffnet ist. Jetzt informierte das Bau- und Kommunalreferat der Landeshauptstadt München an Ort und Stelle über das Bauprojekt, das inklusive der Bahngleisarbeiten 3,2 Millionen Euro gekostet hat und zu je einem Drittel von der Deutschen Bahn, der Landeshauptstadt und vom Bund finanziert wurde.

Bis vor zwei Jahren gab es an gleicher Stelle noch eine Halbschranke, die jeglichen Verkehr zum Gut Freiham und zur Freihamer Allee nach Gräfelfing steuerte. Der Autoverkehr zum Gut Freiham wird mit der neuen Unterführung, die nur für Fußgänger und Radfahrer geöffnet ist, auf den Umweg über das Freihamer Gewerbegebiet geschickt. "Der Tunnel ist eine Superlösung und gibt dem Areal eine Identität", jubelte Stefan Diemling vom Immobilienbereich des Münchner Kommunalreferates, der sich seit 2005 mit der Entwicklung des Gewerbegebietes Freiham beschäftigt. Er erinnerte an die kontroverse Debatte über Tunnel oder Schranke in der Bevölkerung und im Bezirksausschuss Aubing/Lochhausen/Langwied. "Da will man etwas Gutes tun und leidet wie ein Hund, der geschlagen wird", redete sich Diemling seinen damaligen Frust von der Seele.

Bei der Begehung des neuen Bauwerks - 3,50 Meter breit, 14 Meter lang und 2,50 Meter hoch - herrschte allgemeine Zufriedenheit mit der Bauausführung. Besonders die hellen Gabionenwände auf beiden Seiten, die als optische Verblendung dienen, hatten es Ralf Wulf, dem Hauptabteilungsleiter Ingenieurbau im Baureferat, angetan: "Dadurch haben wir kein dunkles Loch bekommen." Die Steinmauern würden noch begrünt und eröffneten dann "schöne Blicke", so Wulf. Die Gabionen würden auch den Schall besser schlucken als Betonwände. Dass Gabionenmauern etwa 50 Prozent teuerer sind als Betonwände, betrachtete Josef Schmid als zusätzliches Geschenk an die Benutzer der Unterführung: "Die Stadt gibt für ihre Bürgerinnen und Bürger etwas aus."

Auch Anton Fürst, dem Vorsitzenden der "Freunde Freihams", gefiel die Unterführung, genauso wie dem amtierenden Vorsitzenden des Bezirksausschusses Aubing/Lochhausen/Langwied, Jürgen Umseher (CSU). "Die Unterführung ist optisch ansprechend", sagte er, "sie ist wunderschön, rundum gelungen."

Jetzt warten besonders die Aubinger und Germeringer Bürger darauf, was jenseits der Unterführung auf dem ehemaligen Gutsgelände passiert. Die Augustiner-Brauerei hat große Teile des Areals erworben. Wann und in welcher Form vor allem die Schlosswirtschaft mit Biergarten wieder eröffnet wird, steht noch nicht fest. Zunächst wird für die wegen der Unterführung gefällten Kastanien an den Zufahrtsrampen Ersatz nachgepflanzt und außerdem die Graffiti-Kunst in Auftrag gegeben.

© SZ vom 20.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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